Hintergrundwissen "Charakterliche Individualität + Einfluss auf die Wahrnehmung"

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Jeder Mensch ist durch seine Anlagen und Umwelt vorgeprägt und entwickelt
- je nach Anlagen, Einflüssen und Erfahrungen - seine eigene Persönlichkeit mit individuellen Gedanken, Interessen, Einstellungen, Wünschen, Bedürfnissen und Wertvorstellungen etc.
Dies bestimmt und beeinflusst sein gesamtes Denken und Handeln (Verhalten), auch die Wahrnehmung. 

 

Auf der Individualität des Wahrnehmenden bzw. Beobachters basieren alle Beobachtungen, Wahrnehmungen, Gefühle, Beurteilungen und Entscheidungen.

 

Würde man Menschen in verschiedene Kategorien unterteilen wollen,

wie dies nach den unterschiedlichsten - zumeist subjektiven - Persönlichkeits-Theorien geschieht, gäbe es neben den unterschiedlichsten Persönlichkeits-Typen 

daher auch unterschiedliche Wahrnehmungs- und Beurteilungstypen. Entsprechend ihrer unterschiedlichen Wahrnehmung und Beurteilung impliziert allein bereits der individuelle Charakter und die individuelle Eigenart der Wahrnehmung einen Wahrnehmungsfehler.

 

So gibt es z.B. Menschen, die wahrnehmungstechnisch eher optisch veranlagt sind (visueller Typ), während andere z.B. hinsichtlich ihrer Wahrnehmung und der entsprechenden Reiz-Verarbeitung eher akustisch veranlagt sind.

 

Es gibt Menschen, die Informationen eher sachlich beurteilen, während es Menschen gibt, die von vorne herein sehr subjektiv in ihrer Wahrnehmung und/oder Beurteilung sind, je nachdem, wie sie geprägt sind und je nachdem wie sie gerade fühlen. Während der eine Mensch mehr auf der Beziehungsebene wahrnimmt und urteilt, tut dies ein anderer mehr auf der Selbstoffenbahrungs-Ebene oder der Appell-Ebene. Während der eine eher zurückhaltend und vorsichtig urteilt, tut dies ein anderer sehr schnell, oberflächlich und geradewegs draufgängerisch. Der eine urteilt sehr streng, sehr andere sehr wohlwollend, protegierend und begünstigend. Der eine bewertet die Dinge schnell über, der andere unter.

 

Hinzu kommen Menschen mit negativen und schädigenden Absichten, die auf Antipathien, Aggressivität, Neid, Rachgelüsten, Angst, Hemmung, Scham oder auf schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen basieren. Nicht zu unterschätzen sind auch die vielfältigen psychischen Erkrankungen, die das Wahrnehmungs-, Denk- und Urteilvermögen trüben. Egal wie der einzelne Mensch von seiner Persönlichkeit her wahrnimmt und urteilt: Er tut dies stets sehr individuell und subjektiv. 

 

Während eine eher sachliche Persönlichkeit bestrebt ist, möglichst nüchtern eine weitestgehend objektive Sicht einzunehmen und persönliche Einstellungen, Ansichten, Wünsche, Bedürfnisse, Beeinflussungen etc. zu unterdrücken (was gar nicht geht), beobachtet und bewertet eine eher emotionale Persönlichkeit alles nach seinen Gefühlen und seiner Intuition, wobei er auch auf die Gefühle des beobachteten Gegenübers eingeht.

 

Er ist bestrebt, die Gefühle seines Gegenübers empathisch wahrzunehmen, sich in ihn einzufühlen und nach gefühlsmäßigen Regungen zu suchen, womit er diese zugleich indirekt bewirkt bzw. erzwingt, aber immer einseitig auf seine eigenen Gefühle bezogen. Vielleicht erzeugt er durch sein Verhalten sogar eine Selbsterfüllende Prophezeiung oder wird bereits über die Spiegeltechnik getäuscht, die sein Gegenüber anwendet.

 

Eine eher strenge Persönlichkeit hält gute Leistungen ggf. für selbstverständlich und wird sein Gegenüber oder etwas anderes, was er begutachtet, daher seltener mit "gut" bewerten. Während er das Prädikat "sehr gut" tunlichst zu vermeiden versucht, wird er häufig eher mittlere bis negative Bewertungen abgeben, insbesondere dann, wenn er aufgrund seiner Persönlichkeit erzieherisch wirken will. Es gibt aber auch Persönlichkeiten mit erzieherischer Tendenz, die ganz bewusst positiv bewerten, um ihre Gegenüber zu motivieren und zu mehr Leistung anzuspornen.

 

Und dann sind da noch jene Persönlichkeiten, die eher zurückhaltend und gehemmt sind und daher auch nur sehr vorsichtig beurteilen. Derartige Menschen wollen sich nicht festlegen. Sie vergeben selten extreme, sondern überwiegend durchschnittliche, wenig aussagekräftige oder sogar durch die Bank "wohlgesonnene", aber eben nicht herausragend gute Beurteilungen. Das führt dazu, dass schlechte Leistungen aufgewertet und gute Leistungen abgewertet werden.


Während das besagte Wahrnehmen, Denken und Verhalten, selbst wenn man es kaum glauben mag, in der Regel völlig unbewusst erfolgt, werden Beurteilungen von einigen Charakteren manchmal sogar ganz bewusst verfälscht, so dass nicht der Beurteiler einem Wahrnehmungsfehler bzw. Beurteilungsfehler unterliegt, sondern andere. In derartigen Fällen kann man auch von einer bewussten Manipulation und Täuschung sprechen.


So gibt es Menschen, die z.B. ganz bewusst negativ bzw. schlechter bewerten, weil sie damit ihren Frust oder ihre Wut an anderen auslassen wollen. Derartiges Verhalten führt nicht selten zur Demotivation der Beurteilten und ihres Umfeldes.

 

Bei ängstlichen Menschen kann z.B. die Angst vor möglichen Konsequenzen auch dazu führen, dass Beurteilungen bewusst verzerrt und verfälscht werden. Die Angst kann darin liegen, dass die beurteilende Person generell Angst vor der zu beurteilenden Person hat. Alternativ kann es die konkrete Angst sein, den Beurteilten durch eine schlechte Bewertung zu verletzen, die Angst, eine persönliche Beziehung zu der beurteilten Person herabzuwürdigen und dessen Zuneigung oder Liebe zu verlieren. Und dann ist da noch die Angst, sich für die Beurteilung persönlich rechtfertigen zu müssen, was zu einer Konfrontation mit der zu beurteilenden Person oder einer höheren Aufsichtsperson (Chef, Schuldirektor etc.) oder mit Dritten (schlechter Ruf, Aufruhr) führen kann.

 

Auch gibt es raffinierte Persönlichkeiten, die Beurteilungen bewusst verfälschen, weil sie ein bestimmtes strategisches Ziel verfolgen. Eine dieser Strategien ist das bewusste Überbewerten oder das Unterbewerten, eine andere das Wegloben. Derartige Persönlichkeiten, die auf ihren Vorteil, ihre Selbstautonomie und ihre Ruhe bedacht sind, loben andere (Mitarbeiter, Nachbarn, ihren Partner, ihre Kinder etc.) über alle Maße, damit diese Ruhe geben oder ausziehen oder (bei Mitarbeitern) in eine andere Abteilung versetzt werden.

 

Alternativ machen sie das Gegenteil: Sie bewerten andere unterhalb des Niveaus, das sie eigentlich verdient hätten. So kann z.B. eine fürsorgliche Mutter, die den Auszug ihres Kindes vermeiden will, ihrem Kind einreden, es sei noch nicht reif, erwachsen oder selbstständig genug, um auf eigenen Beinen zu stehen. Ein Vorgesetzter, der seine eigene Person nicht gefährden will,  bewertet die Leistung eines Mitarbeiters unter, damit er nicht befördert und versetzt wird, sondern in seiner Abteilung bleibt.

Nicht selten spielen schädigende Absichten eine Rolle für bewusste Falschbewertung. Missgünstige Persönlichkeiten sind bestrebt, andere Menschen durch falsche Bewertung bzw. Beurteilung zu schmälern, zurückzustufen und zu diskreditieren. Derartige Menschen scheuen sich nicht, Menschen, die sie im negativen Sinne beneiden, ihnen Schwierigkeiten zu bereiten, Steine in den Weg zu legen, sie durch ihre Bewertung zu benachteiligen oder durch bewusst falsches negatives Feedback herabzusetzen.

 

Neid und Missgunst gehören bei diesen Menschen ebenso zu den Motiven wie Antipathie oder Rache.  Auch kann es sein, dass raffinierte Persönlichkeiten andere Menschen durch ihre Bewertung begünstigen z.B. aus Angst vor Rechtfertigung oder einfach nur, weil ihnen der andere sympathisch ist.