Hintergrundwissen "Klartextansage"

Mehrwert-Infos für Vielleser, Mehrwisser, Besserwisser

Informationen für Angehörige von Menschen
mit Störungen des Erlebens und Verhaltens 

Angehörige von Menschen mit einer psychischen Störung wie auch Angehörige von Menschen mit einer schwerwiegenden Persönlichkeitsstörung leiden oft sehr unter dem entsprechenden Verhalten der betreffenden Person, die ihr Verhalten selbst für normal oder gerechtfertigt hält und sich selbst - selbst bei vorliegender Krankheit - nicht für krank hält. Ihrer Auffassung nach sind das vielmehr die anderen, alternativ wird ihnen die Schuld für bestimmte Verhaltensweisen zugeschrieben, sofern das Verhalten denn überhaupt realisiert wird. Nicht selten ist es aber so, dass das eigene Verhalten nicht gesehen oder nicht als solches erkannt wird. Alternativ wird es negiert oder dem Umfeld zugeschrieben (Umkehr). 

 

Den Angehörigen und / oder dem Umfeld erscheint das Verhalten unerklärlich und / oder wechselhaft und / oder anstrengend und/oder anstregend bis nervenaufreibend und / oder aggressiv und/oder depressiv und / oder manisch und / oder egozentrisch und / oder beleidigend und / oder unterstellend und / oder vorwurfsvoll und / oder bösartig und / oder zerstörerisch und / oder selbstzerstörerisch usw.

 

In Begutachtungs- oder Kontrollsituationen oder wenn z.B. neue Personen anwesend sind, erscheint das Verhalten dann vielleicht plötzlich wieder völlig "normal". Fällt die besondere Situation weg oder wird ein bestimmter Schlüssel aktiviert, beginnt das Verhalten von Neuem. Es ist eine falsche Hoffnung der Angehörigen, daran zu glauben, dass sich das Verhalten von selbst verbessern kann oder sich die betreffende Person gar von selbst unter Kontrolle bekommt. Hilfe kann -wenn überhaupt - nur von außen erfolgen, ggf. durch eine Psychotherapie und / oder die Verabreichung von Psychopharmaka. 

 

Falsche Unterstellungen, "an den Haaren herbeigezogene" Vorwürfe, extreme Übertreibungen, aggressives Verhalten, spontane Wutausbrüche, völliger Rückzug und Abkapselung, übertriebene Eifersucht, Zwänge, Stalking oder andere Verhaltensweisen machen Angehörigen und Partnern das Leben nicht gerade einfach, manchmal sogar erheblich schwer.

 

Ob es sich nun um eine psychische Erkrankung oder eine Persönlichkeitsstörung bzw. den Charakter handelt, spielt für die betroffenen Angehörigen nur eine geringfügige Rolle. Sie leiden. Dennoch stellt sich ihnen die Frage: Ist es nun der Charakterzug, für den die betreffende Person selbst verantwortlich ist oder ist es eine Krankheit, die der Handelnde nur schwer oder gar nicht kontrollieren kann?

 

Hinzu kommen Fragen wie: Sollte man der betreffenden Person beistehen, sie ernst nehmen und auf ihr verhalten reagieren? Oder sollte man an sich selbst denken, die Person im Rahmen eines konkreten Zustandes oder generell nicht mehr ernst nehmen und gar nicht mehr auf bestimmte Verhaltensmuster reagieren? Was kann man selbst dazu beitragen, der Person zu helfen? Wie kann man sich selbst deeskalierend verhalten? Welche Hilfe kann man herbeirufen?  Ist es besser, sich als Partner bzw. Ehepartner zu lösen und zu trennen? Oder wäre das unmoralisch? Ist es nun der Mensch an sich oder kann mein Gegenüber gar nichts für sein Verhalten z.B. weil seine Gehirn-Chemie aus den Fugen geraten ist? 

Die betroffenen Angehörigen können das Verhalten Ihres Gegenübers nicht richtig einschätzen, wissen nicht, damit umzugehen. Das Schlimmste ist, dass ihr Gegenüber davon überzeugt ist, selbst völlig "normal" zu sein. Statt sich mit der Möglichkeit des Vorhandenseins einer etwaigen psychischen Störung auseinanderzusetzen, halten Menschen mit einer schweren Psychose oft ihr Gegenüber oder ihr Umfeld für gestört und / oder ursächlich für ihr eigenes Verhalten. Einige von ihnen scheinbar weder Spielregeln, noch Grenzen zu kennen. Sie hören nicht zu, noch glauben sie einem etwas. Feedback wird nicht angenommen, dafür jedoch stets phantasiereich umgedeutet. 

 

Fakt ist, dass Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung eigentlich ebenso Hilfe benötigen wie Menschen mit einer psychischen Störung, die ggf. sogarauf Veränderungen des Hirnstoffwechsels zurückzuführen ist. Fakt ist aber auch: 

Von alleine gehen die wenigsten zum Arzt.

 

Fehlt der betreffenden Person die Einsicht dazu, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Gibt es das zusätzliche Problem, dass sich diese Person Dritten (z.B. anderen Familienangehörigen, Nachbarn, einem Psychiater oder Therapeuten) gegenüber zum Schein völlig unauffällig verhält und man allerorts annehmen muss, es handle sich um einen normalen, ausgeglichenen und vollkommen gesunden Menschen? Vielleicht wirft man Ihnen sogar noch obendrein vor, Ihre Aussagen seien unberechtigt oder übertrieben oder beruhen auf reiner Einbildung oder Erfindung. Ggf. unterstellt man Ihnen sogar, dass Sie Ihre eigenen Probleme auf diese Person projizieren. Sie stehen ziemlich hilflos da und Ihnen sind die Hände gebunden?

 

 

Dies sind klassische Erfahrungen, die Menschen machen, wenn jemand in ihrem unmittelbaren Umfeld derartige Verhaltensweisen zeigt, die ggf. auf psychische Krankheitsbilder wie Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen, affektive Störungen etc. zurückzuführen sind. 

 

 Um dies zu erkennen, benötigen sie Feedback in Form einer klaren (aber vorsichtig einfühlsamen) Ansage von Außenstehenden, die das Verhalten sachlich beobachten, beschreiben, und erklären und das Problem erkennen, ansprechen und verdeutlichen.


Ziel ist, dass die betreffende Person, sich die Option einer Störung - so gut wie es irgendwie geht - ins Bewusstsein ruft und für externe professionelle Hilfe zumindest ansatzweise empfänglich wird. Bei einer schweren Psychose, die der Betreffende zumeist leugnet, ist dies zwar ein sehr schwieriges Unterfangen, jedoch die einzige Möglichkeit, etwas in die richtige Richtung zu bewegen und zu verändern.

 

Eine Zwangsbehandlung ist nicht zulässig und nur dann möglich, wenn nachweislich Gefahr für Leib und Leben besteht. (Weitere Infos siehe Gesetze zum Schutze psychisch kranker Menschen, kurz Psych KG)


Eine Klartextansage gibt einer Person ein sehr direktes Feedback aus der Sicht außenstehender Dritter. Da es Menschen gibt, die ein entsprechendes Feedback entweder nicht bekommen oder dies nicht wahrnehmen (wollen oder können), ist eine "Klartextansage" von außen manchmal das einzige Mittel, das hilft.

Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass Menschen mit einer entsprechenden Störung, vor allem Menschen, die ein überzogenes Selbstbewusstsein, eine eingeschränkte Intelligenz, mangelnde Empathie und Ambiguitätstoleranz besitzen, ebenso Menschen, die Wahrnehmungsstörungen und/oder und Verhaltensstörungen unterliegen, äußerst ungern solch ein Feedback hören und/oder überhaupt zulassen. Es empfiehlt sich daher ein Umweg über eine Eingewöhnungs-Phase.


Angehörige von Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten oder einer psychischen Störung benötigen diese Unterstützung, weil sonst niemand hilft oder helfen kann, weder das persönliche Umfeld, noch öffentliche Stellen. Selbst die juristische Handhabe ist mehr als eingeschränkt, schließlich ist es Menschen - so lange sie nicht nachweislich eine Straftat begehen - rechtlich erlaubt, sich unangemessen zu verhalten. Dass Angehörige bzw. Partner sich selbst gestört, behindert, genötigt oder einfach nur schlecht fühlen, wird lediglich als Ihr subjektives Empfinden betrachtet, dass rechtlich kaum nachzuweisen und ahnbar ist und darüber hinaus - aus Sicht der aktuellen Rechtsprechung - leider hinzunehmen ist.

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