Hintergrundwissen "Nachteil der Diagnostik nach dem ib reality view & proof concept"

Mehrwert-Infos für Vielleser, Mehrwisser, Besserwisser

Nachteil der Diagnostik des ib reality view & proof concepts ist zugleich der Vorteil,
dass ein relativ authentischer Blick hinter die üblichen Fassaden möglich ist. Dies erfordert vom Tester jedoch eine ausgesprochen hohe Persönlichkeitsstabilität,
eine gute psychische Konstitution und eine hohen Sachlichkeit.

Warum?
Weil aus der Perspektive des Testers/Diagnostikers die üblichen Menschenbildannahmen nachweislich verfallen und sich "Abgründe" öffnen, die für den Tester selbst äußerst unangenehm sein können.

 

Beispiele:
Während sich Bewerber (insbesondere gehobene Führungskräfte) in den üblichen eignungsdiagnostischen Situationen zumeist freundlich, zuvorkommend und gepflegt verhalten (bzw. geben), erlebt man in der Diagnostik nach dem ib reality view & proof concept nunmehr Verhaltensweisen, die stark irritierend wirken können. Dazu kann z.B. das Aufknallen des Telefonhörers mitten im Gespräch ebenso zählen wie Beschimpfungen oder der bewerberseitige Hinweis, dass das Anliegen (Bewerbung, Stelle) in Wirklichkeit doch nicht so ernst gemeint sei.

 

Alles das, was ein regulärer Personalentscheider in seiner Rolle und klischeemäßigen Tätigkeits-Abwicklung nicht wahrnimmt bzw. nicht wahrnehmen kann, tritt jetzt offen zu Tage. Man hört den Bewerber quasi laut denken. Man sieht plötzlich, dass (und wie stark) man selbst nachweislich von denen belogen wird, die man selbst eigentlich für absolut glaubwürdig hält. Zudem zeigen sich Menschen hier auch von ihren unangenehmen Seiten. Eine Person, die man selbst (subjektiv betrachtet) für extrem sympathisch hält, zeigt sich in Wahrheit plötzlich von einer ganz anderen, ggf. sehr negativen Seite). Bei labilen Testern kann dies zu starken kognitiven Dissonanzen führen und birgt eine Gefahr für den eigenen Gemütszustand.

 

Ursache für Selbstbetrug
Die aus den unangenehmen Wahrheiten resultierenden Misstimmungen sind zugleich der Grund, warum viele Personalentscheider lieber ein kostspieliges unternehmerisches Risiko eingehen, als sich eventuellen kognitiven Dissonanz-Zuständen auszusetzen und das eigene Welt- und Menschenbild hinterfragen zu müssen. Mit der Zeit haben sich Rituale herausgebildet, die über das Vollziehen klassischer Abläufe nebst Vermeidungsverhalten Unannehmlichkeiten vermeiden. Dies ist zwar eine Art Selbstbetrug, hilft jedoch dazu, dass das eigene Weltbild nicht ins Wanken gerät. Aus unternehmerischer Sicht ist diese Art der Problemvermeidung zwar ungünstig - aber eben problemvermeidend. 

 

Weitere Dissonanzen
Eine Dissonanz kann aber nicht nur bei negativen Outings entstehen: Oft ist es so, dass sich hinter Bewerbern, die man nach den üblichen Kriterien ablehnt, sehr positive Kandidaten verbergen, die in Wirklichkeit einen echten Gewinn für das Unternehmen darstellen würden, sofern man es als Abschluss-Entscheider dann auch schafft, über seine eigene subjektive Wahrnehmung hinwegzugehen und nur die sachlich-nüchternen objektiven Mess-Daten für die eigene Entscheidung zugrundelegt.

 

Erfahrungsgemäß fällt vielen dies nicht leicht, insbesondere dann, wenn ein Bewerber sich offensichtlich schlechter darstellt als er in Wirklichkeit ist. Das "Über den eigenen Schatten springen" fällt nicht jedem leicht und es besteht die Gefahr, dass sich der Abschlussentscheider (z.B. der Auftraggeber bzw. Arbeitgeber) dann doch von der ggf. falschen subjektiven Einschätzung aus der Sichtung der Bewerbungsunterlagen und Eindrücken aus persönlichem Gespräch verleiten lässt, dann doch einen messbar schlechteren Kandidaten einzustellen. Ursächlich dafür sind subjektive Selbst- und Fremdbildannahmen, die Palette der eigenen Wahrnehmungsfehler und der Glaube an die eigene Menschenkenntnis.

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