Hintergrundwissen "Beobachtung & Beobachtungsfehler"

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Einführung

Wahrnehmung ist die Aufnahme von Reizen (Informationen und Eindrücken) und deren Verarbeitung im Gehirn. Informationen werden entweder unbewusst aufgenommen oder bewusst eingeholt (z.B. durch Beobachtung von Verhalten). Auf Basis dieser Informationen erfolgt dann erst im zweiten Schritt die Informationsverarbeitung. Sowohl bei der Aufnahme bzw. der Einholung von Informationen als auch bei deren Verarbeitung unterliegen wir bzw. unser Gehirn unzähligen Fehlern. Manchmal machen wir diese sogar bewusst, ohne die Konsequenzen zu erkennen. 

Beobachtung

Einschätzungen, Urteile, Beurteilungen und Entscheidungen basieren auf Beobachtungen. Sowohl die Art und Weise der Beobachtung als auch die Güte beeinflussen sämtliche weiteren Denkprozesse und Urteile. Selbst die wissenschaftliche Psychologie, bei der u.a. strikt zwischen Verhaltensbeobachtung, Verhaltensbeschreibung und Verhaltenserklärung unterschieden wird, unterliegt diesen Beeinflussungen und Fehlern, die bereits bei der bewussten, gezielten Beobachtung beginnen. 

Beobachtungs-Güte

Die Güte der menschlichen Beobachtung ist von Natur aus eingeschränkt. Schließlich ist unser Gehirn gar nicht in der Lage, alle tatsächlich vorhandenen Informationen zu verarbeiten. Daher verarbeitet unser Gehirn nur einen Teil davon. Die Selektion beginnt aber bereits bei der Wahrnehmung mit Hilfe unserer Sinne. Damit unser Gehirn aufgrund der Reizüberflutung nicht völlig "überfordert" ist (z.B. Übersättigungs-Effekt), nehmen wir nur einen Bruchteil der Informationen, die uns umgeben, auf. Folglich nehmen wir sehr selektiv wahr (siehe Selektive Wahrnehmung).


Die Güte der Beobachtung basiert aber auch auf der jeweiligen Beobachtungstechnik, selbst dort, wo es auf eine hohe Beobachtungs-Güte ankommt (z.B. Eignungsdiagnostik, Personalauswahlentscheidung, Notengebung, richterliche Bewertung und Entscheidung, Produktauswahl und Kaufentscheidung etc.).
So kann z.B. bereits die Art und Weise der Beobachtung an sich zu ungenau, unzureichend und fehlerhaft sein. Beobachtungszeitraum, Beurteilungszeit und Beobachtungsintervalle können zu kurz sein. Der Blickwinkel kann zu einseitig oder die Sichtbedingungen zu schlecht sein.


Hinzu kommt das Problem von falschem Vertrauen in die eigene Beobachtungsgabe, das automatische Vertrauen (Selbstvertrauen) in die eigene Menschenkenntnis und Selbstwirksamkeit sowie das stetige Mitschwingen impliziter Persönlichkeitstheorien, welche die Beobachtung und die Beobachtungstechnik von vorne herein (z.B. über eine bestimmte Erwartungshaltung und Vorurteile) beeinflussen - damit auch die Güte der Beobachtung.

Beobachtungsgabe

Viele Menschen streben eine gute Beobachtungsgabe an. Eine gute Beobachtung basiert jedoch nicht auf einer Gabe, sondern auf entsprechenden Techniken, die Disziplin und Selbstdisziplin erfordern. (Detail-Infos)

Beobachtungsfehler

Menschen unterliegen bei der Beobachtung anderer Menschen sowie von Dingen, Situationen und Sachverhalten unzähligen Beobachtungsfehlern. Sie schauen oder hören nicht richtig hin, sehen oder hören nicht lange genug zu, beobachten nicht genau, nicht lange genug. Sie sind zu weit entfernt oder zu nah (z.B. Nähe-Fehler),

beobachten aus einer ungünstigen Position oder einem bestimmten Blickwinkel heraus.


Zumeist fehlt ein System und die entsprechende Technik. Dabei entgehen uns viele Informationen, während sich die Aufmerksamkeit unserer Beobachtung lediglich auf bestimmte Beobachtungs-Ausschnitte bezieht und das Gesamtbild stark verzerrt.

Selbst dort wo eine hohe Beobachtungs-Güte wichtig ist und bestimmte Beobachtungs-Systeme und -Techniken Anwendung finden, kommt es zu Beobachtungsfehlern.

Einer von vielen Beobachtungsfehlern, der über allem schwebt, ist der Fundamentale Beobachtungsfehler:

Fundamentaler Beobachtungsfehler

Hier kann bereits die Beobachtung an sich schon (z.B. aufgrund der Intention und Erwartungshaltung) einen Fehler implizieren. Hinzu kommt, dass die Beobachtung durch bestimmte Denk-Schemata einen ganz bestimmten Aufmerksamkeitsfokus,
die Aufmerksamkeit an sich oder durch andere Anwesende oder zu hohe Vertrautheit stark beeinträchtigt bzw. beeinflusst wird.

 

Manche Informationen sehen wir eher, während wir andere blindlings übersehen. Hinzu kommen die vielen Fehler, die bei der Speicherung, Verarbeitung und Abrufung der in der Beobachtung gewonnen Daten erfolgen: So bauen wir z.B. bei der Speicherung beobachteter Daten unbewusst Informationen in die Erinnerung ein, die wir nachträglich bzw. zu einem späteren Zeitpunkt erfahren haben. Alternativ bauen wir Informationen in die Erinnerung ein, die wir allein mit Hilfe unserer Vorstellungskraft erzeugen. Einige Informationen merken wir uns besser als andere. Oft wissen wir nicht, woher wir eine bestimmte Erinnerung haben.

 

Beobachtungen werden auch durch Wissen bzw. Vorinformationen beeinflusst. 

Jede Vorinformation beeinflusst nicht nur die Meinungs- und Urteilsbildung, sondern bereits die Beobachtung an sich. Wir sind dann voreingenommen, nehmen eine ganz bestimmte Haltung und einen ganz bestimmten Blickwinkel ein. Wir entscheiden uns für eine bestimmte Beobachtungstechnik oder halten eine bestimmte Technik nicht für erforderlich, weil wir meinen, sowie in etwa zu wissen, wie jemand bzw. etwas zu beobachten ist und worauf unsere Beobachtung hinausläuft bzw. zu welchem Ergebnis diese Beobachtung in etwa führen wird.


Wir fokussieren unsere Aufmerksamkeit auf das, was wir bereits kennen bzw. wissen, gleichen eingehende Informationen (z.B. Signale) mit unseren Vorkenntnissen ab und übersehen dabei - bereits bei der Informationseinholung - viele relevante Informationen, weil wir diese dann a) (aufgrund selektiver Wahrnehmung) übersehen, b) nicht wahrnehmen wollen, c) nicht wahrnehmen können oder weil d) unser Fokus auf andere Informationen und Reize gerichtet ist (ebenfalls selektive Wahrnehmung).


Emotional behaftete Vorinformationen wirken dabei noch stärker als sachliche. So lassen sich z.B. Richter und Geschworene allein durch emotional aufgeladene Medienberichte unbewusst sehr stark in ihrer Urteilsbildung beeinflussen.

 

Beobachtungsfehler stehen in einem Zusammenhang mit vielen weiteren Problemen z.B. dem Problem, beobachtete Informationen korrekt und präzise zu verbalisieren, wodurch Berichte oder Zeugenaussagen stark beeinträchtigt werden.

Beobachtung & Denk-Schamata

Bestimmte Denk-Schemata führen automatisch zu einer bestimmten Beobachtung. So wie wir denken bzw. unsere Denk-Muster "gestrickt" sind, so beobachten wir auch.

Beobachtung & perpetuierende Wahrnehmung

Auch unterliegt unsere Beobachtung dem Problem der perpetuierenden Wahrnehmung. Dahinter verbirgt sich der unreflektierte Wunsch, bei einem einmal gefassten Urteil zu bleiben und nur noch das wahrzunehmen, was diesem „Grundsatzurteil“ entspricht. Alles andere wird sofort abgewiesen und nicht geglaubt. Dieses Wahrnehmungsproblem überträgt sich auch auf alle zeitlich nachfolgenden oder Beobachtungen. Es beinflusst selbst die vorausgegangenen Beobachtungen, die dann vergessen, relativiert, umgedeutet, oder uminterpretiert werden (Primacy-Recency Effect). Neben diesen zeitlichen Effekten existieren bestimmte Positionseffekte, wobei der individuelle Blickwinkel des Beobachters (z.B. örtlich oder hierarchisch) eine ganz wesentliche Rolle bei der Wahrnehmung und Einschätzung spielt. Bereits eine Änderung des Blickwinkels führt teilweise zu völlig anderen Einschätzungen und Ergebnissen.

Selektive Beobachtung

Allein aus gehirnökomischen Gründen nehmen stets sehr selektiv wahr (Selektive Wahrnehmung). Folglich ist auch die Art und Weise unserer Beobachtung sehr selektiv. Dies führt dazu, dass wir uns bei der Beobachtung auf bestimmte Dinge bzw. bestimmte Merkmale aus der Menge der Umweltreize konzentrieren, während gleichzeitig alles andere bzw. andere Reize mehr oder weniger ignoriert werden. Wir konzentrieren uns auf das, was unser Unterbewusstsein und unsere gelernten Raster uns vorgeben. Alles andere wird ignoriert. Ein minimierter Beobachtungs-Ausschnitt ist hinterher ausschlaggebend für die Gesamtbeobachtung und -bewertung. Hintergrund ist, dass die Vielzahl der einströmenden Reizen nicht alle von uns verarbeitet werden können, weshalb wir eine Auswahl zwischen relevanten und weniger relevanten Informationen treffen. Damit nehmen wir nur das wahr, was uns gerade wichtig erscheint.  

Beobachtung & Aufmerksamkeit

Hinzu kommt das Problem mit unserer Aufmerksamkeit, welche sehr viel Energie benötigt und unser Gehirn schnell überfordert. Allein schon aus öknomischen Gründen, aber auch wegen Energieabbau und daraus resultierendem Konzentrationsverlust sehen wir nur das, was eben gerade für uns wichtig erscheint und übersehen dabei anderes (Aufmerksamkeitsfehler).

Beobachtung & Logik

Manchmal denken wir aber - aus ökonomischen Gründen oder aus Gründen unserer Intelligenz oder aufgrund bestimmter Erwartungen einfach logisch vor (Logischer Fehler). Allein aufgrund der Annahme, dass bestimmte Merkmale (Persönlichkeitsmerkmale, Eigenschaften) miteinander verkoppelt sind, zumindest aber eine Verbindung besteht, unterliegt ein Beobachter der Tendenz, die für ihn logisch zusammengehörenden Merkmale ähnlich zu bewerten, von ihnen Rückschlüsse zu ziehen und weitere Zusammenhänge abzuleiten.

Beobachtung & Erwartung

Eine Bestimmte Erwartungshaltung beeinflusst nicht nur die Beurteilung, sondern die die Art und Weise der Beobachtung. Allein auf der Grundlage von Erfahrungswerten bzw. vorausgegangenen Beobachtungen leiten wir stets eine bestimmte Prognose für die Zukunft ab, die wir für sehr wahrscheinlich bzw. sicher halten (siehe auch "Kleber-Effekt").

Beobachtung & Anwesende

Bereits bei der Beobachtung unterliegen wir dem Fehler bzw. Effekt der sozialen Wahrnehmung. Wenn andere Menschen anwesend sind oder wir uns diese Anwesenheit lediglich vorstellen, beobachten wir anders.

Weitere Zusammenhänge

Bereits bei der Beobachtung ettikettieren und stigmatisieren wir (Ettikettierungs- und Stigmatierungsfehlern) gehen mit Vorurteilen an Menschen und Sachverhalte heran und bedienen uns sogenannter Stereotype. Selbst dann, wenn wir uns dieser Fehlerquellen bewusst sind und manchmal sogar gerade deshalb, weil wir derartige Fehler bewusst vermeiden wollen, beobachten wir individuell anders.


Stets gehen wir bereits bei der Beobachtung mit bestimmten Meinungen und Erkenntnissen sowie mit bestimmten Vorstellungsbildern und Vorurteilen an die Beobachtung anderer Menschen heran, ebenso an Sachverhalte und Themen. Bereits bei der Beobachtung verhält man sich nicht objektiv. Selbst wenn man "richtig" beobachten würde, wertet man das Beobachtete subjektiv bzw. automatisch voreingenommen aus. Man ist dann eben nachfolgend unbewusst nicht sorgfältig genug oder gerade eben noch sorgfältiger als sonst bzw. sorgfältiger als bei anderen. 

 

Hinzu kommen die vielen in unseren Köpfen festverankerten stereotypen Vorstellungen von den zu beobachtenden Menschen, Dingen und Begebenheiten. Dazu zählen auch soziale Stereotype. Stets haben wir eine bereits vorgefasste Meinungen z.B. über Menschen, Menschen-Typen. Klassifizierungen, Menschenbild- und Persönlichkeits-Typ-Annahmen. Wir meinen, dass sie hilfreich sind. In Wahrheit verfälschen sie unsere Beobachtung.


So beobachten wir manche Menschen prinzipiell anders (z.B. genauer, vorsichtiger, rücksichtsvoller, ängstlicher, gehemmter usw.) als andere. Dies zeigt sich unter anderem beim sogenannten Hierarchie-Effekt. Der Effekt besagt, dass Menschen (z.B. Mitarbeiter eines Unternehmens) höherer Hierachie-Stufen (Positionen im Unternehmen) grundsätzlich anders beobachten und beurteilen als Vertreter unterer hierarchischer Stufen. Zum einen wird z.B. mit viel mehr Vorsicht und Respekt an beobachtete Personen höherer Hierarchien herangegangen, während auf der anderen Seite prinzipiell davon ausgegangen wird, dass Menschen höherer Hierarchien automatisch besser sind, weshalb sie auch nicht zu genau beobachtet werden müssen. Ein fataler Fehler.

 

Zugleich kann es zu stereotypisierten Kopplungen kommen z.B. wenn Charaktereigenschaften, die in keinem real abhängigen Zusammenhang stehen, mit einer entsprechend logisch scheinenden unterstellten Annahme und Erwartung automatisch miteinander verknüpft werden und die Beobachtung daher verkürzt oder nur ausschnittweise erfolgt. In Wirklichkeit bedeutet es aber nicht zugleich, dass jemand, der sauber und gepflegt ist, z.B. gleichzeitig auch ordentlich und gewissenhaft ist. Nur weil es auf der einen Seite eine bestimmte Beobachtung gibt, darf die Beobachtung anderer Aspekte nicht wegfallen. 


Die Beobachtung wird auf durch den Halo-Effekt (Hofeffekt) überstrahlt, weshalb man auch vom sogenannten Überstrahlungseffekt spricht. Hier orientiert sich die Wahrnehmung von einer Person an wenigen hervorstechenden Eigenschaften. Wir betrachten ein Merkmal einer Person als besonders charakteristisch und zentral für die Person und bilden eine dazu passende Gesamtassoziation. Alle anderen Eigenschaften werden übersehen. Bestimmte Eindrücke wirken auf den Beobachter so stark, dass sie alle anderen Wahrnehmungen überstrahlen. Die weiteren Eindrücke orientieren sich nachfolgend daran. Beim Halo-Effekt erzeugen einzelne teilweise unwesentliche, beiläufige Eigenschaften einer Person einen Gesamteindruck, der die weitere Wahrnehmung von der beurteilten Person überstrahlt, so dass dieser in seiner Gesamtheit  vorwiegend nach dieser Eigenschaft beurteilt wird. Dabei wird zumeist von leicht zu beobachtenden Eigenschafts-Merkmalen auf schwer beobachtbare Eigenschafts-Merkmale geschlossen.

 

Gefühle wie Sympathie oder Antipathie sind zwar keine sachlichen Maßstäbe für die Beurteilung von Menschen; sie beeinflussen jedoch automatisch den gesamten Beurteilungsprozess und sogar allein die reine Beobachtung. Selbst wenn dem Beobachter seine eigenen Gefühle bekannt sind, ist er nicht in der Lage, neutral und objektiv zu beobachten. Oft wird dann die Messlatte bzw. der Maßstab zu Gunsten einer Person geändert wird, wodurch bereits die Beobachtung verfälscht wird und sich allein durch das persönliche Gefühls-Involvement keine objektive Bewertung ergibt. Hinzu kommt, dass Gefühle der Sympathie und Antipathie direkt oder indirekt gezeigt und von beobachteten Personen gefühlt werden. Dadurch entsteht ein Rückkopplungseffekt, der dann erst dazu führt, dass sich Menschen so verhalten wie es bei der Beobachtung unbewusst angestrebt wird (Selbsterfüllende Prophezeiung). Sympathie-Antipathie-Fehler geschehen nicht nur bei der persönlichen Beobachtung: Das durch irgendwelche Annahmen oder sonstigen Schlüsselreize entstehende Gefühl der Sympathie oder Antipathie kann bereits im Vorfeld entstehen und dann einen Erwartungsfehler erzeugen, der sich dann allein schon deshalb erfüllt, weil man voreingenommen in die weitere z.B. persönliche Beobachtung hineingeht.

Bei der Beobachtung anderer Menschen nimmt man sich selbst als Bezugsrahmen. Nimmt man bei einem Menschen eine Ähnlichkeit (äußere Erscheinung, Kleidungs-Stil, Interessen, Herkunft, Einstellung, Gesinnung, Weltanschauung etc.) mit der eigenen Person wahr, führt dies zu einer Beurteilung entsprechend dem eigenen Selbstbild, das zumeist positiv ist (Ähnlichkeitsfehler, Selbsterkennungs-/Sympathie-Fehler, Sympathie-/Ähnlichkeitsfehler). Dieser Effekt überträgt sich auch den reinen Beobachtungsprozess.

 

Besonders schlimm ist es, wenn Beobachtung mit Hilfe sogenannter Menschenkenntnis erfolgen. Leider besteht jedoch die Tendenz des Menschen, von seinen eigenen Kenntnissen, seinen Urteilen und seiner Urteilskraft überzeugt zu sein. Basis eines jeden Urteils bzw. einer jeden Entscheidung ist demnach die Selbstüberschätzung. Diese Selbstüberschätzung wirkt sich bereits auf die Art und Weise bzw. die Güte der Beobachtung aus (Overerconfidence-effect / Overconfidence barrier-effect). Tatsächlich ist das Vertrauen in das eigene Urteilsvermögen bei Menschen generell größer als die objektive Richtigkeit dieser Urteile, vor allem dann, wenn das Selbstvertrauen und das generelle Vertrauen relativ hoch sind. Darüber hinaus besteht ein nachgewiesener Hang zur Übermütigkeit in der Beobachtung und in der Auslegung. Dieser Übermütigkeit stehen Ängste gegenüber, welche die Wahrnehmung und Urteilskraft - aber auch bereits die Beobachtung an sich stark beeinflussen. Wer ängstlich oder gehemmt ist, beobachtet z.B. viel vorsichtiger oder zurückhaltender, ggf. auch weniger oder genauer (vielleicht sogar übergenau). Wer Angst hat, ein Fehlbeurteilung oder eine falsche Entscheidung zu teffen, Angst vor einer offenen Konfrontation, vor Widersprüchen oder anstrengenden Diskussionen hat oder Angst vor Sympathieverlust oder Liebesentzug beobachtet ungenauer oder wird eine genaue Beobachtung generell zu vermeiden suchen. 


Auch Skalierungs- und Maßstabsfehler spielen bereits bei der Beobachtung eine Rolle z.B. wenn bei der Beobachtung mit falschen Skalen bzw. Maßstäben beobachtet und gemessen wird oder der Maßstab zu Gunsten oder zu Ungunsten der beobachteten Personen verändert wird. Dadurch werden Menschen milder oder strenger beobachtet. Siehe Milde Effekt / Leniency-Effekt, 
Großzügigkeitsfehler / Generosity error, Tendenz zur Mitte / Fehler der zentralen Tendenz, Tendenz zur Strenge)

 

Die Beobachtung wird auch durch die Anwesenheit anderer Personen beeinflusst (Anwesenheitsfehler). Besonders stark erfolgt die Beeinflussung dann, wenn es sich um Personen handelt, zu denen ein Bezug besteht. (Bezugspersonen-Effekt). Beim Bezugspersonen-Effekt richtet der Beobachter seine Bewertung - zumeist völlig unbewusst - auf die Einstellung, Erwartung, Wünsche und Bedürfnisse dieser Bezugspersonen oder dieser Bezugspersonengemeinschaft aus. 

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