Hintergrundwissen "Stereotype / Stereotypisierte Wahrnehmung 

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Stereotype

Stereotype sind ein Sonderfall des "logischen Fehlers" (siehe Wahrnehmungsfehler). Stereotype sind vereinfachende Vorstellungen über Menschen (Menschenbildannahmen), welche die Wahrnehmung einer Person ebenso bestimmen wie die unzähligen sonstigen Beobachtungs-, Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehler, denen das menschliche Gehirn unterliegt. 

 

Stereotype basieren auf Vorstellungen und Denk-Mustern, die fest im Gehirn verankert sind und in unseren täglichen Wahrnehmungs-, Denk- und Entscheidungsprozessen nicht mehr hinterfragt werden. 


Insbesondere bei der Einschätzung und Beurteilung von Menschen aus bestimmten sozialen Gruppen haben Menschen bereits vorgefasste Meinungen über diese sozialen Gruppen (die Frauen, die Ausländer, die Rechtsradikalen, die Ärzte, die Psychologen, die Chefs, die Manager, die Arbeiter, die Behinderten etc.). Im Kopf entstehen regelrechte Bilder, die die komplette weitere Wahrnehmung und das Denken beeinflussen, eine bestimmte Schublade öffnen und füllen und eine bestimmte weitere Denkrichtung vorgeben

 

Die Einschätzung auf Basis von Stereotype erfolgt automatisch und unbewusst. 
wird jedoch auch ganz bewusst vorgenommen, da Menschen einen Hang zur jeweiligen Einstufungen und Klassifizierung haben und - darüber hinaus - zur schnellen und einfachen (primitiven) Zuordnung. Dies erfolgt auf Basis eines primitiven Urinstinktes, der grundsätzlich erst einmal einen Sinn und Nutzen hat.

 

Dass unser Gehirn Menschen automatisch verschiedenen Kategorien zuordnet, ist eigentlich eine praktische Eigenschaft, welche das Gefühl der Zugehörigkeit und der Einschätzung des eigenen Standes ermöglicht und darüber hinaus automatisch regelt, was man in seiner Rolle oder Position besser tun oder unterlassen sollte. Insofern erleichtern Sterotype das Verhalten und das Reaktionsverhalten und gestalten Wahrnehmungs-, Denk, Entscheidungs- und Reaktionsprozesse um ein Wesentliches ökonomischer. "Ökonomisch" heißt jedoch nicht "immer richtig".

 

In der Steinzeit diente diese Fähigkeit dazu, sehr schnell Freund und Feind zu unterscheiden und bei der Begegnung mit anderen Menschen ebenso schnell mit Flucht, Verteidigung oder Angriff zu reagieren. In unserer heutigen modernen Zeit ist das Leben bzw. Zusammenleben jedoch viel komplexer und vielschichtiger. Daher sind Zuordnungen nach alten Steinzeit-Mustern auch nicht mehr stimmig und daher nicht immer von Vorteil.

 

Dennoch denken und handeln wir immer noch so wie früher. Wir  tun dies nicht nur unbewusst, sondern sogar sehr bewusst. Zudem besteht - wie in der Steinzeit - auch heute immer noch ein Hang zur Einstufung in bestimmte Typen, Menschenbilder, Gruppen, Rollen, Hierarchien, Klassifizierungen, Zertifizierungen und Normen, die nach wie vor darüber entscheiden, wer wir sind, wie wir anzusehen sind und wie wir uns anderen gegenüber verhalten sollen, können, dürfen - oder eben nicht.

 

An diese stereotype Vorstellung passen wir uns weitestgehend an, bewusst und unbewusst. Schließlich will z.B. ein Arzt auch gern als solcher wahrgenommen werden, weshalb er in Deutschland einen weißen Kittel trägt, ohne den er im Krankenhaus und selbst in seiner eigenen Praxis nicht "für voll" genommen würde. Bei Stereotypen handelt es sich jedoch nicht um ein Stigmata, weil der Kontext entscheidet. Der besagte Arzt würde im selben Kittel auf einer Autobahn-Toilette ein völlig anderes Bild erzeugen und dadurch auch ggf. anders bewertet und behandelt werden.

Insofern stehen Stereotype in einem engen Zusammenhang mit anderen weiteren Beobachtungs-, Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehlern z.B. die Einschätzung nach der Kleidung. Es geht aber bei Stereotype nicht darum, wie oder als was man wirkt, sondern dass man z.B. als Arzt oder Toilettenmann oder als Mann oder Frau in ein bestimmtes Gruppen-Raster bzw. in eine Schublade gesteckt wird und dieser "Kategorisierung" dann bestimmte feste Eigenschaften zugeordnet werden, denen dann automatisch zugleich weitere Eigenschaften unterstellt werden (siehe: Stereoptypisierte Kopplung).

 

Dieser Hang zur Kategorisierung und Einstufung ist ein regelrechter Trieb, der eigentlich erst einmal seinen Nutzen hat: Stereotype transportieren Einstellungen, bilden Werte und Normen und dienen zur Herstellung gesellschaftlicher Strukturen und Anerkennungs-Strukturen. Stereotype sind damit ein Instrument zur Herstellung von Ordnung. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Ordnung immer richtig ist (Wahrnehmungsfehler). Vieles wird übersehen und es kommt natürlich auch zu Fehleinschätzungen, allein aufgrund der Verallgemeinerung in der Kategorisierung und Bewertung von Menschen und Verhältnissen.


Hinweis: Ein Stereotyp ist von einem "Klischee", einem "Stigma" und einem "Vorurteil" abzugrenzen. Während Klischees, Vorurteile und Stigmata stets mit negativen Bewertungen und negativen Gefühlen einhergeht, stellen Stereotype lediglich eine Unterscheidung zum Ausdruck.


Durch ihre Einordnung in bestimmte „Schubladen“ (Schubladendenken) geben sie dem menschlichen Gehirn erst einmal einen Sinn, der u.a. in der schnellen Informationsverarbeitung und Handlungsfähigkeit liegt. Im Gegensatz zu Klischees, Stigmata und Vorurteilen sind Stereotype sehr stark von Rahmenbedingungen bzw. vom Kontext abhängig (Obiges Beispiel: Arzt im weißen Kittel in einem Krankenhaus + Arzt auf dem WC einer Raststätte) Ihre Aussagen sind allgemein und nicht speziell. Daher aber (selbst im jeweiligen Kontext) auch nie individuell und auf den Einzelfall bezogen. 

 

Stereotype sind kulturell und sozialisationsabhängig unterschiedlich geartet bzw. ausgeprägt. In Deutschland ist der Hang, möglichst alles zu klassifizieren und zu zertifizieren z.B. sehr viel stärker ausgeprägt als in anderen Ländern, wo man sogar darüber schmunzelt - und es gibt Stimmen, die schmunzelnd verlauten lassen, dass es eigentlich sogar eine Prüfung als zertifizierter Diplom-Komiker geben müsse. Fakt ist: "Ein Jäger" in Deutschland ist etwas völlig anders als "ein Jäger in England" oder "ein Jäger" in Kanada. Je nach Meinungsbildung, Wissen und Bildung formen wir uns in unserer Phantasie bzw. mit Hilfe unserer Vorstellungskraft bei den drei Jägern ein völlig unterschiedliches Bild, das sich (farblich, professionell und prüfungstechnisch, elitär oder natürlich - und auch von der Einschätzung von Persönlichkeit, Charakter, Aussehen, Kleidung und Sympathie völlig abhebt, obgleich es sich bei allen Dreien um "Jäger" handelt.

 

Während in Deutschland auf der einen Seite - auch staatlich - sehr stark klassifiziert und zertifiziert wird, besteht gleichzeitig ein starkes staatliches Engagement, bestimmte Stereotype zu negieren oder umzuinterpretieren. Ursächlich sind Gerechtigkeitsempfinden und Mitgefühl und daraus resultierendes soziales und politisches Engagement, zugleich aber auch die Verfälschung von Statistiken, nicht etwa aus betrügerischer Gesinnung heraus, sondern aufgrund der aus Stereotype resultierenden Beobachtungs-, Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehler. Je nachdem, auf welcher Seite man steht, ergibt sich merkwürdigerweise ein völlig anderes Bild und sogar komplett andere Messwerte bzw. Zahlen. Keine Zauberei und keine bewusst betrügerische Tatsachenverdrehung, sondern Wahrnehmungsfehler, im konkreten Fall Stereotype und die darauf basierenden weiteren Fehler und Effekte.

 

Die Wertung selbst spielt keine Rolle. Weder ein pauschales Schlechtreden, noch ein Schönreden, noch ein Neutralisieren bestimmter Personengruppen-Stereotype steht in einem Verhältnis zur Realität und auch nicht zu dem, was vom Grundgedanken her eigentlich angestrebt wird, allein deshalb, weil es pauschal und auf Basis von Schubladen erfolgt, die man nachträglich nicht mehr umräumen kann, allein deshalb schon nicht, weil die anderen Schubladen verschlossen sind. 

 

Bereits das Streben nach Gleichberechtigung und/oder Bevorzugung ganz bestimmter sozialer, kultureller und/oder politischer Schichten und Gruppierungen basiert auf genau eben diesen Sterotypen bzw. auf pauschalen Mernschenbild- und Verhältnisannahmen (ohne individuelle Einzelfall-Prüfung) und fördert sie zugleich. Dies führt zu Privilegien, unterstellten Privilegien, Umschichtung von Privilegien, falschen Privilegien. Was aus professioneller Sicht schizophren wirkt, ist sachlich-nüchtern betrachtet Wahrnehmung auf Basis von Stereotype. Die Folge: Das, was unserem Gehirn eigentlich Sicherheit geben soll, führt zu Unsicherheiten und sehr häufig zur Orientierung an anderen z.B. an den Stimmen und Meinungen der Presse.

 

Die Problematik der Stereotypisierung finden wir nicht nur in der Politik, sondern überall im täglichen Leben. Dies führt unter anderem dazu, dass bestimmte Menschen bevorzugt behandelt werden und andere eher benachteiligt. Andere wiederum behandeln (aufgrund ihrer eigenen Persönlichkeit und ihrer Ansichten) gerade Menschen bevorzugt, bei denen sie vom stereotypen Menschenbild her einfach stereotyp davon ausgehen, dass sie benachteiligt sind oder benachteiligt werden.


Im Umkehrschluss behandeln sie andere Menschen wiederum zu ihrem Nachteil, weil sie davon ausgehen, dass genau jene Menschen üblicherweise bevorzugt werden oder prinzipiell einen Vorteil haben. Folglich brauchen ihrer Sichtweise nach diese Menschen weder Hilfe noch Unterstützung und erst recht keine Bevorzugung. Vielmehr manifestiert sich das Bild, dass man diesen Menschen ihre vermeindlichen Vorzüge sogar weg nehmen oder sie gar bekämpfen müsse. Dies führt zu Mund-zu-Mund-Propaganda, übler Nachrede, Beschwerden, Klagen, Protesten, während es auf der anderen Seite zu sozialen Initiativen, Gesetzesänderungen, Vergünstigungen oder Bevorzugungen kommt.      

 

Stereotype Wahrnehmung erfolgt unbewusst und bildet die Impliziten Persönlichkeitstheorien jedes Einzelnen. Auch die bewusste Nutzung stereotyper Vorstellungen und Muster ist allgegenwärtig: Subjektive Persönlichkeitstheorien und Persönlichkeitstests verwenden ebenso Stereotype wie Horoskope. Fast alle eignungsdiagnostische Verfahren erfolgen ebenso nach stereotypen Vorstellungen und Handlungsmustern wie die meisten Personalauswahlprozesse. Selbst in den meisten Vertriebsschulungen werden Kunden immer noch in eng umrissene Kunden-Typen klassifiziert. 

 

Derartige Klassifizierungen können zwar hilfreich sein, werden jedoch der Realität und dem Kenntnisstand der Psychologie nicht gerecht. Insbesondere in der Beurteilung von Bewerbern, in Personalentscheidungsprozessen und im Verkauf sind die Fehler, die durch Stereotype erzeugt werden eklatant hoch und um ein Vielfaches höher als der Nutzen, den stereotypisiertes Wahrnehmen, Denken und Handeln in der Steinzeit hatte.

 

Stereotype beeinflussen Wahrnehmung und Handeln nicht nur bewusst, sondern auch unbewusst. Sie nehmen - egal in welche Richtung ein Stereotyp geht - einen versteckten starken Einfluss auf professionelles Handeln und professionelle Entscheidungen. Dies betrifft sämtliche Lebensbereiche (Familien- und Sozialleben, Schule und Notengebung, Ausbildungs- und Berufswahl, Personalentscheidungen, Rechtsprechung, ärztliche Terminvergabe, Umgang mit Patienten, Behandlung und Pflege, Sonderrechte, Bevorzugung priviligierter Menschen, ebenso Bevorzugung nicht priviligierter Menschen, selbst eine Bestattung.

 

Egal in welche Richtung man Stereotype zu drehen, zu messen, auszulegen, zu negieren oder zu bevorzugen versucht: Sowohl Handlungen als auch Gegenoffensiven, sowohl Statistiken als auch Forschungsergebnisse, sowohl Rechtsbegehren als auch politische Debatten lösen allein durch die Nennung und das Aufzeigen von Stereotype oder das Zurückgreifen auf Stereotype einen starken Verzerrungseffekt aus, nur mit dem Unterschied, dass nun der Effekt mit System erfolgt (systematischer Verzerrungseffekt).

 

Insbesondere dann, wenn negative und positive Wertungen kommuniziert werden (z.B. geschlechtsspezifische Benachteiligung, religiöse oder kulturelle Ablehnung etc. ) wird nicht nur die Qualität der Wahrnehmung und Entscheidung beeinträchtigt, sondern zugleich das Wissen und die Wissenschaft, die ebenfalls dieser Beeinflussung daraus resultierenden Beobachtungs-, Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehlern unterliegt. Stereotype führen stets zu Privilegien, egal wie man die Sichtweise dreht.

Stereotypisierte Kopplung

Ergänzend zu Stereotypen besteht der Wahrnehmungsfehler der
stereotypisierten Kopplung: Hier werden Charaktereigenschaften, die in keinem real abhängigen Zusammenhang stehen, mit einer entsprechend logisch scheinenden unterstellten Annahme und Erwartung automatisch miteinander verknüpft. Wer z.B. sauber und gepflegt ist, ist der allgemeinen Auffassung nach zugleich auch höflich. Wer höflich ist, ist dann auch gebildet. Wer eine Brille trägt, ist intelligent. Wer intelligent ist usw. Da die Stereotypisierte Kopplung auf einer unterstellten Erwartung basiert, zählt sie zu den Erwartungsfehlern.

Menschenkenntnis

Stereotype stehen in einem indirekten Zusammenhang mit dem, was man als "Menschenkenntnis" bezeichnet. Menschenkenntnis ist eine aus der Beobachtung und Einschätzung von Auftreten und Verhalten abgeleitete Menschenbildannahme und aus wissenschaftlich-psychologischer Sicht ein "Vorurteil". (Detail-Infos) 

Ängste

Stereotype stehen ebenfalls in einem indirekten Zusammenhang mit Ängsten.
Dazu gehört der Respekt und die Angst vor bestimmten Menschen, Menschengruppen, Hierachien etc., aber auch die Angst vor der Fehlbeurteilung eines Menschen an sich. Ängste führen wiederum zu ungenauen Beobachtungen, unentschlossenem Handeln, Vermeidungsverhalten, zur Hemmung oder zu milder Bewertung. 

Weitere Effekte, Beobachtungs-, Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehler
im Zusammenhang mit Ängsten und Stereotype

Stereotype können auf Basis von Ängsten zum Milde Effekt (Leniency-Effekt) führen, wobei der jeweilige Beurteiler bzw. Entscheider bei seiner Beurteilung stets bestrebt ist, negative Eigenschaften des Beurteilten zu verharmlosen, herunterzuspielen oder gar zu leugnen. Ein etwaiges "Ego-Involvement" führt dazu, dass der Beurteiler eine zu beurteilende Person sogar viel positiver bewertet, als sie in Wirklichkeit ist. Hier besteht ein Zusammenhang mit dem sogenannten Sympathie-/Ähnlichkeitsfehler und dem Sympathie-/Antipathieeffekt.

 

Ein weiterer ähnlicher Beurteilungs- bzw. Urteilsfehler, der auf Ängsten und Stereotypen basieren kann, ist der Großzügigkeitsfehler (Generosity error):
Die Sorge, durch negative Aussagen einer beobachteten, einzuschätzenden zu beurteilenden Person, die man z.B. für ein Stereotyp hält, ggf. zu schaden, führt beim Beobachter zur generellen Neigung, eine gute Beurteilungen abzugeben, auch aufgrund der Befürchtung, sich ggf. bei den beurteilten Personen oder anderen unbeliebt zu machen. 


Ein weiterer ähnlicher Beurteilungs- bzw. Urteilsfehler, der dazu passt, ist die Tendenz zur Mitte bzw. der Fehler der zentralen Tendenz: Hier fällt ein Beurteiler bzw. Entscheider sein Urteil bzw. seine Entscheidung immer möglichst so unkonkret, dass er alles gleich bewertet bzw. nach Möglichkeit genau die Mitte wählt, z.B. um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Extreme Beurteilungen und Bewertungen werden in Bezug auf die Tendenz zur Mitte generell vermieden (Vermeidungsverhalten). Stattdessen werden mittlere Ausprägungen bei der Bewertung bevorzugt.

Ein fast gegenteiliger Beurteilungs- bzw. Urteilsfehler, der auf Stereotype basieren kann, ist die Tendenz zur Strenge z.B. dann, wenn man z.B. wegen Stereotype einen hohen Maßstab bzw. ein zu hohes Anspruchsniveau gegenüber einzuschätzenden  bzw. zu beurteilenden Personen (Stereotype) anwendet, wobei hohe Erwartungen und die daraus resultierenden hohen Ansprüche zu überproportional niedrigen Einstufungen und ggf. grundsätzlich schlechteren Bewertungen führen.

 

Die besagten Wahrnehmungsfehler, die mit Stereotypen, Ängsten und daraus resultierenden Erwartungen in Verbindung stehen und zu denen viele weitere noch hinzukommen, führen auch dazu, dass statistisches Zahlenmaterial, das der Meinungsbildung und Entscheidungsfindung zugrunde liegt, von vorne herein verfälscht wird, je nachdem welches Stereotyp wirkt und welche Sichtweise besteht.
Diese Sichtweise hängt von vielen Faktoren ab, die u. a. unter Wahrnehmung / Wahrnehmugspsychologie kurz skizziert werden.
 

Soziale Stereotype

Eine besondere Form der Stereotype sind soziale Stereotype, die dem Zusammengehörigkeitsgefühl dienen. Soziale Stereotypen gehen von einem "Wir" aus, woraus ohne jegliche Richtigkeit und Logik ein "Wir-Gefühl" in Bezug auf Nationen und Volksgruppen erzeugt - und soziales Verhalten ohne Rechtfertigung als zusammengehörig empfunden wird.

 

Dieses "Wir-Gefühl", das die Wahrnehmung trübt und stark verzerrt,
kann im Ausland selbst einen Ostfriesen aus dem hohen Norden beim Anblick eines Maßkruges oder einer Lederhose befallen, selbst wenn diese Accessoirs aus Bayern sind. Selbst in ihrer Heimat verfolgte Asylbewerber bekommen dieses "Wir-Gefühl"
in Bezug auf ähnliche Dinge aus ihrer Heimat.

 

Der Blick für die eigentliche Realität wird so stark getrübt, dass selbst frühere Antipathien und Feindschaften plötzlich blindlings übersehen oder gar vergessen werden. Ärger, Unmut und Armut werden plötzlich negiert. Es überkommt einen der Stolz auf die Heimat und seine Kultur, egal wie weit hergeholt oder realitätsnah dies ist.

Was man hasste, wird jetzt zur "Heimat", auf die man stolz ist. Das "Wir-Gefühl" breitet sich sogar auf jene aus, die im eigenen Land oder in der eigenen Kultur als entfremdet, als Ausländer oder gar als Außenseiter und Aussätzige galten. Soziale Stereotype schweißen wieder zusammen. Eine ähnliche Wirkung haben andere soziale, kulturelle und religiöse Verhaltensweisen, was sogar dazu führen kann, dass man sich allein aufgrund einer bestimmten Religion, dem Klang einer Nationalhymne oder eines Liedes, Musik-Stückes oder Tanzes plötzlich ganz anders fühlt, Informationen anders wahrnimmt, plötzlich anders denkt und sich sogar an etwas anderes zu erinnern weiß, was jedoch in keinster Weise der tatsächlichen Erfahrung entspricht. Auf diesem Wahrnehmungsfehler basieren dann alle weiteren Beobachtungen, Wahrnehmungen, Ansichten, Äußerungen und Handlungen.

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