Hintergrundwissen "Selbstschutz durch Maskierung"

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Menschen setzen Masken auf, um ihre äußere Erscheinung zu verändern. Zugleich hilft die Maske, eine andere Rolle zu spielen, wobei das "Rollenspiel" einer Verwandlung gleichkommt. Eine Maskierung und Kostümierung hilft, in etwa das auszudrücken, was im wirklichen Dasein sonst nicht oder nicht wirklich zur Geltung kommt. 

 

Was im Theater "ein Rolle spielt", geschieht auch im wahren Leben. Schließlich spielen wir alle irgendwie eine Rolle oder haben aufgrund gesellschaftlicher Verpflichtungen und Konventionen eine bestimmte Rolle zu spielen, was nicht zwingend negativ gemeint ist: Schließlich ist das richtige "Rollenverständnis" eine wichtige soziale Kompetenz, ohne die sich das soziale Miteinander wesentlich schwieriger gestalten würde.

 

Sozialkompetenz bezieht sich jedoch auch auf den Umgang mit sich selbst, was - einfach gesagt - u.a. bedeutet, dass man auch in der Lage sein sollte, ab und zu sich selbst zu sein. Dazu gehört auch die Fähigkeit, die eigene Rolle zu hinterfragen, ebenso die Rolle anderer Menschen, schließlich wechseln sich die unterschiedlichen Rollen, die wir spielen, situationsabhängig ab:

 

Während wir als Kunde von Verkäufern kundenorientiertes Verhalten erwarten - und entsprechende Ansprüche stellen können, können wir dies in der Rolle von Straßenverkehrsteilnehmer eher weniger. Hier haben wir uns achtsam zu verhalten und entsprechend anzupassen. Abends sind wir vielleicht Familienoberhaupt, morgens abhängig beschäftigter Angestellter, nachmittags im Verein dann wieder Vorstand, danach vielleicht Politiker. Dazwischen spielen wir weitere unterschiedliche Rollen. Rollen wechseln. Rollen ändern sich. Entsprechend ändern sich die Erwartungen, die man an uns in der jeweiligen Rolle, die wir "korrekt" zu "spielen" haben, erwartet. 

 

Masken sind zugleich wichtig, um unser Image zu wahren: Die Vorstellung, die andere von uns haben bzw. das Bild aufrecht zu erhalten, das andere von uns erwarten. Hinzu kommen eigene Ängste und Schwächen, die man überspielen möchte, um bei anderen ein möglichst "gutes" Bild abzugeben oder zumindest nicht anzuecken. Auch möchte man sein Gesicht wahren, schließlich wollen wir Anerkennung und scheuen die Ablehnung durch andere. Wir wollen mitspielen und mitmischen. Dazu spielen wir unsere Rolle und setzen unsere Maske auf, bereits in der frühen Kindheit.

Unsere Maske bedeutet Selbstschutz und sie hilft. Daran gewöhnen wir uns mit der Zeit, was dazu führt, das die meisten Menschen ihr wahres Ich hinter einer Maske oder Kostümierung verstecken, sei es nun eine bestimmte Art, sich zu geben oder eine Marke, die man am Körper trägt.

 

Je mehr Menschen z.B. aufgrund ihres Erfolgs gesellschaftlich eingebunden und geradewegs verpflichtet sind, desto mehr Maskierung, die u.a. dazu dient, nach außen hin stets die "Sonnenseite des Lebens" zu vertreten, selbst wenn es im Inneren vielleicht ganz anders aussieht. Je höher die gesellschaftlichen Verpflichtungen sind, desto höher die Erwartung an Dynamik, Attraktivität, Erfolg und Beliebtheit, desto höher sind die Maßstäbe, an denen wir gemessen werden. 

 

Die ständige und andauernde Aufrechterhaltung einer aufgesetzten Maske und Kostümierung ist nicht nur anstrengend. Sie kann auch zu einer Selbstentfremdung und zu schweren Persönlichkeitsstörungen führen, von denen Kaufsucht nur die geringste Stufe darstellt.

 

Seine Maske einfach abzulegen, ist nicht einfach. Schließlich haben wir uns daran gewöhnt. Bereits in der Kindheit haben wir begonnen, uns Masken aufzusetzen z.B. wenn wir Ablehnung, Abwertung oder Verletzungen erfahren haben und dadurch gelernt haben, dass wir, so wie wir wirklich sind, für andere nicht gut genug sind. Wir haben gelernt, die eigene Persönlichkeit zurückzustellen, uns eine Maske aufzusetzen und eine Rolle zu spielen, um das zu erfahren, was jeder Mensch sehnsüchtig erwartet: Zuwendung, Anerkennung, Wertschätzung und Liebe.

 

Irgendwann sind Masken - völlig unbewusst - zu einem festen Teil von uns geworden. Sie haben sich fest in unserem Unterbewusstsein verankert und bilden oft sogar unseren GlaubenEntsprechende Verhaltensmuster haben sich tief in uns fest verankert. Wir sind von unserer Maske regelrecht abhängig geworden. Die Sehnsucht, von anderen Menschen anerkannt zu werden, bleibt auch als erwachsener Mensch bestehen. Das Streben nach Anerkennung ist ein typisch menschliches Daseins-Motiv.

 

Das Problem: Wer sich nur nach außen orientiert und das nicht mit seinem wahren Innenleben abgleicht, verliert seine eigentliche Persönlichkeit. Viele Menschen leben quasi davon, sich in den Medien abzuschauen, wie sich erfolgreiche Menschen verhalten und was man scheinbar tun muss, um mit bestimmten Menschen mitzuspielen.

 

Dieses "Mitspielen" bezieht sich auf das gesamte Verhalten von Aussehen über Sprache, Sprechen und Körpersprache bis hin zum gesamten Lebensstil und der Peripherie. Der Umgang mit Technik und Körper zählt auch dazu, ebenso dass, was man gut oder schlecht zu finden hat, um gesellschaftlich mitzuspielen oder zumindest nicht bei anderen anzuecken. 

 

Beispiel:
So ist man z.B. im Inneren vielleicht eigentlich politisch dagegen, dass Unsummen von Geld in die Entwicklungshilfe gesteckt wird, wo doch viele Sorgen und Nöte erst einmal im eigenen Land gelindert werden müssten, vertritt nach außen aber eine ganz andere Meinung, spätestens dann, wenn man als Politiker ein Mikrofon vorgehalten bekommt oder ein großes Publikum auf ein gesellschaftlich etabliertes Statement wartet. Ärgernisse über bestimmte Menschen und Umstände werden dann negiert oder sogar gegensätzlich dargestellt, was z.B. in der Politik dazu führt, dass Beschlüsse verfasst und Gesetze verabschiedet werden, die eine große Mehrheit im Inneren eigentlich wirklich nicht nachvollziehen kann.

 

Das regelrechte "Nachäffen" von scheinbar allgemeingültigen Meinungen und Auffassungen führt zwar nicht zu einer Persönlichkeitsstörung, jedoch zu einer Störung der Gesellschaft, die sich irgendwann immer mal wieder wundert, dass viele Sorgen, Nöte und Probleme in Wahrheit eigentlich "hausgemacht" sind, weil z.B. Meinungen "nachgeplappert" werden, die eigentlich nur eine Minderheit hat. Die Macht der Medien spielt hier eine bedeutende und nicht selten entscheidende Rolle. Gerade hier geht es um angepasste Meinungen und - angesichts der angestrebten Zuschauerquote - weniger um Erkenntnisse, erst recht nicht, wenn diese unangenehm erscheinen.

 

Wichtig ist es, mit einem scheinbaren Meinungsstrom mitzuschwimmen, "in" zu sein und bloß nicht anzuecken. Oft ist sogar gerade das "Anecken" in einer bestimmten Gesellschaftsschicht das "Angepasste" bzw. "Erwartete" z.B. wenn "Ja-Sagen" nicht zum guten Ton gehört und ggf. als "uncool" gilt.

 

Daraus entwickelt sich eine regelrechte Eigendynamik. Je länger und intensiver Menschen sich nach außen und nach anderen Images orientieren und bemüht sind, danach zu leben, desto mehr verlieren sie das eigene Gefühl für sich selbst. Dies führt dann zu noch mehr Außenorientierung und Abhängigkeit, die bis zur Konditionierung führt. Es bleibt dann nichts Eigenes, Individuelles. 

 

Selten stimmen Persönlichkeit und Maske überein. Oft ist sogar die Maskerade völlig gegensätzlich zum eigentlichen Innenleben, wie dies z.B. sehr gut bei Schauspielern, insbesondere bei Charakter-Darstellern zu beobachten ist. Je mehr sich die Rolle von ihrer Persönlichkeit abhebt, desto besser wird sie gespielt, was bei Schauspielern fasst einer Therapie gleichkommt, bei anderen Menschen hingegen eher tragisch anmutet.

 

Um Masken ablegen und wieder zu sich selbst finden zu können, muss das eigene Leben wieder ausgegraben werden. Dazu muss zuerst bewusst gemacht werden, was überhaupt zur entsprechenden Maskierung und zur Maske geführt hat.

 

Auch gilt es, die entstandenen Missverständnisse zu relativieren und möglichst zu klären. Selbstbewusstsein und Selbstreflexion sind ebenso wichtige Aspekte wie Motive, Bedürfnisse und verborgene Ängste. Dem gegenüber stehen gesellschaftliche Normen und Konventionen sowie Wertvorstellungen und Konsumverhalten. Um zu sich selbst zurückzufinden, gibt es viel zu klären. Auch bedarf es einer Menge Mut.