Hintergrundwissen Wahrnehmung: "Ich habe nichts davon gewusst"

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Thema:
Woran liegt es, dass
wir die Realität oft weder erkennen, noch diese wahrhaben wollen?

 

Frage:
Wenn man Menschen, die das "Dritte Reich" selbst erlebt haben, fragt, ob sie damals an die systematische Massenvernichtung der Juden und anderer KZ-Häftlinge geglaubt hätten, antworten diese zumeist mit "Nein". Woran liegt das?

 

Antwort:
Ursächlich ist der Effekt der Pluralistischen Ignoranz sowie unsere Wahrnehmung und sogenannte Wahrnehmungsfehler. Das bezieht sich nicht etwa nur auf das, was wir sehen oder nicht sehen, sondern auch darauf, was in unseren Köpfen passiert bzw. was wir intuitiv nicht wahr haben wollen und unser Gehirn daher unterdrückt, negiert oder uminterpretiert. Detaillierte Infos und Beispiele finden Sie unter Hintergrundwissen "Wahrnehmungsfehler".

Warnung

Kritisches Statement

Nicht glauben und meinen, sondern hinterfragen und durchschauen
Wer glaubt, dass o.g. "Phänomen" heute oder in anderen Lebensbereichen anders ist, ist auf dem sogenannten "Holzweg". Dieser "Holzweg" stellt jedoch fast schon eine Regel dar. Irrglaube, der auf Wahrnehmungsfehlern basiert, ist ebenso weit verbreitet wie die Anzahl von Menschen mit schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen, die zusätzliche Wahrnehmungsfehler implizieren.

 

Wer kann so etwas schon glauben?
Nur wenige Arbeitgeber bzw. Personalverantwortliche können tatsächlich daran glauben, dass einige Ihrer vermeintlich "besten" Führungskräfte ggf. eine regelrechte Misswirtschaft im Unternehmen betreiben. Selbst dann, wenn entsprechende Fakten vorgelegt werden, findet sich immer ein Grund, der dies zu rechtfertigen weiß. Die Wissenschaft der Psychologie kennt sogar die Regelwerke, mit denen derartige Rechtfertigungen im Gehirn bei uns Menschen einhergehen (Siehe u.a. "Selbstwertdienliche Verzerrung" oder "Effekt der kognitiven Dissonanz-Reduktion").

 

Nur wenige Menschen wollen es wahrhaben, dass führende Politiker und andere politisch und / oder sozial agierende Menschen ihre Urteile und Entscheidungen auf Basis von Wahrnehmungsfehlern oder sogar auf Basis schwerwiegender Persönlichkeitsstörungen treffen könnten. Wer wird schon daran zweifeln, dass Menschen, die sich z.B. sozial engagieren und vermeintlich Gutes tun wollen, sich in Wirklichkeit unsozial verhalten und anderen Menschen mit ihrem Engagement sogar einen schweren Schaden zuführen?

 

Die überwiegende Anzahl der Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus hat ebenso wenig daran geglaubt, dass sich sozial engagierte Menschen in Wirklichkeit unsozial und gegen die Menschen verhalten könnten. Das große "Aufwachen" kam bei den meisten erst sehr spät - bei einigen erst nach Zusammenbruch des Regimes und nach entsprechender Aufklärungsarbeit.

 

Bei einigen erfolgt das individuelle "Aufwachen" bzw. die Realitätsfindung nie - sie passen sich lediglich an. Woran liegt das? Menschen, die einmal fest an etwas glauben und von der Richtigkeit ihrer Wahrnehmung überzeugt sind, können zumeist erst durch einen "Schock", der z.B. durch eine Konfrontation mit der Realität einhergeht, der Falschheit ihrer Sichtweise ein Stück weit näher gebracht werden.

 

Manchmal hilft sogar das nicht: Was sich einmal in unseren Köpfen festgesetzt und etabliert hat, wirkt hier unbewusst bzw. intuitiv weiter. Alle weiteren eingehenden Informationen werden damit abgeglichen und auf "Ähnlichkeit" bzw. ihre vermeintliche "Richtigkeit" überprüft. Einmal eingefahrene Denkmuster wirken unbewusst weiter. So die psychologische Erklärung. Hinzu kommen die ergänzenden Erkenntnisse der Neurowissenschaften, die besagten, dass sich bereits bestimmte neuronale Strukturen und Bahnen herausgebildet haben, folglich also auch biologische Prozesse erfolgt sind, die dann das Denken und Handeln mit prägen.

 

Wer glaubt bei aller Gutmütigkeit, Naivität und unbewusster Dekadenz bzw. bei der starken Ablenkung und Prägung durch Massenmedien und Massenkonsum heute schon daran, dass die Nachrichten, die man auf "offiziellem" Wege sieht oder hört in Wirklichkeit stark verfälscht sind - und es zudem immer mehr Gesetze und Strukturen gibt, die auf die Entwicklung eines totalitären Systems hindeuten? So etwas klingt eher wie "Irrsinn" oder sogenannte "Verschwörungstheorien", die im Übrigen selbst auf einem Wahrnehmungsfehler (z.B. Attributionsfehler" oder "Kontrollillusion") basieren.

 

Wer glaubt schon, dass sich hinter einem vermeintlich guten Menschen ggf. ein wahres Monster bzw. ein gefährlicher Psychopath verbergen könnte, der sich selbst und andere intuitiv schädigen oder mit ins Verderben führen will? So können z.B. nur wenige Menschen daran glauben, dass z.B. vermeintlich seriös und eloquent wirkende Politiker mit ihrer Urteilsfindung und ihren Entscheidungen geradewegs auf den Untergang des freiheitlich-demokratischen Staatssystems und des Staates an sich zusteuern könnten z.B. weil hier eine schwerwiegende Persönlichkeitsstörung oder eine gefährliche Psychose mitwirkt.

 

Nur wenige Menschen wollen wahrhaben, dass es "gestörte" oder gar "böse" Menschen gibt, die sich - wie der Wolf im Schafspelz - klug zu tarnen wissen und ihr negatives Ansinnen sogar selbst gar nicht kennen, weil hier intuitive Prozesse (siehe "Mentale Intuition") federführend wirken. Entsprechend den fatalen Regelwerken der menschlichen Wahrnehmung und des menschlichen Denkens bedarf es in gewisser Hinsicht noch nicht einmal einer derartigen Tarnung. Der Mensch sieht nämlich nur das, was er sehen will bzw. zu sehen bereit ist.

 

Die Vielzahl möglicher Wahrnehmungsfehler, die alle Menschen betreffen, ist ebenso hoch wie die erschreckend hohe Zunahme und Ausbreitung von Persönlichkeitsstörungen, die dann noch zusätzliche Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler implizieren.

Warum hat niemand etwas unternommen?

Warum unternimmt auch heute kaum jemand etwas?

Warum wehrt sich niemand gegen gefährliche Psychopathen oder totalitaristische Strömungen? Warum reagieren vorab immer nur ganz wenige Menschen bei Gefahr? Hier wirken psychologische Mechanismen, die auf dem Effekt des Sozialen Einflusses basieren. Am einfachsten lässt sich diesmit dem Effekt der Pluralistischen Ignoranz erklären. In diesem Zusammenhang wirken aber auch viele weitere Effekte wie z.B. der Zuschauer-Effekt oder Bystander-effect.