Hintergrundwissen "Optische Täuschungen / Visuelle Illusionen"

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Darunter versteht man eine Wahrnehmungstäuschung, die im Vergleich zu anderen Wahrnehmungsfehlern bzw. Fehlern in der Beobachtung und Beurteilung u.a. bereits den Seh-Sinn selbst betrifft. So führen z.B. bestimmte Farben, Licht und Muster zu unterschiedlichsten Illusionen z.B. zu Tiefenillusionen, Farbillusionen, geometrischen Illusionen, Bewegungsillusionen usw. Dadurch sehen wir etwas anderes, als tatsächlich vorhanden ist, interpretieren Längen und Größen falsch und sehen Bewegungen, wo sich in Wahrheit nichts bewegt. 

 

Wir alle kennen z.B. das Phänomen, dass uns der Mond manchmal extrem groß und dann wieder kleiner vorkommt. Optische Illusionen wie die Mondtäuschung sind, wie der Wahrnehmungsforscher David Eagleman vom Bayor College of Medicine in Houston es beschreibt „ein Fenster in die Welt des Sehens“ und können nahezu alle Aspekte des Sehens betreffen. Die Vielzahl der "visuellen Ausrutscher" stellt die wissenschaftlichen Theorien über den Sehsinn auf einen harten Prüfstand.

 

Im Gegensatz zu Wahrnehmungsfehlern, die allein unser Denken betreffen, scheint (der allgemeinen Auffassung nach) hier bereits das Sehsystem falsche Annahmen zu treffen, welche über die Möglichkeiten des Sehreizes hinausgehen. Was vielleicht erst einmal wie eine enthüllte Fehlfunktion unseres Sehsystems erscheint, kann - anders herum betrachtet - aber auch als eine Anpassung des Sehens an die jeweilige Umgebung angesehen werden, die unter bestimmten Bedingungen und Umständen zu Fehlfunktionen führt.

 

Obwohl sich alle Untersuchungen im Hinblick auf optische Täuschungen bzw. Visuelle Illusionen zumeist auf den Seh-Sinn beziehen, spielen letztendlich aber auch klassische Interpretationsfehler bzw. Denkfehler eine entscheidende Rolle: Wie wir Dinge und Zusammenhänge wahrnehmen, hängt nämlich nicht zuletzt von der Fähigkeit unseres Gehirns ab, die mittels unserer Augen erfassten Informationen zu verarbeiten.

 

Eine wichtige Rolle spielt dabei unsere Erfahrung und entsprechende Erinnerungen. Das Gehirn merkt sich Objekte, die sich ähneln, ebenso Zusammenhänge und Relationen, vergleicht sie und ordnet diese entsprechend zu. Wir lernen, ähnliche Gegenstände miteinander in Verbindung zu bringen und dadurch zu erkennen, was wir sehen, in welcher Relation das Gesehene zu anderen Dingen und Umständen steht und wie das Gesehene zu werten ist.

 

Bereits die Aufnahme von Informationen bzw. die Art und Weise, wie wir Informationen erfassen, hängt von verschiedenen Umständen ab. Dazu gehört z.B. die jeweilige Perspektive des Betrachters (Perspektivische Täuschung). Nachfolgend

werden die einzelnen vom Auge eingefangenen Informationen an das Gehirn weitergeleitet, wobei unser Gehirn versucht, diese in ein dreidimensionales Bild zu verwandeln, allein schon um sich unserer realen räumlichen Welt entsprechend logisch anzupassen. Manchmal passt jedoch diese Logik nicht (bzw. nicht mehr) und die Strategie unseres Gehirns geht nicht auf.

 

Beispiel: Gegenstände, die sich in der Ferne befinden, wirken logischerweise kleiner. Das führt aufgrund unserer Erfahrung und Erinnerung aber zugleich dazu, dass Gegenstände, die nur so wirken, als würden sie sich scheinbar in der Ferne befinden, genau so wahrgenommen werden. Wer einmal erfahren bzw. gelernt hat, dass man sich bei schiefen Bodenflächen entsprechen schief fortbewegen muss, läuft auch dann schief, wenn lediglich die Einrichtung (bzw. Muster und Farbgebung) des Raumes ein Gefühl der Schiefe vermitteln, obwohl der Boden selbst und vielleicht sogar der ganze Raum völlig gerade bzw. eben ist.

 

Stets versucht unser Gehirn, sich an vorangegangene Erfahrungen bzw. an bereits Gelerntes zu erinnern, Verbindungen herzustellen und daraus ein Bild zu konstruieren, hier z.B. ein räumliches Bild. Dabei können - wie die Beispiele aufzeigen - uns unsere Sinne aber auch in die Irre geführt werden. Das Gehirn geht lieber "auf Nummer sicher", bevor wir z.B. abrutschen oder vielleicht von einem zu nahen Gegenstand, ggf. auch vom Mond, erschlagen werden.


So können bei optischen Täuschungen z.B. gleich große Gegenstände unterschiedlich groß wirken, gleiche Farben wesentlich heller oder dunkler erscheinen, während z.B. gerade Linien schief wirken. Das Besondere dabei ist, dass wir von der Richtigkeit unserer Einschätzung absolut überzeugt sind und unsere Annahme zur Realität mutiert. Manchmal sehen wir sogar Dinge, die überhaupt nicht da sind.


Derartige Illusionen entstehen nicht nur zufällig; durch Verwendung bestimmter Farben, Licht und Mustern können sie auch bewusst geplant erzeugt werden z.B. als manipulative Täuschung in Produktdesign, Werbung und Marketing oder als reine Kunstform, die der Verwirrung oder Belustigung dient.

Pogendorff-Täuschung

Die Poggendorff-Täuschung, benannt nach Johann Christian Poggendorff,
der das Phänomen 1860 erstmals beschrieb, ist eine optische Täuschung,
die auf der Wahrnehmung des Zusammenspiels zwischen diagonalen Linien
und horizontalen bzw. vertikalen Kanten basiert.

Perspektivische Täuschung

Die perspektivische Täuschung erfolgt z.B. bei der optischen Betrachtung von Personen und Gegenständen. Abhängig vom Standort, vom Blickwinkel und der Umgebung ändert sich unsere Wahrnehmung. Je nachdem, wo wir gerade stehen, empfinden wir z.B. Personen und/oder Gegenstände als "groß" oder "klein".

So gibt es z.B. Menschen, die z.B. einen Kollegen als großen Mann mit vollem Haar erleben, während andere einen eher kleinen Glatzen- bzw. Tonsur-Träger sehen. Perspektivische Täuschungen werden auch bewusst bzw. geplant eingesetzt z.B. im Foto- und Filmbereich z.B. im Hinblick auf die Kamera-Perspektive. 


Obwohl sich die klassische Perspektivische Täuschung tatsächlich auf rein optische Täuschungsprozesse bezieht, sollen bereits an dieser Stelle schon Täuschungen erwähnt werden, die sich ebenso auf die jeweilige Perspektive beziehen, sich aber über rein innere Denkprozesse die Wertung von Sachverhalten betreffen (z.B.: einfach/schwierig, sympathisch/unsympathisch, schön/hässlich, halb voll/halb leer usw.) So wagen wir uns z.B. nicht an manche Aufgaben heran, weil die Lösung schwierig ist, sondern nur, weil uns die Lösung aus der aktuellen Perspektive heraus, schwer erscheint. Folglich: "Um klar zu sehen, genügt oft eine. Veränderung des Blickwinkels." (Antoine De Saint Exupery). oder „Nicht weil die Lösung schwierig ist, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, ist sie schwierig.“ (Seneca). Derartige Formen der Täuschung werden jedoch unter anderen Wahrnehmungsfehlern näher erörtert. 

Beispiele