Die eigene Überzeugung (Teil 2)

Mehrwert-Infos für Vielleser, Mehrwisser, Besserwisser

Jeder sieht das, was er sehen will

Wie kommt es, dass sich bei Gesangs-Casting-Shows Menschen vorstellen, die gar nicht singen können, jedoch genau vom Gegenteil fest überzeugt sind?

Wie kommt es, dass sich Bewerber mit Bewerbungsunterlagen bewerben, die sie viel schlechter darstellen als sie eigentlich sind?

Wie kommt es, dass sich Jobsuchende bei der Stellenrecherche und Stellenauswahl oft exakt die Stellen heraussuchen, die am wenigsten zu ihnen passen und zudem die schlechtesten Chancen bieten während sie realistisch passende Traumstellen verschmähen und sie vielleicht gar nicht sehen?

Wie kommt es, dass sich Menschen nach einer negativen Partnerschaft unbewusst wieder einen ähnlichen Partner suchen?

 

Der Grund liegt in komplexen Wahrnehmehmungs-Mechanismen und Denkprozessen in unserem Gehirn und natürlich auch in unserer Persönlichkeit. Komplexe Wahrnehmungsfehler und Wahrnehmungstrübungen und -verzerrungen durch Stress spielen hier eine ebenso große Rolle wie unser Glaube an unser eigenes Weltbild, von dem wir nur schwer loslassen.

 

Fast jeder kennt es: Man will zu einem Termin, ist spät dran, gerät in Hektik und unter Stress und findet seinen Autoschlüssel, sein Portmonait oder seine Brille nicht. Da wo die Dinge sonst liegen, liegen sie aber scheinbar nicht. Manchmal ist man felsenfest davon überzeugt, dass die Dinge weg sind. Eine zweite Person kommt hinzu und verweist darauf, dass die gesuchten Gegenstände direkt vor einem liegen. Man selbst kann das kaum glauben, immerhin hat man genau dort bereits gesucht und sogar alles abgetastet.

Was passiert in derartigen Fällen? Unser Gehirn hat den gesuchten Gegenstand einfach ausgeblendet und eine neue Realität konstruiert. Für einen selbst ist der Gegenstand scheinbar nicht da. Ebenso der gesuchte Partner oder die Traumstelle. Beide sind vielleicht sogar direkt vor uns. Wir sehen sie aber nicht. Wir sehen nur das, was wir sehen wollen und das, was für uns gerade wichtig ist (siehe Selektive Wahrnehmung)

 

Neben derartigen -völlig alltäglichen - (zumeist merken wir so etwas gar nicht) Wahrnehmungsfehlern unserer Denk-Matrix kommt ergänzend hinzu, dass aufgrund der jeweils individuellen Persönlichkeitsstruktur jeder seine Umgebung und die Dinge, die ihm begegnen durch die subjektive Brille seiner eigenen Persönlichkeit sieht. Diese "Brille" ist bei einigen "rosarot", bei anderen eher ein "tief schwarz". Dazwischen liegen jedoch Welten, die man selbst einfach nicht sehen kann.

 

Während man aufgrund eines Wahrnehmungsfehlers (einer natürlichen Störung folgerichtiger Denkprozesse) oder aber aufgrund einer Wahrnehmungsstörung (einer ggf. psychischischen Störung folgerichtiger Denkprozesse) seinen Schlüssel, seine Traumstelle etc. unter bestimmten Lebens- und Wahrnehmungsprozess-Umständen einfach nicht sehen kann (oder nicht sehen will), sucht man sich - ähnlich wie bei dem "Gesetz der Anziehung" - gerne immer wieder die gleichen (ggf. negativen, kaputten) Umstände, Partner, Stellen, Arbeitgeber, Orte etc. und macht dann natürlich wieder im Anschluss die gleichen Erfahrungen.

 

Dieses Phänomen lässt sich ganz einfach erklären: Unser Gehirn arbeitet nach einer sehr pragmatischen Logik, die stets danach strebt, Bestätigung zu suchen und zu finden. Schließlich wollen wir nichts zulassen, was unser eigenes "Weltbild" und unseren Glauben in Frage stellt oder gar "gefährden" könnte. Wenn wir also Negatives erfahren haben (z.B. einen randalierenden Alkoholiker als Partner oder eine Arbeitsstelle, in der wir unglücklich sind), suchen wir uns - wenn auch unbewusst - auch wenn wir das nicht wollen - geradewegs wieder genau so einen Partner und gleiche oder ähnliche Lebensumstände, damit wir die Bestätigung finden, dass das eben so ist. 

Wir folgen einfach bestimmten Mustern. Irgendwann werden diese Muster zu einer inneren Überzeugung, die zugleich unsere eigene Wahrheit und Lebensrealität wird. Darauf basiert dann die Stellung unserer Weichen und eben jede noch so kleine Entscheidung.


Andere können uns nur sehr schwer davon abbringen. In schweren Fällen bauen wir diesen Menschen gegenüber sogar regelrechte Feindbilder auf. Damit wird jeder Rat von vorne herein zwecklos.
 

 

Ob nun im positiven oder negativen Sinne. In der Realität projezieren wir immer unsere eigene Psyche. Unsere Psyche bestimmt, was real ist und was nicht. In so fern leben wir zumeist in einer ganz persönlichen Traumwelt, ob wir das nun wahrhaben wollen oder eben nicht. Aus dieser "Traumwelt" wollen wir nur ungern herausgeholt werden. Daher werden wir zumeist erst sehr spät und manchmal leider zu spät durch bestimmte Ereignisse und unweigerliche Tatsachen in die Realität zurückgeholt.


Weitere Infos
Die eigene Überzeugung Teil 1
Hintergrundinfos Wahrnehmungsfehler
Die eigene Überzeugung als Wahn

Glaube, Glauben, Glaubenssätze