Hintergrundwissen "Denken/Denkfehler"

Mehrwert-Infos für Vielleser, Mehr-Wisser, Besserwisser

Denken

Denken ist Teil des "Erlebens" und umfasst alle Vorgänge, die aus einer inneren Beschäftigung mit Informationen, Vorstellungen, Erinnerungen und Begriffen eine Erkenntnis zu formen versuchen. Denkprozesse erfolgen bewusst und unbewusst. Bewusst werden zumeist lediglich die Endprodukte des Denkens, nicht jedoch die Denkprozesse, welche die jeweiligen Ergebnisse hervorbringen.

 

Denken kann intuitiv / unbewusst erfolgen (auf einem Einfall basieren, spontan durch Gefühle, Situationen, Sinneseindrücke oder Personen ausgelöst werden) oder abstrakt (bewusst, analytisch) erfolgen.


Insofern wird in Bezug auf Denken u.a. zwischen Wahrnehmung und Intuition sowie zwischen automatischem und kontrolliertem (analytischen) Denken unterschieden.

Automatisches Denken erfolgt unbewusst (ohne bewusste Kontrolle), unwillkürlich, schnell und mühelos (mit geringer oder keiner Anstrengung), während kontrolliertes Denken bewusst, absichtlich, zumeist freiwillig und aufwendig erfolgt und mit mühevollen mentalen Aktivitäten, die unsere Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern, verbunden ist.

 

Denken formt unsere Wahrnehmungen, unsere Meinungen, unsere Überzeugungen, unseren Glauben, unsere Erwartungen, unsere Einsichten, unser Wissen (z.B. Kenntnisse), unsere Fähigkeiten, unsere Sprache und unsere Bewegungen. Denkprozesse unterliegen Denkfehlern (siehe unten) aus denen sich Beobachtungs-, Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehler ebenso ergeben wie Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenzen, fehlerhaftes Handeln oder psychische Probleme. Denken steht auch in einem Zusammenhang mit Intelligenz inklusive sozialer und emotionaler Intelligenz.

Die Rolle des Denkens in Psychologie & Neurowissenschaften

Denken bzw. Denkprozesse spielen in der Psychologie eine ebenso große Rolle wie in den modernen Neurowissenschaften bzw. in der Gehirnforschung. Die Wissenschaften bzw. Bereiche, die sich ganz speziell mit dem Denken beschäftigen, sind die Kognitionswissenschaft und der spezielle Bereich der Denkpsychologie, wobei das Thema selbst höchst unterschiedlich betrachtet wird. 


Wissenschaftsbereiche wie die Persönlichkeitspsychologie, Sozialpsychologie oder die Soziologie nehmen jeweils unterschiedliche Perspektiven ein und betrachten das Denken in entsprechend anders gelagerten Zusammenhängen. 

Denkfehler

Unter einem Denkfehler versteht man in der Psychologie eine Fehleinschätzung,
einen Irrtum oder eine falsche Schlussfolgerung, die auch unabhängig von möglichen Beobachtungsfehlern, die Informationsverarbeitung im Gehirn (z.B. bei der Zuordnung, Einordnung, Decodierung, Encodierung und Interpretation eingehender und vorhandener Informationen) betrifft.

 

Denkfehler betreffen jeden Menschen, da jeder Mensch mit seinem Gehirn denkt, das im Prinzip bei allen Menschen gleich funktioniert. Unser Gehirn nimmt die Informationen nicht einfach so wie sie sind, sondern deutet und interpretiert sie wie ein Detektiv, der unbedingt die Wahrheit herausfinden und sich dabei klug verhalten will.

 

In Wirklichkeit bewerten wir eingehende Informationen (z.B. Personen, Sachverhalte und Ereignisse) auf Basis unserer ganz persönlichen Erfahrungen, Werte und Sichtweisen. Wie durch eine getönte Brille, die manchmal rosarot, manchmal schwarz, manchmal undurchsichtig ist, suchen wir in den Schränken und Schubladen unserer Erinnerung und Erfahrung nach Parallelen oder Ähnlichkeiten und unterliegen dabei unzähligen Fehlern, die wir ständig wiederholen, wobei wir immer wieder zu denselben - oft fehlerhaften - Ergebnissen gelangen. Das führt dazu, dass wir immer dem gleichen "Denk-Trott" und bestimmten Denk- und Handlungs-Mustern folgen.

 

Wir werten Menschen, Dinge und Sachverhalte sehr subjektiv und oft anders, als sie in Wirklichkeit sind. Wir überschätzen oder unterschätzen uns und andere, übertreiben maßlos oder spielen die Tatsachen entsprechend unserer eigenen subjektiven Ansicht und Wunschvorstellung herunter. Wir sehen unüberwindliche Hürden, wo keine sind. Stets ziehen wir völlig willkürlich Rückschlüsse aus unserem Verhalten und dem Verhalten anderer, selbst wenn wir keinen Beweis haben. Wir verallgemeinern und hören geradewegs "die Flöhe husten".

 

So schlussfolgern wir z.B. aus einem einzigen Wort, einer speziellen Betonung, einem Blick oder einer Bewegung etwas Negatives und Böses oder Ablehnung und Bedrohung, während wir z.B. positive Eigenschaften blindlinks übersehen. Alternativ lassen wir uns bereits von wenigen Schlüsselreizen verführen und täuschen. Wir verdrängen und vergessen bestimmte Erfahrungen und ändern unsere Erinnerungen im Nachhinein so ab, wie es uns bequem, logisch und schlüssig erscheint. Wir übertreiben negative Ereignisse und sehen oft das Glück vor unseren Augen nicht. Erstklassige Chancen und Angebote lehnen wir ab, während wir auf primitive Tricks hereinfallen und Angebote nutzen, die uns eher schaden.

 

Wir ordnen alles in Schubladen, manchmal wild durcheinander ohne Zusammenhang. Wir unterteilen in Kategorien und lassen von diesen nur ungern ab, selbst wenn wir feststellen, dass die Einteilung falsch war. Manchmal sehen wir nur zwei Kategorien und nicht mehr. Wir sehen uns als Gewinner oder als Versager. Unser Denken erfolgt unablässig in gewohnten und zudem bequemen Bahnen, wobei wir regelrechte Denk-Schemata verfolgen und selbst dann einhalten, wenn es nicht passt oder wenn es uns behindert. Manchmal denken wir so ökonomisch, dass es schon zu einfach ist, während wir manchmal viel zu kompliziert denken und dabei das eigentlich Relevante oder Wichtige völlig übersehen.

 

Besonders gravierend ist, dass wir alle der Auffassung sind, in irgendeiner Art und Weise Gedanken lesen zu können. Wir glauben nämlich zu wissen, wie andere sind, wie andere reagieren oder wie sich andere uns gegenüber in Zukunft verhalten werden. Insofern denken wir gerne schon einmal vor und konstruieren uns eine eigene Realität bzw. Zukunft, die sich dann sogar erfüllen kann, jedoch nicht immer zu unseren Gunsten. Daraus machen wir sogar manchmal eine regelrechte "Wissenschaft", obwohl die Wissenschaft selbst das anders sieht.

 

Allein unsere Gefühle nehmen wir als Beweis, dass eine bestimmte Sichtweise wahr sein muss. Dabei vergessen wir den Rückkopplungseffekt zwischen Gedanken und Gefühlen. Gravierend ist auch die Art und Weise wie wir sämtliche Informationen und Eindrücke personalisieren bzw. auf uns beziehen. Selbst äußere Ereignisse, die in keinerlei Zusammenhang mit uns selbst stehen, beziehen wir auf uns. Darüber hinaus sind wir alle der Auffassung, Wahrsager zu sein: Wir prognostizieren und warnen uns und andere selbst dann, wenn kein Anhaltspunkt für eine bestimmte Prognose besteht. 


Denkfehler führen nicht nur zu Fehlern in der Art und Weise der Betrachtung bzw. Beobachtung unserer Welt (Selbst + Umwelt, Selbstbild-Fremdbild, Weltbild), sondern auch zu schwerwiegenden Beurteilungsfehlern, die alle Entscheidungen und damit das gesamte Leben betreffen. Darüber hinaus führen sie zu psychischen Problemen, zu Störungen im Sozialverhalten, zu psychosozialen Problemen, zu schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen sowie zu psychosomatischen Erkrankungen und schweren Erkrankungen der Psyche, wobei letzteres keine Seltenheit ist.


Denkfehler beheben sich nicht automatisch. Es bedarf einer Einwirkung von außen (z.B. Therapie oder Coaching) und eines Erkennens, Umdenkens und Umlernens.

Zitate zum Thema

Wir können überhaupt nicht denken, ohne unsere fünf Sinne zu gebrauchen.

Albert Einstein

 

An sich ist nichts weder gut noch böse; das Denken macht es erst dazu.

William Shakespeare

 

Denken ist die schwerste Arbeit, die es gibt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich so wenig Leute damit beschäftigen.

Henry Ford 

 

Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt.

Arthur Schopenhauer 


Die kürzesten Wörter, nämlich 'ja' und 'nein' erfordern das meiste Nachdenken.

Pythagoras von Samos 


Wer so tut, als bringe er die Menschen zum Nachdenken, den lieben sie.
Wer sie wirklich zum Nachdenken bringt, den hassen sie.

Aldous Huxley 

 

Wer lange bedenkt, wählt nicht immer das Beste.

Johann Wolfgang von Goethe


Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.

Johann Wolfgang von Goethe

 

Nur der Denkende erlebt sein Leben, am Gedankenlosen zieht es vorbei.

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach 


Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht.

Oscar Wilde

 

Lernen ohne zu denken, ist eitel, denken, ohne zu lernen, gefährlich.

Konfuzius

Von zwei Menschen, die ihren eigenen Gedanken folgen, wird derjenige die stärkste Persönlichkeit sein, dessen Denken am tiefsten ist.

Ralph Waldo Emerson

 

Wir sind das, was wir denken. Alles was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken.

Mit unseren Gedanken erschaffen wir die Welt...

Dhammapada "Pfad der Lehre"

Nur der denkende Denker denkt denkender als der Denker,

der nur denkt, dass er denkt
Andreas Köhler 



 

 

Weitere Informationen
Denk-Schemata
Umdenken

Beobachtungs-, Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehler
Intelligenz