Wahrnehmungsstörungen

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Abgrenzung zu Wahrnehmungsfehlern

Im Gegensatz zu Wahrnehmungsfehlern bzw. Beobachtungs-, Beurteilungs- und Erwartungsfehlern, bei denen wir uns auf der Grundlage eingehender Informationen (Reize) durch unsere Denkprozesse und unsere Vorstellungskraft bzw. durch Kombination vergangener Vorstellungen und Erfahrungen ein subjektives Bild von einer Person, einer Sache oder einem Zustand erhalten, gibt es Wahrnehmungsstörungen, die auf bestimmten Defiziten basieren, die physischen oder psychischen Ursprungs sind bzw. auf psychische oder organische Störungen zurückzuführen sind. Wahrnehmungsstörungen gehen häufig mit sogenannten Trugwahrnehmungen einher.

Beispiele für Wahrnehmungsstörungen

Wahrnehmungsstörungen aufgrund Erkrankung der Psyche

Bereits in Bezug auf reguläre Wahrnehmungs-, Denk- und Urteilsprozesse spielt unsere psychische Konstitution eine wichtige Rolle. Je nachdem, in welcher Gemütsverfassung wir uns gerade befinden, empfinden wir Menschen, Zustände und alle Dinge um uns herum völlig anders, als sie eigentlich sind. Besonders stark verändert sich unsere Wahrnehmung bei bestimmten Störungen der Psyche. Bereits allein die damit einhergehenden Symptome (z.B. Angst) verzerren die Wahrnehmung. Dann nehmen wir die Menschen und Dinge um uns herum anders wahr als sie sind und interpretieren selbst in sachliche Aussagen und/oder nichts sagende Bilder etwas hinein, das unserer psychischen Verfassung entspricht. Dennoch: Wahrnehmungsfehlern liegt stets ein Reiz bzw. eine Information zugrunde. Bei einigen psychischen Störungen fehlt ein realer Reiz. Sie wirken auch ohne eine zugrunde liegende reale Information.

 

Halluzination

Von einer Halluzination spricht man, wenn ein Reiz wahrgenommen wird, obwohl dieser in der Realität gar nicht existiert. Ein realer Reiz liegt nicht zugrunde. Es kommt zu Trugwahrnehmungen.

Wahnvorstellung
Von einer Wahnvorstellung spricht man, wenn das Bewusstsein des Wahrnehmenden bei intaktem Wahrnehmungsvermögen die Wahrnehmung derartig verfälscht,
dass die Realität, so wie sie ist, verkannt wird und trotz Gegenbeweise keine Korrektur möglich ist. Informationen zum Wahn siehe Detail-Infos

 

Wahrnehmungsstörungen aufgrund organischer Erkrankung
Sind Sinnesorgane und/oder Nervensystem beeinträchtigt, kommt es zu Störungen der Wahrnehmung z.B. beim...


Blindsehen
Es gibt blinde Menschen, die - obgleich sie nachweislich nichts sehen können - trotzdem fähig sind, visuelle Informationen / Reize aus ihrer Umwelt zu erkennen und zu nutzen. Blindsehende reagieren auf die Mimik anderer, ohne jedoch ein Gesicht zu erkennen. Ebenso können sie Muster erkennen, wissen jedoch nicht, woher die Informationen kommen, weil das Bewusstsein dafür fehlt. Das liegt daran, dass bei blindsehenden Menschen eintreffende Signale eine Abkürzung in die höheren Areale der Sehrinde nehmen. Üblicherweise leitet die primäre Sehrinde, die dazu dient, aus eintreffenden visuellen Signalen genau jenes Bild zu erzeugen, das wir als bewusstes Sehen erleben, die entsprechenden Informationen an die höheren Areale des visuellen Kortex weiter, wo sie interpretiert werden. Ähnlich ist es bei der...

Akinetopsie
Hierbei handelt es sich um einen Defekt der Sehrinde. Menschen mit Akinetopsie sind unfähig, Bewegungen wahrzunehmen. An Stelle real erfolgter Bewegungen sehen sie einzelne Bilder bzw. Standbilder nacheinander ablaufen. Sie sehen quasi eingefrorene Momentaufnahmen, welche die reale Bewegungsabläufe nicht darstellen können.

 

Visueller Negelect

Bei ihrer Wahrnehmung vernachlässigen die betroffenen Menschen jeweils eine Hälfte z.B. eine Hälfte eines Raums, die Hälfte von Objekten oder eine Hälfte ihres Körpers. Ursächlich ist ein Defekt im Parietallappen. Der lenkt unsere Aufmerksamkeit. Obwohl eintreffend Sinnesreize aus unterschiedlichen Richtungen grundsätzlich normal verarbeitet werden, richten die Betroffenen ihre Aufmerksamkeit unbewusst nur noch in eine Richtung. Entsprechend bemerken sie nicht, wenn sich jemand oder etwas von der Seite, die sie vernachlässigen, nähert. Das führt zu entsprechendem Verhalten: So essen die Betroffenen z.B. nur noch eine Hälfte dessen, was sich auf ihrem Teller befindet oder waschen sich nur noch auf einer Seite. 

 

Capgras-Syndrom
Das Capgras-Syndrom macht Menschen glauben, dass ihnen nahe stehende Personen durch Doppelgänger ausgetauscht worden. Im Gegensatz zu Halluzinationen oder Wahnvorstellungen, bei denen Menschen etwas wahrnehmen, was in Wirklichkeit nicht real existiert ist, führt das Capgras-Syndrom dazu, dass eine reale Wahrnehmung einfach falsch erlebt und beurteilt wird. Detail-Infos

 

Wahrnehmungsstörungen aufgrund gehirnchemischer Veränderungen
Für Veränderungen und ggf. Störungen der Wahrnehmung, des Denkens und der Psyche ist auch unsere körpereigene Biochemie bzw. unsere Gehirn-Chemie verantwortlich. Sie entscheidet mit darüber was und wie wir fühlen, wie wir uns und andere wahrnehmen und einschätzen - und auch darüber, wie wir urteilen und welche Entscheidungen wir treffen. Wenn sich die Zusammensetzung unsere Gehirn-Chemie verändert, verändert sich damit auch der Mensch und das, was er wahrnimmt, denkt und fühlt. Nicht selten kann das völlig gegensätzlich zu dem sein, was man üblicherweise wahrnimmt, denkt und fühlt bzw. was man unter ausgewogenen Verhältnissen wahrnehmen, denken und fühlen würde. Bereits Stress oder eine Erkrankung der Schilddrüse kann zu Veränderungen führen und auch dazu, ob wir Dinge positiv oder negativ sehen, ob wir Glück oder Unglück wahrnehmen, ob wir uns glücklich fühlen oder unglücklich sind. 
Abzugrenzen sind psychotische Wahrnehmungsstörungen, die auf schwerwiegenden bzw. krankhaften Veränderungen der Gehirnchemie bzw. des Hirnstoffwechsel basieren jedoch von solchen, welche reguläre Veränderungen betreffen, aber dennoch die Wahrnehmung beeinflussen und/oder beeinträchtigen... (Detail-Infos)

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