Hintergrundwissen "Image von Griechenland / Image der Griechen"

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Einleitung

Was ist mit den Griechen los - und was geschieht mit Europa? Griechenland sagt mit überwältigender Mehrheit "Nein" zum Sparkurs und zu Europa, braucht aber immer mehr Geld. Das wird genommen, die Geldgeber aber beschimpft und beleidigt. Nur unter Druck werden erste neue Gesetze verabschiedet, die den von den Europäern kürzlich aufgenötigten Sparkurs einleiten sollen. Die eigene Überzeugung fehlt dabei jedoch. 

Das Image Griechenlands ist in Europa weiter rapide abgesunken - und damit das Image der Griechen. Dies führt zu enormen Schäden für Griechenland, jeden einzelnen Griechen und für Europa. Die überwiegende Mehrheit der befragten Personen in Deutschland schreibt Griechenland ein Negativ-Image zu. In der Tschechischen Republik liegen die Umfragewerte noch darunter. Die Menschen in Frankreich und Großbritannien sehen das anders. Dennoch schreibt auch hier immer noch jeder Zweite dem Image der Griechen schlechte Werte zu.

Es geht aber nicht um gut oder schlecht. Entscheidend ist, was die Menschen konkret über Griechenland und die Griechen denken bzw. welche Eigenschaftszuschreibungen hier gemacht werden.

Aktuelle Situation
Das Image Griechenlands ist in Europa weiter rapide abgesunken - und damit das Image der Griechen, das sich auch auf das Image in Bezug auf die verallgemeinerte Mentalität "der Griechen" im Allgemeinen bezieht. In der Wirtschaft betrifft das vor allem griechische Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter mit griechischer Nationalität oder griechischem Namen in Beratung, Verkauf und Vertrieb sowie deren Arbeitgeber.

 

Image-Vorstellungsbilder (Griechenland / Griechen)

Die aktuellen Image-Vorstellungsbilder erstecken sich gemäß Nennungen der Befragten von "weltfremd", "realitätsfern", "unglaubwürdig", "unehrlich", "schlitzohrig" und "teamunfähig" bis hin zum Vorstellungsbild der "Naivität", der Selbstüberschätzung, des "völligen Realitätsverlustes" und der "Betrügerei".

 

Weitere Nennungen beziehen sich auf "geringe Kompetenzen in Bezug auf Wirtschaft, Finanzen und Staatsführung" und auf "völlige Unberechenbarkeit". Obgleich es viele gibt, die im Verhalten der Griechischen Regierung eine manipulative Strategie erkennen, stehen "Undankbarkeit", "Naivität" und "Realitätsverlust" vorrangig im Raum. So die aktuellen Vorstellungsbilder bzw. das Image Griechenlands, was sich mit Ausgang des sogenannten Referendums vermutlich noch weiter verschlechtern wird. Entsprechende Umfragewerte liegen noch nicht vor.

 

Prognose
Es wird aber prognostiziert, dass aufgrund der etwas naiv wirkenden Grundhaltung der Europäer den Griechen selbst noch dann Mitleid und Hilfe entgegengebracht wird, wenn die Mehrheit des griechischen Volkes sich weiter gegen die Sparpolitik und gegen Europa ausspricht. Für Europa - und auch für die Deutschen - stellt dies eine große Gefahr dar und es ist intellektuell nicht nachvollziehbar, dass die Europäer diese Realität immer noch nicht wahrhaben wollen und keine klaren Rückschlüsse daraus ziehen. Europa verliert seine Glaubwürdigkeit wenn immer weitere Verhandlungen offeriert werden, obwohl die politischen Fakten mehr als eindeutig und sehr unmissverständlich sind.

Folgen der Image-Problematik für Griechenland
bzw. Menschen aus Griechenland

Für Unternehmen und Menschen (z.B. Beschäftigte in Beratung, Verkauf und Vertrieb) griechischer Herkunft/Abstammung stellt dies ein enormes Imageproblem dar, das sich aufgrund der wirtschaftspsychologischen Zusammenhänge auf Sympathie-, Kompetenz- und Vertrauenswerte wenig verkaufsfördernd bis verkaufshemmend niederschlägt. Aktuelle Zahlenwerte aus der Wirtschaft hierzu liegen bis dato noch nicht vor. Ebenso wird das Image negative Auswirkungen auf den Tourismus nehmen, zumindest in Hinsicht auf Touristen aus europäischen Ländern.

 

Zum Verständnis der entsprechenden Denk- und Entscheidungsprozesse: Welcher Kunde möchte und kann es sich erlauben, das mögliche Risiko einzugehen, gekaufte Ware nicht oder in mängelbehafteten Zustand zu erhalten oder ein Geschäft einzugehen, das von vorne herein nicht ernst gemeint war oder im Nachhinein anders ausgelegt wird? So die Gedanken, Vorstellungen und Ängste potentieller Kunden.

 

Derartige Gedanken werden sich auch auf den Tourismus auswirken. Wer möchte in seinem "wohlverdientem" Urlaub schon gerne belogen, betrogen, verhöhnt und verspottet oder gar angefeindet werden oder seinen Urlaub komplett gefährden? Ob derartige Phantasien und Vorstellungen nun im Detail berechtigt sind oder Phantasie-Bildern entsprechen, ist für das Image und das daraus resultierende Verbraucher-Verhalten unerheblich, schließlich spielen Ängste mit - und diese Ängste sind angesichts der aktuellen Lage grundsätzlich berechtigt.

 

Ob diese Vorstellungen nun einem Wahrnehmungsfehler (z.B. Vorurteil) unterliegen oder vorhandene Hemmungen und Ängste nun begründet sind, ist aus Sicht der Image-Psychologie unerheblich, da sich die - aus den Wahrnehmungen resultierenden - kognitiven Prozesse zu einem überlagerndem Gesamtbild manifestieren, zu "Erfahrungen" werden und hier insbesondere im Motiv- und Emotions-System im Gehirn (insbesondere im Lymbischen System) weiter wirken. Image basiert auf Phantasie-Vorstellungen und Wahrnehmungen. Wahrnehmung basiert auf Verhalten, das erlebt wird (Erleben). Verhalten manifestiert sich durch sämtliche Formen der Kommunikation.

 

Ursachen für den Image-Verlust Griechenlands

Ursächlich für den enormen Image-Verlust ist vor allem das Verhalten der seit dem 25. Januar 2015 amtierenden griechischen Regierungsvertreter des SYRIZA-Kabinetts von Alexis Tsipras während der Verhandlungen im Rahmen der Schuldenkrise.

 

Die im Wesentlichen durch ihr konkret beobachtetes bzw. erlebbares Verhalten in Verhandlungen, gegenüber der Presse und im Social Media Bereich ausschlaggebenden Handlungs-Figuren sind Alexis Tsipras (Ministerpräsident) und Yanis Varoufakis (Minister für Finanzen). Hinzu kommen ungünstige und mehr als ungeschickte Presse- und Talk-Show-Auftritte weiterer Verteter der SYRIZA-Partei.

 

Im Hinblick auf ihre Beobachtungen, ihr Erleben und mögliche Verhaltensbeschreibungen haben sich deutsche bzw. europäische Politiker bislang sehr zurückhaltend und überaus diplomatisch verhalten - aus Sicht der Steuerzahler zu diplomatisch und teilweise sogar wenig verständlich.

 

Wie gravierend das reale Verhalten der griechischen Regierungsvertreter nun tatsächlich war, sieht der Betrachter erst nach konkreter Sichtung der bisherigen Interviews und sonstigen öffentlichen Auftritte. Diese gehen inhaltlich nur wenig konform mit dem, was seit vielen Monaten verhandelt und gemeinsam beschlossen wurde. Das Verhalten kann gemäß Analyse sogar als nonkonform und extrem widersprüchlich betrachtet werden. Im Allgemeinen wie auch hier ist dies nicht gerade vertrauensfördernd. Es bewirkt üblicherweise das genaue Gegenteil. Daher erscheint es für die breite Öffentlichkeit nur schwer verständlich, dass dennoch so lange weiterverhandelt und das besagte Verhalten solange so vehement unterstützt wurde.

 

Interessant ist auch die Tatsache, dass das Verhalten der führenden griechischen Regierungsvertreter eigentlich sogar bereits vor der Regierungsübernahme bzw. vor Amtsantritt deutlich zu Tage trat. Hierzu eines von vielen Beispielen: Interview mit Alexis Tsipras / Die Geschichte einer Kommunikationsstörung / FAZ Frankfurter Allgemeine vom 27.07.2013

 

Ein weiteres Beispiel ist die bekannte Rede von Alexis Tsipras (2013), von der u.a. am 29.06.2013 ein Ausschnitt in der Sendung "Hart aber Fair" im WDR-ARD-Fernsehen ausgestrahlt wurde. In dieser Rede tut Alexis Tsipras unmissverständlich öffentlich kund, dass er an Stelle der Zurückzahlung der Schulden von vorne herein einen vollständigen griechischen Staatsbankrott anstrebe, weil dieser für Griechenland eine bessere Lösung sei als die Zurückzahlung der Schulden. Dies sei nicht angestrebt. Die Europaer müssten dann notgedrungen helfen, weil Griechenland sie sonst mit in die Krise reißen würde und der Euro dann ganz untergehe. Daher war Sparen nie wirklich das eigentliche Ziel.

 

Hier stellt sich die Frage, warum die Europäer dennoch auf Basis einer derart klaren und unmissverständlichen Ankündigung immer weitere Kredite gewährt und verhandelt haben. Sogar nach erfolgter Beendigung der Verhandlungen durch die griechische Regierung und Ankündigung eines bzw. des "Boykotts" (der, wen man nachliest und den Reden zuhört, eigentlich bereits vor Jahren angekündigt wurde) hört man von europäischen Politikern, die Türen seien weiterhin offen. Welche psychologische Wirkung derartige Aussagen haben, muss ich sicher nicht explizit herausgestzellt werden. Dies sollte jedem klar sein.

 

Was die Mehrheit der europäischen Bevölkerung denkt, sprechen nur wenige Politiker, dafür aber fachkundige Wirtschafts-Vertreter offen aus. Der in "Hart aber fair" am 30.06.2015 anwesende sachkundige deutsche Fernsehjournalist Rolf-Dieter Krause, Leiter des ARD-Studios Brüssel (und während der Verhandlungen vor Ort) zeigte sich empört. "Die Jungs von Syriza", seien "so was von verantwortungslos", dass man sie "zum Teufel jagen" müsse. Hier spricht eine Persönlichkeit das aus, was sich viele Menschen lediglich denken, später aber danach handeln. Bei Auftritten deutscher Politiker hört man sonst lediglich genau das, was zur aktuellen Lage überhaupt geführt hat z.B. man sei "ein wenig traurig", wobei stets immer wieder aufs Neue betont wird, dass "die Türe nicht zu" sei.

 

Es erscheint unverständlich, dass die Tsipras-Regierung die Verhandlungen so abrupt beendet haben, obwohl die Europäer alles erdenkliche Entgegenkommen in Form unglaublicher Zugeständnissen an den Tag gelegt haben. Europa-Politiker Alexander Graf Lambsdorff trifft es auf den Punkt, wenn er sagt: "So etwas muss man sich aber vorstellen können! Genau dafür sei die Syriza-Regierung ja gewählt worden und es gab ausreichende Erklärungen und sonstiges Verhalten, das eine Verweigerung offenkundig machte.

 

Syriza-Mitglied Theodoros Paraskevopoulos erklärte nach Beendigung der Verhandlungen durch Alexis Tsipras bei Günther Jauch, dass es ein Skandal sei, dass die Hilfen durch die Europäer nicht verlängert würden. Wie sehr sich die 19 EU-Staaten jedoch bemüht haben, Hilfe zu leisten, scheint er ebenso vergessen zu haben wie die Tatsache, dass der Verhandlungsführer der Griechen die Sitzung beendet hat um ein Referendum einzuleiten. Der Tsipras-Berater, der den Europäern geballte Inkompetenz vorwarf, schlug in der Talk-Runde Rentenkürzungen in Deutschland vor: „Rentenkürzungen hier sollten Sie mal durchführen!“ Er warf ein, dass Griechenland eigentlich gar keine Kredit wolle.

 

Tatsächlich verhalten sich die Vertreter der griechischen Regierungspartei teilweise wie Kinder, die bestehende Regeln für sich nicht akzeptieren wollen, trotzdem aber alles haben wollen. Auch hinsichtlich Trotzverhaltens und Beschimpfungen wirkt das so, dazu extrem frech und provokant: Es gab unzählige Vorwürfe der griechischen Regierung, die Geldgeber erpressten, demütigten und folterten sie. Was beobachtet werden konnte, erschien nicht nur maßlos provokant, sondern geradewegs absurd.

 

Focus Online nannte Paraskevopoulos die „personifizierte Unverschämtheit“. Die „Welt“ fand, der Mann „biss verbal um sich“. Für "Spiegel Online" galt jedoch Stoiber der Unmöglich in der Runde, ebenso wie andere Medien Bundesfinanzminister Schäuble später scharf attackierten, weil er allem Populismus zum Trotz, die Option eines Grexits nicht ausschloss. Jeder Gläubiger sieht sich irgendwann veranlasst, zu kündigen. Derart real-logisches Verhalten gilt in Deutschland jedoch als unpopulistisch, weshalb man gerne die Realität außen vor lässt. Allein die Diskussion bei Jauch spiegelte das Niveau wider, das die gesamte Situation inzwischen angenommen hat. Derzeit möchte man weder Grieche sein, noch verhandelnder Politiker.

 

Vieles, was man aktuell beobachten kann, wirkt naiv. Das betrifft nicht nur die Griechen, sondern auch deutsche Politiker. Auch mit dem Thema Mentalität und der realen Existenz unterschiedlicher Mentalitäten scheint man sich in der Politik nicht ausreichend auseinandersetzen zu wollen, ggf. will man diese Tatsache aber auch gar nicht wahrhaben. Waren die verhandelnden Politiker naiv? Aller Betrachtungsweisen nach, muss diese Frage mit einem klaren "Ja" beantwortet werden. Das Verhalten der Griechen war klar und unmissverständlich, das Handeln und Unterlassen in Bezug auf die Umsetzung von Vereinbarungen, Reformen usw. klar messmar.

 

Tatsächlich widersprach das Verhalten vor und insbesondere während der Verhandlungen jeglichen Grundlage-Regelwerken, Werten und Moralvorstellungen, ebensowenig den Grundsätzen in Bezug auf Vernunft und Verstand sowie den Anforderungen im Hinblick auf sozialkompetentes Verhalten im westlich-europäischen Kulturraum.

 

Dies betrifft das verbale Auftreten und die Körpersprache ebenso wie das gesamte Argumentations- und Verhandlungsgebahren, das jeglicher Logik und Moral widerspicht und von den Befragten als "sozial inkompetent", "frech", "dümmlich", "naiv" und "weltfremd" wahrgenommen wird. In vielerlei Hinsicht sehen viele das beobachtete Verhalten aber auch auch als vorsätzliche Täuschung, wobei es so wahrgenommen wird, als würden scheinbar nicht nur die europäischen Verhandlungspartner, sondern auch das griechische Volk selbst getäuscht.


Das bezieht sich auch auf die Finanzlage. Immer wieder hieß es seitens der Griechen, dass die aufgezwungene Sparpolitik der Gläubiger die griechische Wirtschaft ruiniere. In Wirklichkeit hat jedoch die griechische Regierung unter Alexis Tsipras und - bis vor  kürzlich - Gianis Varoufakis mit ihrem Verhalten einen zweistelligen Milliardenschaden zugefügt und das Land in die Rezession geführt, wie allein eine Berechnung der Nachrichtenagentur Reuters ergibt, die allein die Kosten für die monatelange "Hängepartie" auf mindestens 63 Milliarden Euro schätzt - ein Viertel der Wirtschaftskraft Griechenlands. Ein weiterer Schaden betrifft das verlorengegangene Vertrauen, das nicht nur Politiker, sondern auch mögliche Investoren betrifft. Seitdem
die Tsipras-Regierung an der Macht ist (Januar 2015) haben sich die Wirtschaftsdaten (die bereits vorher nicht gut waren) extrem verschlechtert. Aktuell gehen die Gläubiger davon aus, dass die Wirtschaft dieses Jahr (2015) um bis zu vier Prozent schrumpft, was Öknomen für 2015 mit ca. 13 Milliarden Euro undfür 2016 mit ca. zehn Milliarden Euro Verlust beziffern.

Nach Analysen der EU-Kommission und des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben sich die Zahlen vor allem im Juli massiv verschlechtert, als die Kapitalkontrollen eingeführt wurden, damit die Bankkonten nicht leergeräumt werden konnten. Die Negativ-Spirale hat psychologische Gründe: Das Gefühl der Unsicherheit bei
Unternehmen und Investoren basiert vor allem auf dem politischen Verhalten der griechischen Regierung, die mit Europa und den Geldgebern auf Kollisionskurs ging. Insofern war Varoufakis "der teuerste Finanzminister in der Geschichte", wie ein EU-Vertreter in der Presse meint. Auch Alexis Tsipras hatte immer wieder für Unverständnis und Verärgerung bei den Geldgebern gesorgt. Das Stellen von Maximalforderungen ohne den eigenen Anspruch, Auflagen erfüllen müssen, klingt noch heute in den Ohren nach.


Mit der Taktik Tsipras, immer wieder (angeblich offen, motiviert und zuträglich) in Verhandlung zu gehen, Kompromissen zum Schein zuzustimmen, Verhandlungen zu verlassen, sich erneut zu beraten, mit öffentlichen Statements und Angriffen Zwiespalt zu säen, die Bedingungen der Gläubiger im Nachhinein als inakzeptabel zu bezeichnen und dann wieder erneute Verhandlungen aufzunehmen, war die Hoffnung verbunden, dass die Euro-Partner am Ende nachgeben würden. Diese Verzögerungstaktik hat Griechenland allein in den vergangenen der Zuspitzung Schätzungen zufolge ca. 30 Milliarden Euro gekostet, schließlich hätte eine Einigung bereits Ende Juni 2015 ohne Schließung der Banken und Verschlechterung der Unternehmens-Finanzierungen erzielt werden können.


Was das Image der Griechen anbetrifft, so spielen auch die abstrusen Forderungen in ihrer sich ständig verändernden Höhe eine Rolle. Zuerst bittet Athen um 53 Milliarden Euro gebeten, während bei den Detail-Verhandlungen für ein drittes Rettungspaket dann schon 86 Milliarden Euro gefordert werden. Dem Bürger, der für sein Geld mehr oder weniger hart arbeiten - es sich auf jeden Fall verdienen muss, erscheint es, als würde hier mit Geld geradewegs herumgeworfen und damit gespielt - zudem auf eine mehr als unseriös erscheinende Art und Weise - und dazu ganz ohne Dazutun und ohne Reue für Fehltritte.


Derartige Wahrnehmungen stoßen dem Otto-Normal, der seine eigenen Verpflichtungen aus Rechnungen zu begleichen hat, übel auf. Erst recht, wenn er sich bewusst macht, wie sehr in den einzelnen Ländern um Gelder für sinnvoll erscheinende Projekte (z.B. Sanierungsprojekte, Straßenbau etc.) gerangelt wird und welche Auflagen und Verpflichtungen an Sozialleistungen geknüpft sind, deren Höhe in keinem Verhältnis zu den Forderungen und den Verpflichtungen der Griechen stehen. Bürger, die das in Deutschland gelassener sehen, gibt es natürlich auch. Sie können sich ihre Gelassenheit finanziell leisten. Wer einen hohen beruflichen Status besitzt, finanziell bestens abgesichert ist und bereits heute die nächsten Urlaubsziele plant, unterliegt schon mal bei der Einschätzung der Lage dem "Heile-Welt-Naivitäts-Fehler".


Der einfache Bürger auf der Straße sieht das anders, es sei denn, er ist marxistisch geprägt oder Griechenland-Fan oder er besitzt eine Lebenshaltung nach dem Motto: "Sollen doch die anderen bezahlen." bzw. "Meine eigenen Rechnungen zahle ich auch erst später oder gar nicht." Die steigende Zahl derer, die letzeres Denken und Handeln an den Tag legen kann ebenso wenig geleugnet werden wie die Zahl jener Bürger, denen es so gut geht, dass sie stets nur für die scheinbar Armen und Schwachen und gegen Gläubiger sind. Man kann es ihnen nicht verübeln, schließlich werden beide Denkweisen politisch (z.B. über Gesetze) gefördert und in der Presse verstärkt zur Schau gestellt.


Genau das kann ein überwiegender Großteil der Bürger ebenso wenig verstehen wie das Verhalten einiger Politiker während der Griechenland-Debatte. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Bürger über Griechenland ähnlich denkt wie Bundesfinanzminister Schäuble es - sehr dezent und vorsichtig formuliert - ausspricht, erleben die Bürger in ihrer Medien-Wahrnehmung verstärkt jene Politiker-Stimmen, die Schäubles Äußerungen (z.B. zum Grexit auf Zeit) kritisieren. Würden die Medien nicht jene Griechenland-Fürsprecher favorisiert in ihre Talk Shows einladen, damit es "nicht langweilig" und zu einseitig wird, sähe es um die geäußerten Meinungsbilder der Deutschen in Bezug auf das Image der Griechen noch gravierender aus. Aus der Negativ-Positiv-Bewertung des Image Griechenlands bzw. der Griechen mit einem Verhältnis von derzeit 75 : 25 würde dann ganz schnell eine Quote von schätzungsweise 95 : 05 werden.     


Das Unverständnis und Entsetzen sowie die Empörung über das Verhalten der griechischen Regierung Tsipras ist allein in Deutschland so groß, dass laut Spiegel-online vom 30.06.2015 mittlerweile "sogenannte Griechenland-Talkshows eine Art stellvertretende gesprächstherapeutische Funktion für die auch in Deutschland zunehmend irritierte Gesellschaft" erfüllen.

 

Noch nie in der Geschichte der letzten Jahrzehnte hat das Verhalten von Regierungsvertretern zu solch einem Unverständnis und Image-Schaden geführt. Selbst das Verhalten von Präsident Putin, der den gestiegenen Image-Werten Russlands in letzter Zeit großen Schaden zugefügt hat, kann hier kaum mithalten. Selbst wenn auch Putins Verhalten nicht mehr zeitgemäß ist: Putin hat sich zumindest geschickter verhalten. Die zwei öffentlich auftretenden Hauptvertreter der griechischen Regierung wirken hingegen aus Sicht der breiten Öffentlichkeit wie Karikaturen: Eine Mischung aus "lustigem Lausbuben" und "bösem Buben" - so die öffentliche Wahrnehmung vieler Europäer. Es gibt aber auch noch eine zweite Wahrnehmung, in der beide vorbenannten Regierungsvertreter mit "Rockstars" verglichen und von einigen deutschen Pressevertretern verbal als solche bezeichnet werden.

 

Viele Griechen finden das Verhalten dieser Regierungsvertreter "cool", zudem sich das Verhalten durchzusetzen scheint. Während die Europäer verzweifeln und wie hilflose Bittsteller wirken, die immer neue Angebote und Zugeständnisse machen, fühlen sich viele Griechen stark und mächtig, allein weil sie wissen, dass ihnen immer geholfen wird, egal was sie tun und wie sie sich verhalten.

 

Unklug ist die Strategie nun nicht. Bis jetzt geht sie in einer gewissen Art und Weise auf. Das scheint insbesondere daran zu liegen, dass sowohl nicht nur die Maniplulationsgesetze (nach Kirschner) scheinbar detailliert Beachtung finden, sondern auch die Erkenntnisse der modernen Neurowissenschaften, die im Falle Griechenlands bis dato zeigen, dass unbewusste Gefühlsentscheidungen (des Lymbischen Systems), die mittels Verhaltens-Taktiken beeinflusst und gesteuert werden können, ganz klar vor dem obliegen, was wir als Vernunft und Verstand bezeichnen. Hierdurch haben die Griechen die Europäer in der Hand, es sei denn, dass die europäischen Politiker und auch die Öffentlichkeit dies erkennen können, was derzeit in Frage gestellt wird.

 

Durch das Verhalten der griechischen Regierung werden nicht nur seitens der Betrachter bestimmte Vorstellungsbilder geweckt, sondern auch seitens der auftretenden politischen Personen scheinbar bewusst erzeugt. Ob dies nun aus Naivität, Weltfremdheit oder aufgrund eines etwaig vorhandenen Realitätsverlustes geschieht oder bewusst und vorsätzlich (strategisch) geplant, dazu führen soll, die Naivität der Europäer regelrecht vorzuführen, zu verpotten und zu hintergehen, sei an dieser Stelle dahin gestellt und ist in Bezug auf das Thema Image nicht relevant.

 

Entscheidender ist das provokativ und verantwortungslos wirkende Gesamtverhalten, das dieses neue und äußerst üble Image der Griechen erzeugt und letztendlich jedem Griechen anheftet, selbst jenen, die mit ihrer aktuellen Regierung und dem gesamten Verhalten nicht konform gehen und sogar eine ablehnende Haltung einnehmen. Sollten die Griechen (wie zumindest vermutet) manipulative Emotions-Strategien befolgen, um weiter ohne Reformen und Gegenleistung an Geld zu kommen, kann das Image ihnen dennoch schaden. Neurostrategien wirken zwar sehr effizient - die psychologische Wirkung des Images wirkt aber etwas dagegen.


Das wahrgenommene Verhalten (Image-Verhalten / keine wissenschaftliche Verhaltensbeschreibung) reicht von der Verdrehung von Tatsachen bis hin zu Drohungen, Häme, Spott und Angriffen gegenüber europäischen Volksvertretern z.B. gegenüber der deutschen Bundeskanzlerin. Insofern grenzt die beobachtete Imagearbeit der griechischen Regierung eher einem bewusst herbeigeführten Image-Totalverlust, den man als regelrechten Image-Suizid bezeichnen könnte.

 

Das Image-Problem betrifft nicht nur die griechischische Regierung, sondern das Image Griechenlands und der Griechen an sich. Dazu gehören auch die in Deutschland lebenden und arbeitenden Griechen. Auch sie erleiden einen Schaden. Dieser Schaden kann z.B. darin bestehen, dass sie als Vertriebsmitarbeiter weniger Abschlüsse tätigen und dadurch unproduktiv werden oder aber als Restaurant-Besitzer sinkende Gäste-Zahlen feststellen müssen.

 

Das ist insofern bedauerlich, da die Griechen bislang als gute Demokraten und als gute und freundliche Gastgeber gesehen wurden und Griechenland ein sehr beliebtes Tourismus-Ziel war.

Für die meisten Europäer ist es jedoch völlig unverständlich wie sich die vom griechischen Volk gewählten Volksvertreter nach außen verhalten. Das Verhalten erscheint dabei nicht nur verantwortungslos und fern ab von jeder Realität. Vielmehr entsteht in Fachkreisen längst der Eindruck des etwaigen Vorhandenseins schwerwiegender Persönlichkeitsstörungen oder aber krimineller Handlungen, die zumindest nach deutschem Strafrecht unter den Paragraphen 263 StGB fallen würden. Beides würde jeder Grundlage für weitere Verhandlungen mit der griechischen Regierung widersprechen. Die zuständigen Stellen sollten dies prüfen.

 

Allein in der Fernsehansprache Alexis Tsipras zur Ankündigung einer Volksabstimmung am 5. Juli wird deutlich, wie gravierend allein das Verhalten in Bezug auf Moral und gängiges Recht ist. Alexis Tzipras: "Doch nicht eine Minute lang haben wir daran gedacht, uns zu unterwerfen...Griechinnen und Griechen, ich bitte euch, auf das erpresserische Ultimatum...auf souveräne und stolze Weise zu antworten – so wie es die Geschichte des griechischen Volks verlangt." Die komplette Rede ist u.a. auf der Web-Seite von DIE LINKE einsehbar veröffentlicht.

 

Image-Schaden für Europa
Unabhängig von der rechtlichen und moralischen Seite, so muss bedacht werden, dass ein derartiger Image-Suizid Griechenlands auch das Gesamt-Image Europas betreffen würde. Erfolgen nun keine drastischen Maßnahmen oder werden - ggf. aus naivem Handlungswillen heraus - weitere Verhandlungen und Hilfen möglich gemacht, würde das Image Europas großen Schaden erleiden und das Image Griechenlands wäre komplett "am Boden zerstört". Das müssen auch die Griechen unbedingt vermeiden, so sie denn nicht isoliert dastehen - oder in ein komplett anderes Regime übertreten wollen.

Ein Schaden ist bereits eingetreten, sollte aber begrenzt gehalten werden. Zur Schadensbegrenzung wäre es wichtig, sich von der aktuellen griechischen Regierung komplett abzugrenzen, einstimmig und unmissverständlich Stellung zu beziehen und so zu handeln wie man es im Geschäftsalltag mit vertragsbrüchigen säumigen Schuldern macht und wahrscheinlich in jeder Ehe nach unzähligem wiederholten Ehebruch bzw. Vertrauensmissbrauch. Das griechische Volk selbst muss unbedingt etwas unternehmen, um weiteren Image-Schaden, der aus dem Verhalten der griechischen Regierung resultiert und sich in schizophren anmutenden grotesken Bildern manifestiert, zu vermeiden. 

 

Um weiteren Image-Schaden und einen Image-Suizid zu vermeiden, darf man sich folglich nicht mehr die Frage stellen müssen, ob jetzt zum Notkredit zum Notkredit des Notkredits wieder weitere Notkredite diskutiert und verhandelt werden. Die eigentliche Frage lautet doch eher: Will Europa sich weiter "durch den Kakao ziehen" lassen, sich selbst zum Gespött machen und an Glaubwürdigkeit verlieren? Oder ist Europa endlich bereit, klare Grenzen zu ziehen, Verantwortung für alle Bürger zu übernehmen (auch jene, die es ernst meinen) und die bisherige Zusammenarbeit, die im Nachhinein betrachtet, von vorne herein eigentlich gar keine wirkliche ernst gemeinte Zusammenarbeit war, endlich zu beenden? Wollen wir ein realistisches, ernst zu nehmendes Europa - oder so weiter machen bis Europa eben nicht mehr existiert?

 

Es geht hier folglich um mehr als nur den Image-Schaden. Europa muss hier deutliche Signale setzen. Aussagen wie "Die Tür ist immer noch offen" und "Wir müssen Griechenland zwingend in der Euro-Zone halten" bewirken psychologisch und pädagogisch das Gegenteil.