Hintergrundwissen "Intuition" / "Mentale Intuition"

Mehrwert-Infos für Vielleser, Mehrwisser, Besserwisser

Beispiele:
Kurz vor dem Abflug stieg sie aus der Maschine aus. Sie hatte ein ungutes Gefühl in der Magengrube. Zwei Stunden später stürzte die Maschine ab. Alle Insassen waren tot. Sie war nicht an Bord. Ein weiteres Beispiel: Plötzlich schrie jemand: „Alle raus!“ und kurz darauf stürzte das Haus zusammen. Anschließend konnte sich die Person, die zuvor alle anderen gewarnt hatte, nicht erklären, wie sie den Einsturz des Hauses vorhergesehen hatte. Die Informationen waren einfach urplötzlich da.

 

Die meisten anderen waren intuitiv mit hinaus gerannt. Sie hatten einfach ihren Kopf ausgeschaltet. Einer war jedoch geblieben. Er hatte die Situation logisch analysiert und konnte mit seinem logischen Sachverstand keine Hinweise für eine Gefahr finden. Nun liegt er unter den Trümmern.


Ständig beweist der Mensch, dass er mehr weiß, als er denkt und beschreiben kann. Ohne nachzudenken, entscheidet er oft spontan. Soll man noch kurz über die Straße flitzen oder erst einmal noch warten? Soll man eine andere Person ansprechen - oder besser nicht? Soll man mit seinem Partner zusammenziehen oder doch lieber die eigene Wohnung behalten?

 

Im Unterbewusstsein jedes Menschen lagern Wissensschätze, aus denen er täglich schöpft, ohne es zu merken. Wer es versteht, dieses unbewusste Wissen freizulegen, kann wahre Wunder vollbringen. In unserem Unbewussten können jedoch auch viele Informationen schlummern, die uns eben nicht einträglich sind. Bereits Freud hat sich mit dem Thema beschäftigt, woraus die sogenannte Psychoanalyse entstanden ist.

Dass der Mensch viel mehr weiß als es ihm selbst und anderen eigentlich logisch erscheint, demonstrieren u.a. auch bekannte Komponisten wie Mozart, der bereits als Kleinkind von sich aus Werke komponierte, die in die Weltgeschichte eingingen, während sein älterer und wesentlich erfahrenerer Zeitgenosse Antonio Salieri (Komponist, Kapellmeister und Musikpädagoge) keinen annähernd ebenbürtigen Ruhm erntete.

 

Ebenso zeigen die alten Baumeister durch ihre monumentalen historischen Bauwerke sehr deutlich jene Fähigkeit, die nicht nur Architekten, Archäologen und Physiker beschäftigen, sondern auch Psychologen und Hirnforscher. Intuition nennt man jene Form unbewussten Wissens. Dieses Wissen kann intuitives Wissen um die Konstruktion eindrucksvoller Formen, Funktionen und Zusammenhänge sein, die ganz ohne moderne Berechnung und Erklärung auskommen. Es kann sich aber auch um spontane Ideen und Eingebungen handeln, die einen zu einem bestimmten Verhalten auffordern - alternativ zu einem Unterlassen.

Dabei handelt es sich um Wissen, das sich nicht immer formulieren lässt, z.B. weil jegliche Begründung und Logik fehlt, weil z.B. die Formeln fehlen, um monumentale Bauwerke zu berechnen. Derartige Beweise für mentale Intuition finden aber nicht nur ihren Ausdruck in der Architektur, in der bildenden Kunst und in der Musik (z.B. Kompositionen), sondern in unzähligen kleinen Alltags-Entscheidungen.

Menschen verlassen sich häufig auf dieses innere Gespür, um bislang unbekannte Situationen einzuschätzen und darauf zu reagieren. Man nennt dieses Gespür auch gerne den sogenannten "sechsten Sinn" oder das "Bauchgefühl". Der Verstand, den Menschen einsetzen, um vermeintlich kluge Entscheidungen zu treffen, ist begrenzt. Er macht nur einen kleinen Teil unseres tatsächlichen Wissens aus.

Heute weiß man sogar, dass die überwiegende Anzahl an Entscheidungen Gefühlentscheidungen sind, die im Unterbewusstsein getroffen werden. Dennoch handelt es sich nicht etwa um ein Gefühl, das einfach so aus unserem Bauch kommt: Auch wenn wir eine Intuition haben, erfolgt dies über den Abruf von Informationen, die wir irgendwann einmal über unsere fünf Sinne wahrgenommen und im Gehirn gespeichert haben.

Dahinter steckt die Erkenntnis der Kognitionsforschung, dass Menschen den Lernprozess ihres Gehirns nicht unterbrechen können. Er läuft permanenten im Hintergrund weiter. Zudem läuft er schneller als wir es uns bewusst vorstellen können. Wenn wir bewusst entscheiden, über eine Straße zu laufen, hat unser Gehirn im Unterbewusstsein längst schon diese Entscheidung getroffen, alle eingehenden Informationen gecheckt und völlig unbewusst mit den im Gehirn bereits vorliegenden Informationen abgeglichen. Wenn das Auge eines bildenden Künstlers im Vorübergehen einmal eine Form oder Farbe gestreift hat, wird sie ihm irgendwann wieder zur Verfügung stehen und bei Bedarf wieder ins Bewusstsein kommen, vielleicht just in dem Augenblick, in dem er eine erste Skizze anfertigt, die er für eine spontane Idee hält. 

Pro Sekunde wird der Mensch mit mindestens etwa elf Millionen Sinneswahrnehmungen "bombardiert", selbst dann, wenn man einfach nur so da sitzt und es sich gut gehen lässt. Die meisten Informationen bekommen wir gar nicht mit, obwohl wir alles das, was sich in unserem Wahrnehmungsfeld befindet, wahrnehmen: Vorbeifahrende Autos, zwitschernde Vögel, den tropfenden Wasserhahn, das Bohren des Nachbarn, die sinkende Abend-Temperatur, den Kaffee-Duft aus der Küche, den Stoff des Sofas im Rücken usw.

Das meiste verarbeiten wir, ohne dass das unser Bewusstsein irgendetwas davon mitbekommt. Wenn wir alles bewusst mitbekommen wären, wären wir völlig überfordert – und das nicht nur etwa nach einem langen und harten Arbeitstag. Nach etwa 40 Sinneseindrücken, die unser Gehirn gleichzeitig erreichen, riegelt unser Bewusstsein ab, zumeist weit darunter. Der gesamte und stete nicht endende Input wird daher umgeleitet: Ins Unterbewusstsein. Hier sammelt sich eine ungeheuer große Sammlung an Wissen, zumeist wild durcheinander. Wenn aus diesem Wissensschatz nur ein kleiner Fetzen wieder zurück ins Bewusstsein dringt, dann haben wir das,was wir eine "Intuition" oder Eingebung nennen. Unser Gehirn schaltet dann ohne Nachdenken auf eine völlig andere Situation um. Erkennt plötzlich Zusammenhänge, Formen, Probleme oder Lösungen.


Intuition erlaubt nicht nur schnellere Entscheidungen, sondern spart auch Energie. Wir holen uns nur jene Informationen ins Bewusstsein, die gerade wichtig sein könnten und passen. Dabei "trickst" unser Gehirn - ebenso energiesparend -  ein wenig. Wir holen nur Bruchstückchen zurück ins Bewusstsein. Auf Basis von nur wenigen Informationen erkennen wir – ebenso unbewusst – bestimmte Muster, wobei unser Gehirn fehlende bzw. ausgeblendete  Informationen selbstständig durch Annahmen ergänzt. Nicht immer sind diese Annahmen richtig. Manchmal passen sie aber wiederum gut.

 

Während ihrer evolutionsgeschichtlichen Entwicklung haben Menschen gelernt, auf Basis bereits weniger vorhandener Informationen Schlüsse über ihre Umwelt zu ziehen. Daraus leiten sich dann ihre Entscheidungen und ihr Handeln ab. Beispiel: Wenn ein Steinzeitmensch vor seiner Höhle ein Knacken hörte, registrierte er nicht einfach nur irgendein Geräusch. In seinem Gehirn befanden sich viele Informationen über unterschiedlichste Erfahrungen und Berichte anderer Höhlenbewohner. Dazu zählten auch Erfahrungen mit wilden Tieren oder zumindest Geschichten von wilden Tieren. Folglich konnte es sich beim Geräusch des Knackens auch um ein wildes Tier handeln. Dieses Tier könnte eventuell gefährlich sein usw.  

Um möglichst lange überleben zu können, musste das menschliche Gehirn lernen, an Stelle von Einzelinformationen Muster zu bilden und diese zu analysieren und zu kombinieren. Ebenso musste der Mensch seine Vorstellungskraft (= Phantasie) entwickeln, um die entsprechenden Muster mit möglichen Annahmen zu füllen oder zu ergänzen.

 

Das menschliche Unterbewusstsein ist stets bestrebt auf eine - zur Situation passende - Faustformel zurückzugreifen und fehlende Informationen zu ergänzen. Ebenso besteht die "Intelligenz" des Unbewussten darin, in jeder Situation auf die passende Faustregel zurückzugreifen. Dabei leistet es mehr als der analytische Verstand.

 

Entscheidungen, die allein auf derartigen Intuitionen beruhen, sind nicht immer gut und richtig. Dennoch können Sie Leben retten oder sogar zu genialen Erfindungen führen, zu denen der analytische Verstand allein nicht fähig wäre, weil er mit seiner Logik und Zähigkeit alles Phantastische und Neue blockiert. Manchmal ist genau dies sogar störend. Zu viel wird verstandesgemäß gefiltert und für unlogisch oder unmöglich gehalten.

 

Im Allgemeinen vertrauen Menschen insbesondere bei schwierigen Entscheidungen mehr ihrem analytischen Verstand. Die meisten Menschen halten es für unrealistisch, von grenzenlosem Wissen des Universums, erst Recht von grenzenlosem Wissen in ihrem eigenen Kopf auszugehen, erst recht dann, wenn die eigene Bildung selbst für dürftig gehalten wird. Bildung bezieht sich aber nicht nur auf den Erwerb von Schulwissen und das Lesen von Büchern, sondern auch auf Lernen durch Erfahrungen. Die meisten Erfahrungen, die wir täglich, stündlich und minütlich machen, sind uns gar nicht bewusst. Sie schlummern aber tief in uns, allein deshalb, weil wir sie gemacht haben, sogar mehr als uns lieb ist. auszugehen.

Insbesondere dann, wenn man aus vielen Optionen in relativ kurzer Zeit eine passende und möglichst richtige Option auswählen muss, ist unsere Intuition sehr hilfreich. Andererseits sind Menschen davon überzeugt, dass sie mit mehr Zeit und mehr Logik bessere Entscheidungen treffen würden. Diese Einschätzung ist jedoch nicht zwingend richtig ist, was unterschiedliche Untersuchungen zeigen. Zugleich zeigen sie, dass der  Verzicht auf bewusstes Wissen durchaus einen Vorteil darstellen kann. Gute Intuition ignoriert sogar Informationen von außen. Dies ist aber nicht bei allen Entscheidungen sinnvoll und ratsam. Dennoch: Wer auf diese seine Intuition setzen will, der darf über sein Handeln nicht bewusst nachzudenken, muss es verselbstständigen, so dass es "in Fleisch und Blut" übergeht, ähnlich eines Soldaten, der bestimmte Handgriffe (z.B. an der Waffe) verinnerlicht hat - oder bestimmte Reaktionen bei Gefahr.

Zugleich bedeutet dies: Wer z.B. beim Autofahren alle Handgriffe (z.B. Lenken, Gang einlegen, Blinker setzen) bewusst erfolgen lässt und dabei noch bestrebt ist, alle Außeninformationen bewusst zu verarbeiten, fährt „schlechter“ als ein eher intuitiver Fahrer, der insbesondere in Gefahrensituationen besser und schneller reagieren kann.
In manchen wichtigen Situationen fehlt sogar die Gelegenheit, bewusst und analytisch zu handeln (z.B. notärztliche Versorgung von Unfallopfern). Zu viel Nachdenken kann gefährlich sein und wichtige Zeit kosten. Rationales Kalkül ist fehleranfällig. Manchmal kann es helfen, weniger zu denken und intuitiv zu handeln.

 

Insofern braucht unser Verstand quasi einen unbewussten Berater, der schnell und stetig im Hintergrund zur Stelle - und darüber hinaus sehr kompetent ist. Einen Berater, der nicht auf Einzelheiten fixiert ist, sondern in Bruchteilen von Sekunden Muster und Zusammenhänge herstellt. Doch unser Denken kann man nicht einfach abstellen. Und manchmal ist auch unser Gefühl ebenso trügerisch. Schließlich hängt alles von der Qualität der vorher gesammelten Informationen ab und wie wir diese verarbeiten und kombinieren. Auch hängt vieles davon ab, wie wir beobachten und wahrnehmen.

 

Bei allem, was wir wahrnehmen und verarbeiten, unterliegen wir Fehlern (z.B. Wahrnehmungsfehler). Diese sind gewaltiger als wir uns das vorstellen. Dennoch muss gesagt werden: Die meisten Wahrnehmungsfehler erfolgen, weil wir bei der Wahrnehmung bestimmte Motive haben und bestimmte Denkmuster verfolgen.

 

Dennoch kann auf analytisches Denken nicht verzichtet werden. Die Qualität ist jedoch entscheidend. Nur wer auf einem Gebiet bereits Erfahrung gesammelt hat, kann seiner Intuition durchaus häufiger vertrauen. So auch bei der Ausgangs-Szene. Die Person war Feuerwehrmann oder gar Statiker. Oder er hat als Laie viele Informationen aufgeschnappt, die jetzt gerade zufällig passend und nützlich waren, ob Erfahrung, aus Büchern oder aus dem Fernsehen. Sein Unterbewusstsein hatte in Bruchteilen von Sekunden Indizien mit bereits vorliegenden Informationen abgeglichen. Das hatte er zwar nicht bewusst registriert. Unbewusst hat er aber vielleicht kleine Risse, ein noch so leises Vorknarren und Indizien für eine ungünstige Statik wahrgenommen. Alles Informationen, die er bei aufmerksamer Beobachtung vielleicht gar nicht wahrgenommen hätte, zumindest hätte er sie bewusst so schnell nicht verarbeiten können.

Sein Unterbewusstsein kann es aber. Dies setzt allerdings voraus, dass Wissen bereits im Kopf ist. Das erfordert auch, dass man sich zuvor der Option aussetzt, dieses Wissen zu erwerben. Selbst wenn man dieses Wissen völlig unbewusst oder in Bruchstücken erwirbt: Irgendwann erzeugen sie ein Gefühl und man kann es nutzen. Wer die meiste Zeit des Tages mit seinem Smartphone beschäftigt ist und unwesentliche Nachrichten darüber austauscht, wer und was gerade hipp ist, wird auch intuitiv wenig Gefühl dafür entwickeln, wann ein Haus zusammenbricht oder ein Flugzeug abstürzt. So auch bei den Komponisten und Baumeistern: Selbst wenn die Reife fehlte oder die passende Formel: Alle hatten ihr Handwerk gelernt.

Während zum Ende des 19. Jahrhunderts Sigmund Freud das Unbewusste zu einer Art "Abstellkammer" für verdrängte Affekte und Schuldgefühle erklärt hatte, arbeitet die Forschung heute daran, mehr über unser Unterbewusstsein zu erfahren. Dennoch: Auch Freuds Psychoanalyse ist mehr oder weniger direkt bestrebt, an unbewusste Informationen zu gelangen - sofern der Analytiker gut und engagiert ist, sogar erfolgreich. Die moderne Gehirnforschung hat aber bereits viel mehr zu Tage gebracht, was damals noch nicht erklärt werden konnte. Dies ermöglichte nicht zuletzt der Einsatz moderner Technik. Dazu zählt u.a. der Einsatz der modernen Kernspintomografie. Dadurch wissen wir heute, wie Nervenzellen in etwa funktionieren, wie Informationen weitergeleitet werden und wohin.

Mittlerweile wissen wir, dass die linke Gehirnhälfte unser Bewusstsein verwaltet und für konzentriertes analytisches Denken verantwortlich ist, während sich unsere rechte Hirnhälfte derartiger Rationalität enthält. Sie agiert gefühlsbezogen, ganzheitlich, intuitiv. Ebenso wissen wir, dass unsere Entscheidungen zumeist eben nicht rational erfolgen, sondern auf unbewussten Prozessen basieren. Ebenso wissen wir, dass unser Motiv- und Emotionssystem im Gehirn dafür verantwortlich ist, ob und was wir kaufen. Wer sich in der Werbung und im Marketing ein Bild davon macht, wie menschliche Intuitionen wirken und wie man diese sogar nutzen kann, hat einen deutlichen Marktvorteil.


Sollten wir wichtige Entscheidungen nun unserer Intuition oder unserem rationalen Verstandesdenken anvertrauen? Weiteres Wissen hier

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