Hintergrundwissen "Emotionale Intelligenz & Erfolg im Leben"

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Einleitung
Emotionale Intelligenz ist eine der wichtigsten Fähigkeiten für den persönlichen und beruflichen Erfolg im Leben. Sie bildet das emotionale Fundament für die Kooperation mit anderen Menschen und für funktionierende Gemeinschaften. Weder Familien noch Unternehmen funktionieren, wenn die Menschen, die dort agieren, nicht aufeinander eingehen, zusammenarbeiten und Rücksicht aufeinander nehmen. Nur emotional stabile Menschen sind dem alltäglichen Stress der modernen Arbeitswelt heute überhaupt noch gewachsen. Mitgefühl ermöglicht Kooperation, menschliches Miteinander und die Sorge für das Ganze.

 

Rückblick
In auf Leistung getrimmten Gesellschaften galten Gefühle lange als störend und hinderlich. So galt z.B. einst das Motto: "Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, flink wie ein Windhunde". Entsprechend wurden Kinder erzogen und "auf hart" getrimmt, insbesondere in Deutschland. "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" ist nur einer von vielen Sprüchen, mit denen viele deutsche Kinder aufgewachsen sind. Das genaue Gegenteil kennen wir in Form regelrechter Überfürsorge und "Verhätschelung". Beide Richtungen wirken sich weder positiv auf die Herausbildung sozialer Kompetenzen noch auf emotionale Intelligenz aus. 

 

Heute
Heute weiß man, dass Emotionalität mehr über Erfolg und Misserfolg im Leben und im Beruf entscheiden als das, was früher als Intelligenz galt. Die Weichen für die entsprechenden Fähigkeiten werden bereits in frühester Kindheit gestellt. Untersuchungen haben gezeigt: Sachlich nüchterne, schwach gefühlsbetonte und wenig empathische Menschen sind schlechte „Manager“. Wer hingegen Empathie bereits als Kleinkind lernt, ist im späteren Leben und Berufsleben erfolgreicher. Genau das haben Studien in den USA und Deutschland bewiesen. Sie weisen nach, dass es Menschen, die ihre eigenen Gefühle und die Gefühle anderer gut erkennen und deuten können, eher gelingt, komplexe Probleme zu lösen. Sie sind stressresistenter, kommen mit anderen Menschen besser klar, überwinden Barrieren, Hürden und Hindernisse wesentlich leichter, steigen schneller die Karriereleiter empor und verdienen mehr. Zudem leiden sie weniger an Ängsten. Schizophrenie und andere psychische Störungen kommen ebenso seltener vor wie schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen.

 

Begriff "Emotionale Intelligenz"
Geprägt wurde der Begriff der emotionalen Intelligenz 1990 von den US-Psychologen John D. Mayer und Peter Salovey. Populär wurde das Thema erst durch den US-amerikanischen Journalisten Daniel Goleman mit seinem 1995 erschienenen Buch "EQ. Emotionale Intelligenz". Goleman beschreibt darin die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle richtig wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. Später hat er in einer Studie mit 200 globalen Unternehmen herausgefunden, dass sachlich nüchterne, schwach gefühlsbetonte und wenig empathische Menschen oft schlechte „Manager“ sind und stattdessen Eigenschaften wie Selbsterkenntnis, Selbstregulierung und Empathie die eigentliche Voraussetzung für Führungserfolg bilden.


Herausbildung emotionaler Intelligenz
Viele Unternehmen, die genau das erkannt haben, schicken ihre Führungskräfte zu Seminaren, in denen ihnen beigebracht wird, ihre Mitarbeiter zu loben, zu motivieren und konstruktive Kritik zu üben. Führungskräfte können für Emotionalität zwar sensibilisiert werden - emotionale Intelligenz bildet sich jedoch im Verlaufe der langjährigen Persönlichkeitsentwicklung im Leben. Das beginnt bereits in der frühesten Kindheit. Ein Seminar kann mehrere Jahrzehnte Leben jedoch nicht ersetzen.

 

Grundsteinlegung für emotionale Intelligenz
Der eigentliche Grundstein für emotionale Intelligenz wird bereits in der frühesten Kindheit gesetzt. Hier bildet die Familie die Keimzelle für soziales Miteinander und die Entwicklung von Empathie. Schulen und Kindergärten wirken ebenso mit. Die Bildung emotionaler Intelligenz beginnt aber bereits früher - und zwar als Baby.

Früher dachte man, man dürfe Babys nicht zu sehr verwöhnen. In einigen Gesellschaften glaubte man sogar, man müsse sie eher hart behandeln und z.B. lange schreien lassen. Heute weiß man: Babys kann man nicht zu sehr verwöhnen. Zuwendung und Aufmerksamkeit sind sogar lebensnotwendig. Eltern, die in den ersten Lebensmonaten auf die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht unverzüglich reagieren, erschüttern deren gesundes Urvertrauen.

 

Eigentlich wusste man das aber auch bereits viel früher. Bereits im Jahr 1230 führte Kaiser Friedrich II. ein entsprechendes Experiment durch. Der Überlieferung nach trennte er Neugeborene von ihren Müttern und wies die Ammen an, nicht mit den Babys zu sprechen und ihnen weder Liebkosungen noch Einschlaflieder angedeihen zu lassen. Das Ergebnis: Alle Kinder starben. Ohne Liebe und Geborgenheit in den ersten Wochen resultieren weder physisch noch psychisch gesunde Menschen.


Zukunft & Problematik
Für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit in der modernen Gesellschaft ist es folglich entscheidend, die Talente von morgen bereits in der Kindheit entsprechend zu erziehen – und genau hier hapert es. Die eignungsdiagnostischen Testergebnisse des ib reality view & proof concepts zeigen deutlich auf, dass viele Bewerber auf Führungspositionen deutliche Defizite in Bezug auf ihre Persönlichkeit und ihr Sozialverhalten zeigen. US-amerikanische Studien zeigen auf, dass die Zahl der Menschen mit niedriger emotionaler Intelligenz drastisch steigt und emotionale Intelligenz gesellschaftlich immer mehr abnimmt.


Erziehung und Schulsystem
Erziehungsstile und Schulsystem stellen für die optimale Herausbildung emotionaler Intelligenz ein Problem dar. Weder die elterliche Erziehung noch das Schulsystem ist den psychologisch-pädagogischen Ansprüchen und Anforderungen derzeit vollends gewachsen. Lehrer sind - anders als viele glauben - keine psychologisch geschulten Pädagogen. (Das soll aber mittlerweile teilweise geändert werden. In Baden-Württemberg gibt es im Lehramtsstudium für Gymnasiallehrer bereits jetzt schon zumindest Pflichtkurse zu den Themen "personale und soziale Kompetenzen". Dort geht es u.a. um Kommunikation, Motivation und Empathie-Fähigkeit. In den Prüfungen spielt das Fach allerdings noch keine Rolle.) Den meisten Eltern fehlt es in der Regel an psychologischen und pädagogischen Fachkenntnissen, manchmal aber auch selbst an emotionaler Intelligenz und Sozialkompetenz. Sie schwanken zwischen Überverwöhnung und härtester Bestrafung. Kinder solcher Eltern sind im späteren Leben zutiefst verunsichert. Es fehlt ihnen das emotionale Gleichgewicht. Dieses Handicap bremst  Kinder ein Leben lang aus.

 

Weitere Aspekte
Natürlich gibt es auch viele andere Aspekte, die eine Rolle spielen. Eheliche Zerwürfnisse, gescheiterte Beziehungen, Trennungen, tiefe Kränkungen, zu früher Erfolgsdruck, zu wenig elterliche Fürsorge, zu wenig sinnvolles Spielen.

 

Die modernen elektronischen Medien spielen eine ganz wesentliche Rolle dafür, dass emotionale Intelligenz immer mehr abbaut und sich immer mehr Gefühlsarmut einstellt. Wer immer nur vor dem Fernseher oder dem Computer sitzt, hat keine Zeit, Empathie zu entwickeln. Soziale Netzwerke halten Jugendliche zwar beschäftigt, es fehlt den entsprechenden Beziehungen jedoch die notwendige Tiefe, um emotional daran zu wachsen. Für echte Gefühle, gar das Eingeständnis, dass man selbst ein Problem hat, ist auf sozialen Netzwerkplattformen nur wenig Platz. Was gilt ist die öffentliche Zurschaustellung positiver Dinge und der Austausch von Neuigkeiten. 

 

Bedrohliche Entwicklung
Der eklatant steigende Mangel an emotionaler Intelligenz spiegelt sich in vielen beunruhigenden Statistiken wider. US-amerikanische Studien belegten zudem, dass die Zahl der psychischen Störungen bei Jugendlichen heute fünfmal so hoch ist wie vor 75 Jahren. In Deutschland ist die Entwicklung nicht viel anders: Während es immer weniger Menschen mit ausgeprägter emotionaler Intelligenz gibt, steigt die Anzahl von Menschen mit schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen und psychischen Störungen 

drastisch an. Untersuchungen von ib zeigen eine steigende Zahl von Führungskräften, die in Unternehmen großen Schaden anrichten können.

 

Ursächlich für die gemessene niedrige Auffassungsgabe (z.B. bei einfachsten Tests) und das ungünstige bis negative Verhalten bzw. Sozialverhalten (z.B. Simulationen) ist vermutlich ein Mangel an emotionaler Intelligenz. Sogenannte Sensibilisierungs-Seminare können zwar vieles bewirken. Nach Auffassung von Andreas Köhler (ib) kann jedoch eine grundlegende Persönlichkeit nicht in kürzester Zeit "umgepolt" bzw. "umgelernt" werden. Zudem möchten sich die Betroffenen, die von sich selbst zumeist sehr überzeugt sind, nur ungern bis gar nicht "umerziehen" lassen. Laut Andreas Köhler (ib) muss hinsichtlich emotional intelligenter Menschen in Unternehmen daher bereits bei den Kriterien und der Methodik der Personalauswahl angesetzt werden.

 

Pädagogischer Lernprogramme für Kinder & Ruler-Bewegung
Angeführt vom Yale Center for Emotional Intelligence gibt es in den USA seit einigen Jahren eine Bewegung, die das Erlernen emotionaler Intelligenz zum festen Bestandteil der Lehrerausbildung machen will. Vor über einem Jahrzehnt  hat das Forschungsinstitut der renommierten Universität ein entsprechendes Programm namens "Ruler" ins Leben gerufen, das mittlerweile von vielen Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten in den USA genutzt wird.

 

Ziel ist es, Unser Ziel ist es, das Programm in jeder amerikanischen Schule zu integrieren. Das Wort "Ruler" steht für "Recognizing", "Understanding", "Labeling", "Expressing" and "Regulating emotions", folglich "erkennen", "verstehen", "identifizieren", "ausdrücken" und "kontrollieren" von Emotionen.


Pädagogische Lernprogramme für die Entwicklung emotionaler Intelligenz erreichen, dass die Kinder lernen, sich ihrer Gefühle bewusst zu werden und sie zu äußern. Kinder bekommen Gelegenheit, im Kreis mit anderen über die eigenen Ängste und Sorgen zu sprechen, ohne dabei ausgelacht, verhöhnt oder verspottet zu werden. Institutionen, die derartige Programme sinnvoll nutzen haben viel weniger Probleme mit aggressiven Kindern, mit Schlägereien oder mit Mobbing.


Langzeituntersuchungen haben bewiesen, dass Schüler auf Ruler-Schulen besser mit anderen Kindern interagieren können, bessere Konfliktstrategien entwickeln, sich respektvoller verhalten, gegenüber Lehrern weniger aggressiv sind, seltener gemobbt werden oder andere mobben, mehr Spaß am Unterricht haben und vor allem bessere Lernerfolge erzielen.

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