Hintergrundwissen "Wahrnehmungsfehler aufgrund Sympathie / Antipathie"

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Gefühle wie Sympathie oder Antipathie sind zwar keine sachlichen Maßstäbe für die Beurteilung von Menschen; sie beeinflussen jedoch automatisch alle Beobachtungs-, Beurteilungs- und Entscheidungsprozesse.

 

Selbst wenn einem Menschen (dem Beobachter) seine eigenen Gefühle bekannt sind, ist er nicht in der Lage, sich neutral und objektiv zu verhalten. Selbst wenn die Messlatte bzw. der Maßstab zu Gunsten einer Person geändert wird, erhält man durch das persönliche Gefühls-Involvement keine objektive Bewertung.

 

Sympathien können auf einem sogenanntem "Ähnlichkeitsfehler" ("Selbsterkennungs-/Sympathie-Fehler" bzw. "Sympathie-/Ähnlichkeitsfehler") basieren, während Antipathien auf einem "Antipathie-/Selbsterkennungs-Widerspruchsfehler" beruhen können.


Das Gefühl der Sympathie oder Antipathie kann aber auch ohne diese Selbsterkennung oder Selbstnichterkennung bzw. Kontrast- und Widerspruchsfindung entstehen, z.B. allein über das Image (das unserer Vorstellungskraft entspringende phantastische Bild von einer Person, einer Organisation oder einer Sache, die man einschätzt). So kann allein das subjektiv gewertete Vorstellungsbild (Image) von einer Person, Organisation oder Sache mit Sympathien oder Antipathien behaftet sein und sowohl durch diese Voreinstellung als auch durch dadurch entstehende neue (verstärkende) Gefühle der Sympathie oder Antipathie die Beurteilung und Entscheidung maßgeblich beeinflussen.


Gefühle der Sympathie oder Antipathie und dadurch entstehende Sympathie-Antipathie-Fehler wirken sogar bereits im Vorfeld z.B. bei der Beobachtung einer Person oder Sachlage. Das durch irgendwelche Annahmen oder sonstigen Schlüsselreize entstehende Gefühl der Sympathie oder Antipathie kann bereits im Vorfeld entstehen und dann einen Erwartungsfehler erzeugen, der sich dann allein schon deshalb erfüllt, weil man voreingenommen in die weitere z.B. persönliche Beobachtung hineingeht.

 

Hinzu kommt, dass Gefühle der Sympathie und Antipathie direkt oder indirekt gezeigt bzw. vom Gegenüber gefühlt werden, wodurch ein Rückkopplungseffekt entsteht, der dann zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung führt und das Gefühl bestätigt. Diesen typischen Rückkopplungseffekt kennen wir bereits vom sogenannten Pupillen-Effekt. Wenn uns jemand sympathisch findet und seine Pupillen daher erweitert sind, finden wir unser Gegenüber ebenso sympathisch. Unsere Pupillen werden dann ebenfalls weiter. Aber auch hier kann es - allein durch moderne Umwelteinflüssen z.B. Lichteffekte oder die Einnahme medizinischer Präparate zu einer trügerischen Fehlwahrnehmung kommen. Wie auch immer gibt es einen Rückkopplungseffekt. Ob dieser nun auf natürlichen und echten Fakten oder auf Einflüssen und Manipulationen basiert, ist hierbei unerheblich.

So kann z.B. das Empfinden von Antipathie gegenüber einer zu beurteilenden Person (z.B. einem Mitarbeiter) deren (dessen) Leistungswillen blockieren, was zu geminderter Leistung, Schlechtleistung, Leistungsverweigerung und/oder Kündigung führen kann. Sympathie hingegen bildet die Grundlage für hohe Motivation, Leistungsbereitschaft und Lernwilligkeit und sorgt darüber hinaus für ein gutes Lern- und Arbeitsklima, was zu höheren (mehr und besseren) Leistungen führt.

Weitere Zusammenhänge

Wahrnehmungsfehler aufgrund Sympathie / Antipathie korrelieren mit weiteren Fehlern z.B. Ähnlichkeitsfehler (Selbsterkennungs-/Sympathie-Fehler bzw. Sympathie- / Ähnlichkeitsfehler), Antipathie-/Widerspruchsfehler (Selbsterkennungs-Widerspruchsfehler) und basieren u.a. auf Kontrasten, Projektionen und Vorurteilen.

 

Projektionsfehler
Der Projektionsfehler zählt zu den persönlichkeitsbedingten Beurteilungsfehlern.
Völlig unbewusst neigen Menschen bei der Einschätzung anderer dazu, ihre eigenen, ganz persönlichen Einstellungen, Ansichten, Erfahrungen, Interessen, Fähigkeiten, Bedürfnisse, Wünsche und Motive in andere hineinzuprojizieren und das, was sie selbst denken und fühlen in ihrer Vorstellung auf andere zu übertragen bzw. anderen zuzuordnen.
Wenn sich jemand selbst nicht mag bzw. selbst wenig sympathisch findet, dann wird er auch andere Menschen weniger sympathisch finden. Von sich selbst auf andere zu schließen, erzeugt enorme Fehler in der Einschätzung und Beurteilung anderer Menschen. Einer dieser Fehler ist der...

 

Ähnlichkeitsfehler (Selbsterkennungs-/Sympathie-Fehler)/ (Sympathie-/Ähnlichkeitsfehler)

Bei der Wahrnehmung anderer Menschen nimmt man sich selbst als Bezugsrahmen. Nimmt man bei einem Menschen eine Ähnlichkeit (äußere Erscheinung, Kleidungs-Stil, Interessen, Herkunft, Einstellung, Gesinnung, Weltanschauung etc.) mit der eigenen Person wahr, führt dies zu einer Beurteilung entsprechend dem eigenen Selbstbild, das zumeist positiv ist. So werden z.B. diejenigen Menschen (z.B. Mitarbeiter) von anderen Menschen (Beurteiler, Entscheider z.B. Personalentscheider, Vorgesetzte) besser beurteilt, wenn der Beurteiler der Auffassung ist, dass sie ihm ähnlich sind. Der Ähnlichkeitsfehler basiert darauf, dass man sich selbst in dem anderen, den man einschätzt bzw. beurteilt, in irgendeiner Art wiedererkennt. Entsprechend dem eigenen, zumeist positiven Selbstbild entstehen entsprechende Sympathien. Wenn man in der anderen Person an Stelle von Ähnlichkeiten und dadurch entstehenden Sympathien jedoch eher Gegensätze erkennt, entstehen...

 

Antipathie-/Widerspruchsfehler (Selbsterkennungs-Widerspruchsfehler)
Der Antipathie-/Widerspruchsfehler basiert darauf, dass man sich selbst in einer Person, die man einschätzt und beurteilt, nicht wiedererkennt, vielleicht sogar Kontraste und Widersprüche zur eigenen Persönlichkeit feststellt, was automatisch zum Gefühl der Antipathie führt. Dieses unangenehme Gefühl beeinflusst dann die Beurteilung und Entscheidung in erheblichem Maße.

 

Kontrastfehler
Stets vergleichen wir uns mit anderen Menschen, suchen bewusst oder unbewusst nach Unterschieden (Kontrast), die wir zumindest unterstellen. Beim Kontrastfehler spielt der Kontrast zwischen den Eigenschaften der eigenen Person und Eigenschaften anderer Personen in so fern eine Rolle, dass anderen Personen Eigenschaften zuordnet bzw. zugeschrieben bzw. unterstellt werden, welche beim Beobachter bzw. bei der beurteilenden Person entweder selbst gar nicht vorhanden oder nicht ausgeprägt vorhanden sind. Der Kontrastfehler kann auch erfolgen, wenn der Kontrast fehlt und der Beobachter bzw. Beurteiler fälschlicherweise annimmt, eine andere Person oder Personengruppe sei gleichgeartet wie er selbst. Der Kontrastfehler kann auch Merkmal eines Wahns sein z.B., wenn angenommen wird, dass alle gleich denken und handeln oder alle anderen anders bzw. gegen einen selbst gerichtet sind. Der Kontrastfehler steht in Verbindung mit dem Antipathie- / Widerspruchsfehler, der auf gering wahrgenommenen Ähnlichkeiten mit einer anderen Person basiert, in der man sich selbst wenig wiedererkennt, dafür aber Kontraste und sogar Widersprüche zur eigenen Persönlichkeit feststellt bzw. subjektiv wahrnimmt bzw. unterstellt z.B. aufgrund von bereits im Vorfeld bestehender... 

 

Vorurteile
Stets gehen wir mit bestimmten Vorurteilen an andere Menschen, Sachverhalte und Themen heran, wobei diese Vorurteile sowohl die Beobachtung als auch die Beurteilung beeinflussen. Wer mit Vorurteilen beobachtet, beobachtet anders. Bereits bei der Beobachtung verhält er sich nicht objektiv. Selbst wenn man richtig beobachten würde, wertet man das Beobachtete subjektiv bzw. automatisch voreingenommen aus z.B. nicht sorgfältig genug oder gerade noch sorgfältiger als bei anderen. Vorurteile können auf vorausgegangenen Erfahrungen (Voraus-Urteile) (z.B. Daten, Name, Ruf, Zeugnisse, Referenzen, Bewerbungsfotos) in Verbindung mit Naivität, Unsicherheit, Bequemlichkeit, Gutgläubigkeit, Autoritäts-Glaube) oder auf Stereotype basieren.
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