Hintergrundwissen "Realitätsverlust"

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Thema

- Realität, Realitätsverdrängung, Realitätsverzerrung und Realitätsverlust
- Individueller und kollektiver Realitätsverlust
- Ursachen für Realitätsverlust
- Realitätsverlust in Politik, Staat und Gesellschaft

Realität, Realitätsverdrängung, Realitätsverzerrung, Realitätsverlust

Realität
Realität bezeichnet die Gesamtheit des Realen. Der Begriff stammt ab vom Lateinischen "realitas", was für "Wirklichkeit" steht. Das Gegenteil der Realität ist die Illusion. Realität ist folglich alles, das keine Illusion ist und - darüber hinaus - nicht von den Phantasien bzw. Wunschvorstellungen, Meinungen und Überzeugungen eines Einzelnen abhängt. Realität basiert auf Vernunft und Verstand und setzt voraus, dass etwas in Wahrheit auch allgemein messbar genau so ist wie es erscheint.

 

Mit subjektiven Meinungen, persönlichen Überzeugungen, persönlichem Glauben und Erwartungen hat Realität ebenso wenig zu tun wie mit den inneren Widersprüchen und den (ggf. als unangenehm empfundenen) Gefühlen und Konflikten, die sich aus der Konfrontation mit der Realität ergeben können. Derartige Gefühle, Widersprüche und Konflikte führen aber automatisch zur Verzerrung der Realität und ggf. zum völligen Realitätsverlust.

 

Verzerrung der Realität
Allein zur Vermeidung von Widersprüchen, unangenehm empfundenen Gefühlen und Konflikten wird die Realität oft verzerrt oder verfälscht. Ursächlich sind menscheneigene Denkprozesse, die wie Schutzmechanismen zum Selbstschutz wirken und die eigene Schein-Realität vorläufig bestätigen wie z.B. Kontrollillusion, Selbstwertdienliche Verzerrungen und der Effekt der kognitiven Dissonanz-Reduktion.

 

Darüber hinaus sind viele weitere Effekte bekannt, die die Realität so verzerren, dass sich eine eigene Realität bildet, die sich ggf. (sogar mit erhöhter Wahrscheinlichkeit) selbst erfüllen (Selbsterfüllende Prophezeiung / Rosenthal Effekt, Selbstwirksamkeitserwartung).

 

Manchmal wird die Realität verzerrt oder verfälscht, ohne dass dies durch die wahrnehmenden Personen bemerkt wird bzw. es den wahrnehmenden Personen bewusst ist. Es kommt dann zu Täuschungen. Ursächlich sind in der Regel Wahrnehmungsfehler und Wahrnehmungsstörungen. Manipulationen und gesellschaftliche Manipulationen können ebenso dazu führen, dass die Realität verzerrt wird und eine andere "Wahrheit" entsteht (bzw. erzeugt wird) als in der Realität messbar vorhanden ist.

 

Verdrängung der Realität
Die Realität möglichst zu verdrängen gehört zu den Grundlagen des Menschseins und der Menschheit an sich. Die Realität ins Positive zu verzerren oder ganz zu verdrängen, ist ein probates Mittel zur (zeitlich begrenzten) Aufrechterhaltung oder Steigerung der Lebensqualität. Allein die Negierung bestimmter Hintergrundinformationen oder (möglicher) unangenehmer Folgen (Konsequenzen) aus eigenem Tun und Handeln kann dazu beitragen, die eigene Lebensqualität zu verbessern, nicht aber die der anderen.
Die Realität zu beschönigen oder unangenehme Realitäten zu negieren, zählt folglich zu den Grundsätzen menschlichen Denkens und Handelns.

 

Verlust der Realität / Realitätsverlust
Unter bestimmten Umständen können Menschen ihren Blick für die Realität völlig verlieren. Man spricht dann von einem Realitätsverlust. Dieser Verlust der Realität kann die Wahrnehmung, die geistige Haltung und das Denken umfassen und zu einem realitätsfremden bzw. realitätsfernen Handeln führen, das sich zumeist kontraproduktiv auswirkt. Manchmal kann realitätsfernes Denken und Handeln aber auch kreative Prozesse begünstigen, die dann zu einer völlig neuen eigenen Realität führen, die ggf. positiv ist. In letzterem Fall kann sich diese Phantasie-Realität aber ggf. zu Ungunsten des eigenen Umfeldes bzw. der anderen Beteiligten auswirken, zumindest aber - aus der Perspektive der anderen heraus - sehr befremdlich anmuten.  

 
Realitätsverlust beschreibt - der Definition nach - einen geistigen Zustand, bei dem eine Person oder eine Personengruppe nicht mehr in der Lage ist, die tatsächlich vorhandene und messbare Situation zu sehen und zu begreifen. Realitätsverlust umschließt auch die Wahrnehmung tatsächlich vorhandener Situationen. Man unterscheidet zwischen individuellem Realitätsverlust (Individualpsychologie und Psychiatrie) und kollektivem Realitätsverlust (Sozialpsychologie, Psychologie der Masse).

 

Differenzierung zwischen individuellem und kollektiven Realitätsverlust

Individueller Realitätsverlust bezieht sich auf den Verlust des Realitätsbezuges bei Individuen (einzelne Persönlichkeiten). Kollektiver Realitätsverlust bezieht sich auf den Verlust des Realitätsbezuges von Kollektiven (Gruppen, Organisationen, Staat, Gesellschaft).

Individueller Realitätsverlust

Individueller Realitätsverlust kann unterschiedliche Ursachen haben. Diese können in individuellen Wahrnehmungs- und Denkprozessen begründet sein, ebenso aber auch auf psychischen Erkrankungen (z.B. Schizophrenie) und schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen basieren. Individueller Realitätsverlust kann ebenso auf Beeinflussungen von außen bzw. auf Umwelt-Einflüssen begründet sein (bestimmte Form der Sozialisation, gesellschaftliche Manipulation, symbiotischer Wahn bzw. Übernahme wahnhafter Gedanken von anderen, einseitige Information durch Medien, Persuation, Täuschung, Nudging, Gehirnwäsche-Techniken).

 

Individueller Realitätsverlust aufgrund falscher Informationen
Die einseitige Einholung von Informationen bzw. von vermeintlichen Wissens kann auch eine Ursache für Realitätsverlust sein (siehe "Wahrnehmungsfehler aufgrund Abrufbarkeit von Medieninformationen"). Einseitige Bildung und falsches Wissen (siehe "Wissen und Bildung") können - wie auch das Negieren und Schönfärben von Informationen und Wissen - ebenfalls zu Verzerrungen der Realität führen.

 

So konnte z.B. festgestellt werden, dass der historisch bekannte Realitätsverlust von Führer-Persönlichkeiten, die man im historischen Kontext zu den sogenannten Führungs-Eliten zählt, eben nicht nur auf Störungen von Persönlichkeit und Psyche zurückzuführen sind, sondern auf falsche oder einseitige Informationen und deren Wahrnehmung. Seit der griechischen Antike galt der Überbringer unangenehmer Botschaften (Informationen, unangehme Wahrheiten) wissentlich als ein feindgleiches "Übel", das aufgrund der - als unangehm empfundenen - Inhalte der Botschaft entweder degradiert, geächtet oder getötet wurde. Kein Herrscher konnte und wollte unangenehme Wahrheiten, die der eigenen Ideologie und den eigenen Zielen widersprachen, wahr haben und erdulden müssen. Boten, die Botschaften jedoch in Richtung der Ideologien und Ziele der herrschenden Elite verfälschten oder umdeuteten wurden hingegen belohnt.

 

Schon immer galten unangenehme ehrliche und wahrheitsgemäße Informationen, die von den Empfängern selbst als Feedback zu ihrer Person, ihrer Rolle und ihren ideologischen Zielen gewertet wurden als eine gefährliche Angelegenheit, wenn gleich dies von den Betroffenen selbst stets öffentlich anders dargestellt wurde und wird. Daher weiß man aus der psychologischen Forschung, dass aufrichtiges Feedback eher selten ist. Einseitige Informationen, schön gefärbte Informationen oder bewusste Falschinformationen waren folglich schon immer die Ursache für den Realitätsverlust von Herrschenden mit der Folge, dass ein solcher Realitätsverlust zumeist in die Niederlage (z.B. Varus) oder den Ungang (z.B. Hitler) führte.

 

Nicht selten haben die vom individuellen Realitätsverlust betroffenen Führer so ziemlich alles dafür getan, dass die eigene gewünschte Realität sich zu einer kollektiven Realität etabliert. Dazu erfolgte entsprechende Propaganda und Persuation. Dabei haben die Herrschenden stets auf den Effekt des sozialen Einflusses sowie den Effekt der pluralistischen Ignoranz gesetzt, wobei insbesondere mit Angst bzw. Ängsten gespielt - und auf Hemmungen gesetzt wurde. Was heute bereits mit Nudging bzw. mit Nudgets erreicht wird, auf das jede moderne Führungselite, die sich von der Demokratie abkoppelt, setzt, das erledigten früher klare Gebote und Verbote. Je mehr derartige Gebote oder Verbote, alternativ Nudgets von den realen Logik abweichen, desto höher der kollektive Realitätsverlust, der daraus resultiert. Weitere Infos unter "kollektiver Realitätsverlust".

 

Weitere Ursachen für individuellen Realitätsverlust: Psychische Störungen
Mit Realitätsverlust bei Neurosen und Psychosen hat sich bereits Sigmund Freud auseinandergesetzt. Die möglichen Ursachen für Realitätsverlust sind vielfältig. Sie reichen von intellektuellen Defiziten bis hin zu traumatisierenden Erlebnissen, die einen Schock bzw. ein Trauma auslösen. Drogenmissbrauch kann ebenso ursächlich sein wie bestimmte Stoffwechselstörungen und psychische Erkrankungen z.B. eine Schizophrenie oder ein Wahn. "Psychose" bezeichnet den Oberbegriff für psychische Erkrankungen, die mit einem Realitätsverlust einhergehen.

 

Realitätsverlust aufgrund Schizophrenie
Die Schizophrenie gehört zu den schwersten psychischen Störungen, die mit einem Verlust der Realität sowie mit Wahnideen und Denkstörungen einhergehen. Die Krankheit tritt in Phasen auf, von denen einige Phasen absolut unauffällig und beschwerdefrei sein können. Bei der Schizophrenie handelt es sich um eine häufige und schwere Form der psychotischen Erkrankung. In der wörtlichen Übersetzung bedeutet Schizophrenie "Spaltungsirresein", was häufig sowohl zu zu Missverständnissen als auch zu einer falschen Verwendung des Begriifs in der Alltagssprache führt. Schizophrenie bezieht sich nämlich nicht etwa auf eine "gespaltene Persönlichkeit" bzw. "multiple Persönlichkeit", sondern auf Realitätsverlust. Trotzdem hält sich die Vorstellung.

Schizophrenie tritt meistens im frühen Erwachsenenalter auf. Einige Menschen erkranken lediglich einmal, andere chronisch. Ursächlich ist das Zusammenwirkenn unterschiedlicher bzw. genetischer, biologischer, psychischer und weiterer Faktoren. Fakt ist, dass Kinder, in deren Familien bereits andere Verwandte an Schizophrenie erkrankt waren, deutlich häufiger selbst an dieser psychotischen Erkrankung leiden. Störungen der Gehirnentwicklung durch Komplikationen während oder nach der Geburt, erhöhen das Erkrankungs-Risiko ebenso wie Drogen (z.B. Cannabis und Alkohol).

Auch belastende Lebensereignisse (z.B. Verlust eines Angehörigen, Verlust des Arbeitsplatzes, Spannungen am Arbeitsplatz, Konflikte in der Familie, Lärm, Reizüberflutung und andere Stressfaktoren) können bei einer vorhandenen genetischen oder biologischen Anfälligkeit dazu führen, dass sich eine schizophrene Erkrankung entwickelt. In einer akuten Krankheitsphase nehmen die Betroffenen die Realität verändert wahr. Es kann zu Sinnestäuschungen und unlogischem Denken kommen, manchmal aber auch zur Überzeugung, fremdbestimmt zu sein, alternativ zum Gegenteil.

Menschen mit einer Schizophrenie können ihre Krankheit selbst nicht erkennen, weshalb sie sich selten Hilfe suchen und sich ebenso selten dazu überreden lassen, einen Facharzt für Psychiatrie zu konsultieren. Spezielle Medikamente in Form sogenannter Neuroleptika, welche die Übertragung von Informationen durch Botenstoffe im Gehirn beeinflussen, könnten jedoch helden, schließlich muss die Gehirnchemie, die für die richtigen Denkprozesse verantwortlich ist, wieder eingestellt werden. Die Behandlung mit Psychopharmaka wird in der Regel durch eine Psychotherapie ergänzt, in der es u.a. darum geht, das Krankheitsverständnis und die Krankheitsakzeptanz zu fördern, die sozialen Kompetenzen zu stärken sowie das Rückfallrisiko zu senken. Ebenso müssen die Angehörigen, die automatisch mit betroffen sind, lernen, die Erkrankung besser zu verstehen, richtig einzuschätzen und den Erkrankten bei seiner Therapie zu unterstützen.

 

Weitere Ursachen für individuellen Realitätsverlust / Fortsetzung
Auch bestimmte Extremsituationen (z.B. Flüssigkeitsmangel, extremer Hunger, extreme Hitze, extreme Kälte etc.) können einen Verlust der Realität herbeiführen. Manchmal ist es aber auch einfach nur Überarbeitung und entsprechender Stress, alternativ die starke Konzentration und Fokussierung auf ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Arbeit, wobei alles andere um einen herum, völlig ausgeblendet wird. Letztes ist z.B. typisch für den zeitlichen Realitätsverlust. Realitätsverlust kann auch auf Wahrnehmungsfehler und sozialisierte Denkmuster zurückgeführt werden. Der Heile Welt Naivitäts-Fehler sei dafür als ein Beispiel von vielen genannt.

 

Derartige Wahrnehmungsfehler führen - obwohl sie im Rahmen unserer regulären Wahrnehmung üblicherweise auftreten - zu starken Verzerrungen der Realität. Wenn sie massiv gebündelt auftreten, bestimmte Wahrnehmungsprozesse nicht hinterfragt werden und sich derartige Wahrnehmungsprozesse zu regelrechten Denkmustern gestalten, kann dies ebenfalls zu einer eigenen neuen Realität führen, die mit der messbaren Realität jedoch in keiner realen Verbindung steht.

 

So unterliegen bestimmte Menschen aufgrund ihrer Persönlichkeitsdisposition eben häufiger ganz bestimmten bestimmten Wahrnehmungsfehlern als andere. Das bezieht sich insbesondere auf Persönlichkeiten, die von ihrer Menschenkenntnis und ihrer Analysefähigkeit besonders überzeugt sind (z.B. wichtige Entscheider), insbesondere dann, wenn sie bestrebt sind, bei der Beurteilung von Menschen implizite Persönlichkeitstheorien zu verfolgen - ebenso wenn sie bestrebt sind, bei der Beurteilung von Sachverhalten auf bereits gelerntes (verinnerlichtes) Fachwissen zu setzen und im Umkehrschluss weniger bemüht sind, unvoreingenommen an Sachverhalte heranzugehen, um dabei möglichst Neues und Unerwartetes zu entdecken.

 

Realitätsverlust aufgrund Störungen durch biologische Erregerstoffe
Theoretisch könnte individueller Realitätsverlust, der auf kognitiven Prozessen basiert, auch auf der Wirkung bestimmter biologischer Erregerstoffe (Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze), die das Gehirn manipulieren, basieren. Als Erreger, die sich auf das Gehirn auswirken,
sind u.a. das Cytomegalie- und Herpesvirus sowie Kryptokokken, Toxoplasmen, Viren (z.B. Frühsommer-Meningo-Enzephalitits = FSME) und Bakterien (z.B. Lyme-Borreliose) bekannt. Ebenso bekannt sind bestimmte Gene (z.B. "egt"), die Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen steuern, Parasiten, die bei den Neurotransmittern ansetzen (z.B. Kratzwürmer) und Erreger, die das Immunsystem austricksen, wodurch das zentrale Nervensystem mit falschen Informationen versorgt wird. Aufgrund der folgenden Störung des Denkens kommt es zu falschen Wahrnehmungen und Kognitionen.

 

So liefern sich im Tierexperiment z.B. bestimmte Tiere (Flohkrebse und Ratten) aufgrund der - durch den Erregerstoff entstandenen - Störung ihren natürlichen Fressfeinden (hier: Vögel und Katzen) aus. In Bezug auf den Menschen könnte man folglich von einer masochistischen (selbstzerstörerischen) Persönlichkeitsstörung sprechen, die im Rahmen der damit verbundenen Realitätsverzerrung dazu führt, dass Menschen ihre Feinde als Freunde begreifen, sich ihnen ausliefern oder diese sogar bewusst suchen.

 

 

Beispiele für individuellen Realitätsverlust im Alltag
Nachfolgend einige Beipiele für Realitätsverlust, der auf individuell personengebunden Kognitions-, Anpassungs-, Verdrängungs-, Störungs- oder Krankheitsmechanismus zurückzuführen ist:

 

Es kann folglich sein, dass eine Person eine bereits nicht mehr funktionierende oder nicht mehr vorhandene Partnerschaft für sich weiterlebt, selbst dann, wenn das Gegenteil objektiv wahrnehmbar und messbar ist.

 

Ebenso kann es sein, dass eine Person sich immer wieder erneut mit einer bestimmten Bewerbungs-Art und -Weise bei bestimmten Unternehmen bewirbt, obwohl genau jene Unternehmen nachweislich ganz andere Bewerber wünschen und die Art und Weise der Bewerbung an sich nicht zielführend ist. Selbst dann, wenn mehrere erfahrene Berater dies immer wieder betonen und auch die Arbeitgeber ihre Entscheidungen immer wieder kundtun, erfolgt das immer wiederkehrende gleiche Verhalten des Bewerbers, der die Realität negiert und daher sein Verhalten nicht ändert bzw. optimiert (z.B. neue, bessere Strategie, Optimierung der Bewerbungsunterlagen, Vorstellungs-Coaching).

 

Auch kann es sein, dass eine Person ihre finanzielle Situation nicht wahrhaben will, obgleich diese messbar ist: Obwohl kein Geld auf dem Konto ist oder nichts mehr nachkommt, geht die besagte Person immer noch dem gleichen Kauf- und Konsumverhalten nach oder steigert dieses sogar.

 

Eine besondere Form des Realitätsverlustes ist der zeitliche Realitätsverlust. Hier fehlt das Bewusstsein für die Zeit. Das Leben erfolgt nur im Augenblick.

 

Oft kommt es zu einem Wahn und zur sogenannten Umkehr: Gläubiger, die sich bei o.g. Schuldner einstellen, werden als Feinde gesehen, Forderungen als unberechtigt bzw. nicht real existent und sogar als "unverschämt" erachtet. Das Schuldverhältnis wird einfach herumgedreht. Das gleiche Umkehrverhalten kann sich auch bei dem besagten Bewerber- und Beziehungsbeispiel einstellen, aber auch bei zeitlichem Realitätsverlust erfolgen: Der Mensch, der das Gefühl für die Zeit verliert, wundert sich, warum andere so schnell sind. Dies wird dann z.B. als "überpünktlich", "hektisch", "stressig" und ggf. "nötigend" empfunden. Insofern wird dem Menschen mit intaktem Zeitgefühl dann kein vorhandenes Zeitgefühl zugeschrieben. 

 

Menschen, die an Realitätsverlust leiden, finden für ihre Wahrnehmung und ihr Verhalten die abstrusesten Erklärungen. So kann eine Person, die aufgrund überhöhten Schokoladen- bzw. Zucker-Konsums enorm zunimmt, vehement betonen, sie habe "schwere Knochen" oder es liege an der falschen "Schokoladen-Marke". Zumeist wird aber immer anderen die Schuld zugewiesen - und das mit den abstrusesten Erklärungen.

Kollektiver Realitätsverlust

Einführung
Kollektiver Realitätsbewuss kann in Kollektiven auftreten. Zu diesen Kollektiven zählen Gruppen bzw. Organisationen jeder Art. Dazu können bestimmte soziale Schichten gehören (z.B. die herrschende Führungs-Elite, bestimmte Gesellschaftsgruppen), alternativ die breite Masse einer Gesellschaft bzw. eines Staates.

 

Ursachen für kollektiven Realitätsverlust
Während individueller Realitätsverlust auf einen individuell personengebundenen Kognitions-, Anpassungs-, Verdrängungs-, Störungs- oder Krankheitsmechanismus zurückzuführen ist, lässt sich kollektiver Realitätsverlust in der Regel auf den Effekt des sozialen Einflusses sowie den Effekt der pluralistischen Ignoranz inklusive Zuschauer-Effekt zurückführen.

 

Alternativ und ergänzend kann kollektiver Realitätsverlust auch auf Wahrnehmungsfehler und Wahrnehmungsverzerrungen durch gezielte oder allgemeine Beeinflussungsmaßnahmen zurückgeführt werden (massive Propaganda, massive persuasive Kommunikation, Nudging / Nudges und andere Formen der Beeinflussung / Manipulation, Täuschung und Gehirnwäsche wie diese in den Propaganda-Apparaten totalitärer bzw. totalitaristischer Regime und anderer ideologischer Systeme und Organisationen der Fall sein kann.

 

Weitere Ursachen für kollektiven Realitätsverlust
Eine weitere Ursache für kollektiven Realitätsverlust kann der symbiotische Wahn sein, der sich vom gestörten Indidividuum auf das Umfeld überträgt. Persönlichkeitsstörungen übertragen sich zwar nicht als solche - dennoch gibt es auch hier eine Art Störungs-Symbiose in Bezug auf das Umfeld bzw. das Kollektiv.

 

Dies bezieht sich insbesondere auf solche Persönlichkeitsstörungen, die in einer Gesellschaft jeweils verstärkt auftreten oder sogar vorherrschen. Auf die heutige Zeit bezogen, sind dies Persönlichkeitsstörungen, die in der westlichen Zivilisationsgesellschaft derart stark zugenommen haben, dass diese mittlerweile bereits als "natürlicher" Teil der Gesellschaft toleriert und akzeptiert werden. Einige Störungen (wie z.B. der Narzissmus) werden von gesellschaftlichen Eliten mittlerweile sogar für "gesellschaftsfähig" erklärt, wodurch sie einen gesellschaftskonformen Charakter bekommen.

 

Der Prozess der Zunahme und Ausbreitung gefährlicher Persönlichkeitsstörungen erklärt zwar noch keinen kollektiven Realitätsverlust, ist aber ein Indiz dafür, dass in bestimmten Gesellschaftskreisen vermehrt Störungsbilder auftreten, die im Zusammenspiel von Persönlichkeit, Kognition und Wahrnehmung eine eigene kollektive Realität formen, die sich von der Alltags-Realität anderer deutlich abgrenzt und abhebt.

 

Die Inkongruenz der unterschiedlichen Wahrnehmungen und damit Realitäten führen gemäß psychologischen Erkenntnissen zu Konflikten. Konflikte, die auf derart abweichenden Wahrnehmungen basieren, können nur schwer bis gar nicht adäquat kommuniziert werden, stauen sich an und führen gemäß historischen, sozialwissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Erkenntnissen nachfolgend zu Bürgerkriegen oder Revolutionen.   

 

Theoretisch könnte kollektiver Realitätsverlust, der auf kognitiven Prozessen basiert, auch auch eine Epidemie zurückzuführen sein z.B. wenn bestimmte biologische Erregerstoffe (Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze), die das Gehirn manipulieren, sich nicht nur auf einzelne Personen, sondern auf eine Gruppe von Menschen auswirken. Während solche Erreger grundsätzlich bekannt sind, ist zur Zeit jedoch noch keine Epidemie durch solche Erreger bekannt.

Als Erreger, die sich auf das Gehirn auswirken,
sind u.a. das Cytomegalie- und Herpesvirus sowie Kryptokokken, Toxoplasmen, Viren (z.B. Frühsommer-Meningo-Enzephalitits = FSME) und Bakterien (z.B. Lyme-Borreliose) bekannt. Ebenso bekannt sind bestimmte Gene (z.B. "egt"), die Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen steuern, Parasiten, die bei den Neurotransmittern ansetzen (z.B. Kratzwürmer) und Erreger, die das Immunsystem austricksen, wodurch das zentrale Nervensystem mit falschen Informationen versorgt wird.

 

Während die Auswirkungen derartiger Erreger auf das Nervensystem und damit auf das Gehirn bereits untersucht werden, liegen in Bezug auf eine epidemologische Ausbreitung derartiger - das Gehirn manipulierender - Erreger zur Zeit jedoch noch keine Erkenntnisse vor. Theoretisch besteht jedoch die Option des Einsatzes biologischer Kampfstoffe, die u.a. z.B. durch Aerosole übertragbar sind. Ebenso könnten einige Erreger aber auch durch Tröpfcheninfektion oder sogar durch Impfungen übertragen werden.

 

Nur so könnte nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft eine regelrechte Epidemie erzeugt werden, die über besagte Erregerstoffe, die das Gehirn manipulieren, einen kollektiven Realitätsverlust herleiten. Auch wenn so etwas nach dem Stand der Technik keineswegs ausgeschlossen werden kann, so erscheinen die zuvor erwähnten Ursachen jedoch zumindest naheliegender.   

Realitätsverlust in Politik und Staatsführung

Bekannte Beispiele für Realitätsverlust stellen unter anderem Adolf Hitler und Joseph Goebbels dar, die selbst in den letzten Kriegswochen des 2. Weltkrieges noch Endsieg-Parolen herausgaben. Hitler war bis fast zuletzt davon überzeugt, dass ihm eine bestimmte Herresgruppe als eine Art Wunder-Armee den siegreichen Entsatz bringen würde, obgleich alle Daten und Fakten das Gegenteil aussagten. Wer an Realitätsverlust leidet, will reale Daten und Fakten jedoch nicht wahrhaben. Er verdrängt sie, deutet sie um, färbt sie schön. Er verstärkt seine Durchhalte-Parolen noch - und niemand kann ihn davon abbringen.

 

Obwohl alle Daten sehr unmissverständlich den Zusammenbruch darstellten, war man immer noch der Überzeugung, das Ruder noch herumreißen zu können. Für die Lage wurden die abstrusesten Erklärungen gefunden, gar ein genialer Plan, der einer Finte gleicht, bei der die folgende "Überraschung für die Allierten groß sein wird".

 

Zuletzt wurde dem Deutschen Volk die Schuld für das Desaster zugeschrieben. Zur Erinnerung: Im Ersten Weltkrieg wurden Juden und Sozialdemokraten verantwortlich gemacht. Bei der seit dem 27.01.2015 amtierende SYRIZA-Regierung Griechenlands unter der Leitung von Alexis Tsipras wurden die Geldgeber bzw. die anderen europäischen Staaten dafür verantwortlich gemacht, dass Griechenland in der Krise steckt.

 

Für die fatalen Folgen der wahnhaft anmutenden gefährlichen Fehlentscheidungen der deutschen Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel werden seitens der herrschenden Führungs-Elite ebenfalls bereits Schuldige gesucht: Angeblich schlecht arbeitende Ämter, böse Demonstranten etc. Auch hier wird die Realität völlig verdrängt. Der Willen der Nachbarstaaten wird ebenso missachtet wie der Wille der eigenen Bürger. Nur ein gewaltiger - der persuasiven Kommunikation dienender - Medien-Machtapparat, entsprechende Nudgets, jahrzehntelang erfolgte Gehirnwäsche-Propaganda, die über den Sozialisationsprozess bereits Wirkung zeigt sowie die Dekadenz einer breiten Masse der Gesellschaft halten die Bürger davon ab, die sonst in der Geschichte üblichen Maßnahmen zu ergreifen.

 

Auch im sogenannten Dritten Reich wie auch im SED-Regime der DDR wirkten derartige Beeinflussungen wie auch Täuschungen, die mittlerweile wie scheinbar ebenso selbstverständlich zum politischen Geschäft zählen wie Verzerrungen der Logik in Richtung einer eigenen - sehr abgehobenen - Logik, die der Aufrechterhaltung des eigenen Selbstbildes und damit dem Selbstschutz dient. Selbstwertdienliche Verzerrungen sind sehr bequem, insbesondere für jene Menschen oder Gruppierungen, die eine Krise zu verantworten haben, dadurch in eine selbstverschuldete "Zwickmühle" geraten und diese öffentlich verantworten müssen. Daher ist Realitätsverlust bei Politikern keine Seltenheit.

 

Auch liegt das daran, dass Politiker in der Regel eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur aufweisen und der Spagat, den Politiker zwischen realistischen Daten und Fakten, den unterschiedlichen (ggf. abstrusesten) Interessen und Wünschen der Wähler und dem eigenen Machterhaltungsanspruch zu bewerkstelligen haben, oftmals enorm und nur schwer zu bewerkstelligen ist. Bestimmte Persönlichkeitsdispositionen führen zu bestimmten Wahrnehmungsfehlern (z.B. Heile Welt Naivitätsfehler) und bestimmte Gruppierungen (z.B. Parteien) über die bekannten Gruppenprozesse zu einseitigen und verzerrten Gruppen-Wahrnehmungen.

 

Hinzu kommt der Macht-Anspruch in Bezug auf das narzisstische Streben nach Anerkennung. Die Angst, an öffentlicher Anerkennung zu verlieren, ist groß. Daher werden nicht selten Entscheidungen getroffen und Maßnahmen verfolgt, die messbare Zahlen, Daten und Fakten in Frage stellen und jeder wissenschaftlichen Logik entbehren.

 

Mit dem Gefühl des Wählers "im Nacken" oder lediglich der angenommenen mutmaßlichen (ggf. falsch verstandenen) öffentlichen Meinung erfolgen dann Entscheidungen und Maßnahmen, die jeder Logik entbehren und die tatsächliche Mehrheits-Meinung im Volke völlig verzerren, verdrängen oder negieren. Dieser Effekt wird auch durch das Leben in einer regelrechten Subkultur erzeugt, die von der Wahrnehmung des Normalbürgers nicht selten stark abweicht.

 

Dies gilt auch für die Dplomatie: Ernst und gut gemeintente diplomatische Bemühungen führen insbesondere dann zu einem Realitätsverlust, wenn fälschlicherweise davon ausgegangen bzw. unterstellt wird, dass der jeweilige Verhandlungspartner es ebenso ernst und gut meinen müsse. Auch hier kommt bei vielen Politikern der Heile Welt Naivitäts-Fehler zum Tragen. Schließlich gehen die meisten Menschen moderner westlicher Zivilisationen fälschlicherweise immer von sich selbst aus. Sie unterstellen ihren Verhandlungspartnern prinzipiell weder Dummheit, noch Naivität, noch negative Absichten.

 

Allein davon auszugehen, dass alle so sind wie man selbst bzw. wie man es selbst gelernt hat und für richtig erachtet, ist jedoch eine fatale Fehlannahme, bei der die Realität zumeist bis zuletzt nicht gesehen wird. Diese Erfahrung mussten die Europäer bereits mit dem Deutschen Reich machen. Jetzt machen sie Erfahrungen mit Russland im Ukraine-Konflikt und mit Griechenland in der Schuldenkrise. Eine Erkenntnis ist aber noch nicht da.

 

Allein der Glaube an christliche Grundwerte und an die eigene Intelligenz und Überlegenheit hindert daran, die Realität zu erkennen - und manchmal ist ein derart naiver Glaube und ein damit einhergehender Realitätsverlust bzw. eine Illusion auch manchmal besser, als realistisches Reaktionsverhalten auf realistisch vorhandene Gegebenheiten.

 

 

Politisches Verhalten, politische Entscheidungen und Realitätsverzerrung

Obwohl die Wissenschaft das Gegenteil berechnet oder prognostiziert, werden in der Politik viele Entscheidungen getroffen, welche die Realität stark verzerren und einem Realitätsverlust in gewisser Hinsicht nichts nachstehen.

Beispiel: So warnte z.B. der Top-Ökonom, Wirtschaftsberater, Harvard-Professor und ehemalige US-Finanzminister Lawrence (Larry) Summers frühzeitig auch deutsche Politiker vor der Euro-Krise. Er hielt das Handeln der Bundesregierung für gefährlich und Abseits der ökonomischen Realität u.a. weil das Wirtschaftswachstum immer weiter ausgebremst würde. Ebenso realitätsfremd wirkt es, weiterhin Unsummen in einen Staat wie Griechenland zu investieren, obgleich sich die Staatsvertreter seit Längerem als wenig vertrauensfördernd und vertragskonform zeigen und alle Berechnungen aufzeigen, dass das investierte Geld sowieso weg ist und der Bankrott lediglich aufgeschoben wird.

 

Ein Beispiel für Realitätsverlust ist auch das Verhalten der griechischen Regierungsvertreter in der Öffentlichkeit und Presse zu der Zeit als die sogenannte Griechenland-Krise noch manipulativ und persuasiv über die öffentlich-rechtlichen Sender in Szene gerückt wurde, natürlich nur, solange diskuttiert wurde, ob erneut Geld ins bankrotte Griechenland fließen solle. Die griechischen Regierungsvertreter negierten die erfolgte Hilfe und stritten sie ab, sahen die geforderte Sparpolitik nicht ein und riefen ihr Volk zur Ablehnung auf. Aus Europa austreten wollten sie jedoch nicht, weitere Hilfen aber doch, obwohl diese Hilfen angeblich schlecht seien.

 

Als "Umkehr" der selbst verschuldeten Lage durch nicht ausreichende Umsetzung der nötigen Reformen sahen die griechischen Regierungsvertrerer in den europäischen Geldgebern "drangsalierende Verschwörer" mit "geballter Inkompetenz". Der von Gianis Varoufakis (griechischer Finanzminister) gezeigte Mittelfinger (bei YouTube als Video abrufbar) wurde im Nachhinein als Fälschung abgetan, die Gewährung von Krediten als Nötigung bezeichnet. Dass das Land nicht mehr liquide ist, wurde öffentlich abgestritten und dennoch weiter Geld gefordert, obwohl man dies angeblich gar nicht will. Dies mutet stark schizophren an. Der Ernst der Lage wird negiert. Auch hier wurde die Realität ausgeblendet, ebenso die Verantwortung für das eigene Volk. Das bezieht sich auch auf die Verantwortung der anderen europäischen Regierungen für ihr eigenes Volk und die weitere Glaubwürdigkeit der Europäischen Union.

 

Nachdem beschlossen wurde, dass der "Geldhahn" erneut geöffnet wird, hörte und sah man auch in den deutschen Leitmedien nichts mehr von Griechenland. Die sogenannte Griechenland-Krise wie auch die Darstellung des Ukraine-Konflikes zeigte mehr als anschaulich, welch starke Wirkung die Bilder der Leitmedien haben und wie stark die vermeintliche Realität der Zuschauer in die ein oder andere Richtung gelenkt wird, je nachdem, was die Regierung gerade beabsichtigt bzw. bezweckt.

 

Besonders deutlich wird Realitätsverlust bei der deutschen Führungs-Elite in Bezug auf die Flüchtlingskrise und den Willen der eigenen Bürger im Jahre 2015. Während immer mehr Bürger demonstrieren und "Merkel muss weg"- Rufe allenorts immer vehementer werden - auch im europäischen Ausland - erntet Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem CDU-Parteitag am 14.12.2015 tosenden Beifall, interessanterweise auch von jenen, die sich zuvor monatelang gewiss waren, dass das Verhalten der Bundeskanzlerin nicht nur rechtswidrig, sondern sogar mit völligem Realitätsverlust gleichzusetzen sei.

 

Die Umfragewerte scheinen hier ebenso wenig als real wahrgenommen zu werden wie die ansonsten bedrohliche Lage, in der sich Deutschland befindet. Die Polizei und andere Behörden sprechen hierzu eine klare Sprache, ebenso die Statistiken zum Thema Zuwanderung, Finanzlage, Kriminalitätsrate und Terror-Bedrohung.

 

Die Regierung hat längst keine realitätsbezogene volkskongruente Wahrnehmung mehr. Die Bedürfnisse, Wünsche, Sorgen und Ängste der Bürger werden vehement negiert, der eigentliche Auftrag als gewählte Volksvertretung tatsächlich nicht mehr gesehen. Dies erkennt man allein bereits an den Signalen, die auf dem CDU-Parteitag gesetzt wurden, natürlich auch am unbekümmert erscheinenden Verhalten der Politiker, die an ihrem Fehlverhalten festhalten und die Realität scheinbar völlig ausblenden.

 

Obgleich das Verhalten mehr als undemokratisch ist und unzählige Bürgerbewegungen mittels Strafanzeigen, Petitionen und Demonstrationen bereits dagegen opponieren, wird ebenso floskelhaft von der Wahrung der Demokratie gesprochen wie dies die SED-Führung der ehemaligen DDR es einst tat. Insbesondere den Menschen in den sogenannten neuen Bundesländern, welche die Rhetorik des verblichenen ehemaligen Staatsapparates noch sehr gut kennen, ist dies aufgefallen.

 

In den alten Bundesländern, in denen die Menschen seit 1945 eine weitestgehend seriöse und realitätsnahe Regierung gewohnt sind, glauben hingegen immer noch viele Menschen an das offensichtliche Gegenteil dessen, was in der Realität jedoch sichtbar und messbar ist. Auch das ist eine Form von Realitätsverlust. Nur durch das massive Wirken eines stattlichen staatlichen Medien-Apparates, der täglich aufs Neue bemüht ist, die Ausblendung der Realität mit messbar einseitigen Nachrichten, persuasiven Botschaften und sogar mit Täuschungen zu stützen, wird der Anschein der Demokratie gewahrt und so dafür gesorgt, dass die Bürger sich tunlichst ruhig verhalten und den ausgelegten Nudgets möglichst nachgeben.

 

Doch selbst die in die vermeintlich "kritischen" Talk Shows der öffentlich-rechtlichen Sender (z.B. "Hart aber Fair") geladenen vermeintlich neutralen Pseudo-Intellektuellen und scheinbaren "Kritiker" können Profis der Kommunikationspsychologie nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Strategien gefahren werden, die den Bürger mehr als unmissverständlich beeinflussen und täuschen sollen. Insofern ist man seitens der Regierung augenscheinlich bestrebt, die Bürger über manipulative und persuasive Techniken - kombiniert mit dem Effekt des sozialen Einflusses - dem gleichen Realitätsverlust zuzuführen, von dem Vertreter des Staatsapparates betroffen sind.

 

Und wenn es wie bei Goebbels bekannter Rede im Berliner Sportpalast wieder heißt: "Wollt ihr den totalen Krieg, noch totaler und radikaler als ihr es euch vorstellen könnt?", dann wird der herbeigeführte kollektive Realitätsverlust der Masse erneut dazu führen, dass das Volk applaudiert und schreit: "Führer befiehl, wir folgen". Wenn später erneut andere Mächte in das böse Treiben eingreifen (müssen), wird es dann ggf. erneut wieder heißen: "Davon habe ich nichts gewusst."