Hintergrundwissen "Dekadenz" /  "Dekadente Persönlichkeit"

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Dekadenz als Gesellschaftsphänomen

Vom Untergang des Römischen Reiches über den Verfall von Werten und steigende Naivität bis zum erneuten selbst herbeigeführten Untergang der westlichen Zivilisation

 

Ableitung und Prägung des Begriffes "Dekadenz"
Der Begriff „Dekadenz“ leitet sich vom Lateinischen „cadere“ ab, was so viel heißt wie  „fallen“ bzw. „sinken“. Das Substantiv „decadentia“ – im Französischen „décadence“  bedeutet „Niedergang“ und steht ebenso für „Verfall“ und „Verkommenheit“.

 

Seine prägende Bedeutung erhielt der Begriff durch den französischen Schriftsteller, Philosophen und Staatstheoretiker der Aufklärung Charles-Louis de Secondat, Baron de La Brède et de Montesquieu (1689-1755) und den britischen Historiker Edward Gibbon (1737-1794), die sich mit dem Untergang des Römischen Reiches als historisches Phänomen auseinandersetzten.


Dekadenz und der Untergang des Römischen Reiches
Die Ausdehnung und der Aufschwung Roms sowie die Selbstherrlichkeit und der Rausch der Bürger inklusive der aus der Dekadenz der Bürger resultierenden Laster zerstörte damals jene Tugenden, die für ein funktionierendes Staatswesen notwendig waren. In seinem bekanntesten Werk "The History of the Decline and Fall of the Roman Empire" stufte der bedeutende britische Historiker Edward Gibbon (1737-1794) die allmähliche Auflösung des Imperium Romanum in drei Phasen ein:

 

In der ersten Periode führten die Goten- und Hunnenstürme zur Schwächung der Macht Roms. In der zweiten Periode, die mit Justinian I. begann und bis zur Kaiserkrönung Karls des Großen im Jahre 800 reichte, gab es eine Stabilisation, jedoch auch eine Invasion der Langobarden, ebenso eine Islamische Expansion. Diese enormen Einflüsse von außen spielen eine entscheidende Rolle - auch für Streitereien der Bürger untereinander. In der dritten Phase verfielen Sprache und Sitten vollends. Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453 war das, was man als "Römisches Reich" bezeichnete, für immer beendet.

 

Dekadenz: Staat und Staatsführung
Edward Gibbon spricht in seinem gleichnamigen Werk ebenfalls vom „Triumph der Unkultur und der Religion“. Die Aufrechterhaltung einer bestimmten nationalen Kultur war schon immer ein bedeutend wichtiger Aspekt für ein funktionierendes Staatsgebilde. Die Religion zählt ebenfalls dazu. Sofern sich mehrere Kulturen vermischen und zudem andere religiöse Einflüsse dazukommen, verfallen zugleich die festen Werte. Diese werden zuerst - allein durch das Vorhandensein anderer Kulturen, Normen und Religionen in Frage gestellt, nachfolgend folgt der Verfall.

 

Nicht immer in der Geschichte sind Staatssysteme allein durch automatische Einflüsse anderer Kulturen auseinander gefallen. Manchmal sorgte ein bestimmte Kaste von Menschen (z.B. die Adligen) bzw. die Landesführung selbst für neue kulturelle Einflüsse und den Zerfall des Staates. Die Dekadenz des Adels bzw. der Staatsführung spielte hier stets eine entscheidende Rolle, insbesondere dann, wenn sich die Führungskaste selbst langweilte, zu sicher fühlte und überheblich wurde. Der Hofstaat des sogenannten Sonnenkönigs Ludwigs XIV ist allerdings nur eines von unzähligen Beispielen, von denen sich andere Staatsführer (z.B. der preußische Hof) jedoch - allein über das Streben nach Einhaltung bestimmter Tugenden sowie die Bekämpfung der Dekadenz - deutlich unterschieden.

 

Während z.B. die preußischen Tugenden im wesentlichen Sinne auf die christlichen Kardinaltugenden zurückgehen, die auch von den Herrschenden selbst in großen Teilen vorgelebt wurden, verhielt sich die adlige Führungskaste an vielen anderen europäischen Höfen eher gegenteilig bzw. extrem dekadent, was sämtliche Lebensbereiche umfasste. Die drei "P" in Form von "Prunk, Protz und Prahlerei" zählten ebenso zu Gesinnung und Livestyle wie Verschwendung, Völlerei und Desinteresse am gemeinen Volke.

 

In Preußen und einigen anderen kleineren Staaten war dies etwas anders. Als gelebte preußische Tugenden galten insbesondere folgende Eigenschaften: Bescheidenheit, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, Fleiß, Geradlinigkeit, Gerechtigkeits- und Ordnungssinn, Gewissenhaftigkeit, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Redlichkeit, Sauberkeit, Sparsamkeit, Unbestechlichkeit, Zurückhaltung, Zielstrebigkeit, Mut und Gehorsam (jedoch nicht ohne Freimut), Zuverlässigkeit und vor allem Disziplin und Selbstdisziplin sowie Tapferkeit ohne Wehleidigkeit. Dies umfasste auch Härte gegen sich selbst.

 

Auf diese Tugenden wird auch die veraltete Redensart zurückgeführt, die sagt, jemand täte etwas "pour le Roi de Prusse" (übersetzt: „für den König von Preußen“, was im übertragenden Sinne so viel heißt wie "uneigennütziges Handeln". Spätestens seit Friedrich Wilhelm I. galt Gottesfurcht ebenfalls als preußische Tugend. Auch unter seinem Sohn wurde dieser hohe Stellenwert weiter verfolgt, jedoch unter dem Aspekt der religiösen Toleranz. Als Leitmotiv Friedrichs des Großen galt u.a.: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“.

 

An vielen anderen Höfen war eher Dekadenz ausgeprägt, was aber auch etwas mit der wirtschaftlichen Situation zu tun hat: Eine überaus positive finanzielle Situation führte zu maßloser Verschwendung (ja sogar zu Verschwendungssucht), ebenso zu Lobbyismus, während eine auf Sparsamkeit ausgerichtete Landesführung weniger dekadent auffiel. Hinzu kommen die Unterschiede zwischen Führung und Bürgern: Je weiter die Unterschiede zwischen Menschen "erster und zweiter Ordnung" klaffen, desto stärker die Ausprägung der Dekadenz, die auch mit Naivität und Sorglosigkeit sowie mit geringem Verantwortungsbewusstsein und Langeweile in Verbindung steht. 

Das Aufkommen von Langeweile uferte in maßlosen Festen aus, wodurch auch die Akteure und Darsteller immer kreativer werden mussten: Eine Kreativität, die von der Realität weit abgehoben in einer Art Wahnsinn bzw. Irrsinn mündete, deren Inhalte der normale Bürger auch nicht annähernd nachvollziehen konnte. Die Dekadenz einiger Adliger und deren in Dienst stehenden Vasallen als kreative Zuarbeiter der Dekadenz wurde so hoch, dass das Verhalten immer abnormer wurde:

 

Es zeigte sich eben nicht nur in Eitelkeit, Völlerei, Kreativität und Maßlosigkeit sowie in ständigen Festen und Rauschgelagen, sondern irgendwann in regelrechten Orgien der Sinne und der gesuchten Abnormität - beginnend von hunderten Vögeln, die beim Servieren aus einem von hundert aufgeschnittenen Braten flatterten über Kostümsexspielchen bis hin zu alters- und geschlechtskontroversem Verhalten (Spielen eines naiven Kindes, "tunten"mäßiges Verhalten adliger Männer, Ausprobieren aller Sexpraktiken an allen und überall), Spaß an öffentlich vollzogenem Stuhlgang des Hochadels vor anwesenden Zuschauern, die sich dadurch geehrt fühlten oder Freude an Zerstörung oder am Töten hilfloser Tiere oder Menschen.

 

Das starke Sicherheitsgefühl führte zu Selbstüberheblichkeit, zu überheblichem Auftreten und Verhalten und ggf. zu Kriegen aus der reinen Überheblichkeit oder auch Langeweile heraus. Die Überheblichkeit zeigte man auch den eigenen Bürgern gegenüber, die man mit mit ausländischen Truppen in Schach hielt: 

 

Während sich die Engländer z.B. große deutsche Truppenkontingente hielten (z.B. The King’s German Legion (KGL), auch Königlich Deutsche Legion genannt), hielten sich die Franzosen z.B. Truppen aus der Schweiz. Derartige Truppen dienten nicht nur dem Kriegseinsatz, sondern auch dem Schutz der Herrschenden vor der eigenen Bevölkerung (ebenfalls psychologische Wirkung).

 

In Frankreich wurden u.a. zwölf Schweizer Regimenter eingesetzt, darunter die Regimenter Lullin-de Châteauvieux,  Salis-Samaden, Lullin-de Châteauvieux, von Diesbach und von Reinach. Angehörige dieser Regimenter fielen der Pariser Bevölkerung zweimal negativ auf, am 12. und am 14. Juli 1789, als sie als Ordnungstruppen und Verteidiger der Bastille auftraten. Die Schweizer Garde verteidigte die Bastille sowie die die königliche Residenz. 

 

So war z.B. die Erstürmung der Bastille am 14 Juli 1789 sowie der sogenannte Tuileriensturm am 07. August 1992 im Prinzip auch ein Kampf der französischen Bürger gegen ausländische Truppen, hier konkret Truppen aus der Schweiz, die im Übrigen erhebliche Vorrechte besaßen und keineswegs mit den üblichen anderen ausländischen Verbänden im staatlichen Dienste zu verwechseln waren.

 

Die heutige dekadente deutsche Staatsführung ist übrigens erneut bemüht, Ausländer für den Dienst bei der Bundeswehr anzuwerben. Wie der "Spiegel" am 27.12.2018 berichtete, will die zuständige Ministerin Ursula von der Leyen nun Italiener, Polen und Rumänen anwerben, angeblich, um die Personalnot bei der Bundeswehr zu lindern. Laut "Spiegel" regt sich insbesondere in Osteuropa bereits Widerstand gegen die Selbstherrlichkeit der neuen deutschen Dekadenz, die immer mehr Einfluss auf Europa an sich reißt:

 

Wie der Spiegel berichtet, mahnt Polens Außenminister zur Rückkehr zur Realität und zur Vernunft. Der Armeedienst sei selbstverständlich "eng verbunden mit der Nationalität". Dabei vergisst oder übersieht der polnische Außenminister jedoch, dass die deutsche Regierung unter der Führung von Kanzlerin Merkel seit 2015 längst nichts mehr mit ihrem Volk zu tun hat. Entsprechend der neuen Ideologie fühlt man sich dort nämlich neuerdings anderen Völkern dieser Welt verbunden und blickt eher mit Verachtung auf die eigenen Bürger zurück, denen man empfiehlt, "Blockflöte zu spielen" , "in die Kirche zu gehen", nicht so ängstlich und intolerant zu sein oder ansonsten einfach auszuwandern, sofern ihnen die neue Selbstherrlichkeit, die unter anderem mit importierter Kriminalität und ungebremster Massenzuwanderung in die deutschen Sozialsysteme einhergeht.  

 

Dekadenz in allen Lebensbereichen
Dekadenz zeigte sich in der Geschichte natürlich nicht nur durch die besagten militärische Maßnahmen, sondern in allen Lebensbereichen des Alltags von Kunst bis Ernährung.
Hier einige Beispiele:

 

- Egozentrische Staatsführung
- Gefühl der Überlegenheit (in jeglicher Hinsicht z.B. geistig, moralisch usw.)
- Einmischung in andere Länder oder Gruppen / Streben nach Unterwerfung
- Zügellosigkeit in Bezug auf gesellschaftspolitische Entscheidungen 

- Neigung zu symbolischen Taten mit großer Öffentlichkeitswirkung 

- Langeweile (normales Leben wird als langweilig empfunden)

- Erhebliches Interesse an allem Neuen und Andersartigen  

- Bevorzugung exotischer oder besonders reiner Speisen

- Ablehnung / Verschmähen bestimmter Nahrung
  (während andere Menschen darüber froh wären)

- Bevorzugung exotischer, fremdländischer Nahrung

- Ablehnung / Verschmähen bestimmter Flüssigkeiten
  (im Spät-Barock / Rokoko z.B. Wasser)
- Bevorzugung exotischer oder besonderer Getränke und anderer Flüssigkeiten
- Völlerei (Bevorzugung großer Speisen-Platten

- Genusssucht / Streben nach bestimmten Genüssen 
  (z.B. seltene Weine und Kaffeesorten)

- Massive externale Fokussierung auf alles Neue, Fremde, Fremdländische
  (inklusive Streben nach Exotik, Halten von Mohren im Hofstaat, da es schick wirkt)
- Bevorzugtes Reisen in ferne Länder
- Verschmähung von Reisen im eigenen Land

- Verschmähung der eigenen Bevölkerung und der eigenen Kultur
- Streben und Suche nach anderen und neuen Kulturen und Orientierung daran 

- Streben nach (andauernder) Vergnügung

- Wachsendes Streben nach Erholung (selbst bei geringer Leistungserbringung)

- Suche nach neuen Religionen oder neuen Auslegungen

- Streben nach Vergrößerung und wirtschaftlicher Vermehrung
  (Spekulationen Beispiel Zusammenbruch der Rosen-Börse)

- Entwicklung von Manien und Hysterien 

   (z.B. Tulpenmanie,Tulpenwahn, Tulpenfieber oder Tulpenhysterie

   im sogenannten "Goldenen Zeitalter der Niederlande" in der zweiten Hälfte

   des 16. Jahrhunderts, in der Tulpenzwiebeln zum Liebhaber- und

   Spekulationsobjekt wurden bis der Markt 1637 völlig zusammenbrach)

- Eitelkeit (von Frisuren, über Styling bis Düfte)
- Streben nach der jeweils neuesten Mode
- Streben nach körperlicher Verschönerung

- Streben danach selbst "Hip" und "nicht langweilig" zu sein

- Streben nach besonderer Freizeitgestaltung
- Entwicklung neuer exotischer Arten der Sport- und Freizeitgestaltung

- Streben nach bestimmten Bewegungen und Gangarten

- Streben nach Gefahr und Vorliebe für das Eingehen von Risiken
- Streben nach dem sogenannten "Triumph" oder "Kick"

- Selbstverletzung (vorgestellt, fiktiv oder real)
- Versteckte oder offene Freude an der psychischen oder physischen

  Verletzung anderer / Streben nach Spaß an der Verletzung oder Tötung
  anderer (Gladiatorenspiele, öffentliche Verstümmelungen und Hinrichtungen)
- Empfinden von Interesse für körperliche Abnormitäten anderer
  (Öffentliche Zurschaustellung Abnormitäten und schweren Behinderungen)   
- Übersexualisierung und Freizügigkeit
  (auf Partys, in Badehäusern, sogenannte Schäferspiele, Literatur etc.)
- Streben nach besonderer Erotik und Wollust
- Rollenspiele inklusive Verdrehung oder Entartung von Geschlechterrollen
  (typisch im Barock/ Rokoko: Der Mann mit möglichst weiblichen Zügen)
- Bevorzugen abgedrehter Kunst

- Halten bestimmter (ggf. exotischer) Tiere, deren Pflege mit Aufwand verbunden ist
- Anwerben und Halten ausländischer Fachkräfte

  (Söldner, Offiziere, Handwerker, Künstler, Philosophen, Musiker, Komponisten etc.)
- Bevorzugte Cliquen- und Gruppenbildung
- Aufkommen einer Spott-Kultur
  (Treiben von Spott sowie Lästern über andere Menschen)

- Aufkommen einer Vergleichs- und Arroganz-Kultur

  ("Ich bin besser als Du", Neid, Missgunst, Häme)

- Stellen maßloser Forderungen, deren Folgen andere zu tragen haben
- Entwicklung neuer Doktrine, die bestimmen wie sich andere zu verhalten haben 

- Streben nach Preis- und Ordensverleihungen
  und anderen gesellschaftlichen Anerkennungen

- Sucht nach der neuesten Technik
usw.

 

 

Dekadenz in der Philosophie: Von Nietzsche bis Gehlen
Einer der bedeutenden ersten literarischen Bekämpfer der Dekadenz war der Denker Friedrich Nietzsche. „Macht“ und „Dekadenz“ waren auch Schlüsselbegriffe im Geschichtsdenken von Oswald Arnold Gottfried Spengler (1880-1936), der vom unausweichlichen Verfall von Kulturen sprach. Der deutsche Geschichtsphilosoph, Kulturhistoriker und Schriftsteller richtete sich in seinem historistischen Hauptwerk „Der Untergang des Abendlandes“ gegen die sogenannte „lineare Geschichtsschreibung“, welche den Verlauf der Geschichte automatisch mit Fortschritt verbindet. Stattdessen vertrat Spengler die sogenannte "Zyklentheorie", die davon ausgeht, dass Kulturen immer wieder neu entstehen, eine Blütezeit erleben und nach dieser Vollendung untergehen.

 

Ausgehend von Nietzsche kritisiert der deutsche Philosoph Arnold Gehlen die „Sklaven- und Herdentiermoral". In seinem Spätwerk "Moral und Hypermoral" kritisiert Gehlen die Übersteigerung bestimmter gesellschaftlicher Verhaltensweisen zu Ungunsten anderer als Hypermoral. Gehlen bezog sich u.a. auf den Sozialphilosophen Georges Sorel, der ebenfalls die Dekadenz und den Verfall der Sitten beklagte. „Dekadenz“ sei ein unentbehrliches Wort, das den inneren und äußeren Kontaktverlust mit der Geschichte bezeichne. Durch die Befriedigung partikularer, gesellschaftlicher Interessen hin werde der Staat funktionalisiert und verliere seine Funktion als Sicherheitsgarant nach außen und innen.

 

Als Indizien für dekadente Gesellschaften nannte Gehlen u.a.:


„Wenn die Gaukler, Dilettanten, die leichtfüßigen Intellektuellen sich vordrängen, wenn der Wind allgemeiner Hanswursterei sich erhebt, dann lockern sich auch die uralten Institutionen und strengen professionellen Körperschaften: das Recht wird elastisch, die Kunst nervös, die Religion sentimental. Dann erblickt unter dem Schaum das erfahrene Auge schon das Medusenhaupt, der Mensch wird natürlich und alles wird möglich.“

 


Die neue Dekadenz der modernen "Westlichen Welt"
Allein in Gehlens Beschreibung lässt sich die Entwicklung in der heutigen Zeit der "Westlichen Welt" erkennen. Bereits der ungarische Philosoph, Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker Georg Lukács (György Lukács de Szeged) (1885-1971) bezeichnete die westliche Moderne als dekadent, wobei er sich auch auf Schriftsteller wie Franz Kafka, James Joyce und Marcel Proust bezog. In „Die Zerstörung der Vernunft“ nennt Lukács als Wesenszeichen der Dekadenz das ...

 

„Schwanken zwischen feinstem Nuancensinn, wählerischster Überempfindlichkeit und plötzliche hervorbrechender, oft hysterischer Brutalität".

 

 

Die Dekadenz der "Westlichen Welt" und der islamische Fundamentalismus
Auch der islamische Fundamentalismus spricht von der Dekadenz des Westens. Als Gründe werden u.a. Abkehr vom „wahren Glauben“ und der „Verfälschung des göttlichen Willens“ genannt. Der westliche Kapitalismus wird abgelehnt, da er Dekadenz, Armut und Unglaube verursache. Statt wirtschaftlicher und kultureller Reformen wird die Rückkehr zu den historischen Grundlagen des Islam gefordert. Dies soll - wenn nötig - nach dem Vorbild Mohammeds auch mit Gewalt durchgesetzt werden.

 

Einer derart auf bestimmten "Tugenden", insbesondere auf Mut, Härte und Selbsthärte basierende Ideologie fällt die Durchsetzung ihrer Ziele insbesondere dann leicht, wenn ihr Streben und Vorgehen auf eine dekadente Gesellschaft als Feindbild stößt: Eine Gesellschaft, die innerlich verweichlicht ist und gegen Disziplin, Strenge und Todesmut nichts außer klugen Worten entgegenzubringen weiß.

 

Eine solche Gesellschaft wird allein deshalb unterliegen, weil der Wohlstand eine z.T. falsche bzw. "kranke" Moral entstehen lässt und allein die Moral dem Handeln des Individuums und Kollektivs starke Grenzen setzt. Neben dem verweichlichten und naiven Charakter einer dekadenten Gesellschaft kommt der Hang zum Masochismus hinzu, den man bei geschichtlicher Betrachtung in einer jeden dekadenten bzw. degenerierten Gesellschaft findet, die nachfolgend als Staatsgebilde untergegangen ist.

 

 

Dekadenz im politischen Sinne
Selbstüberschätzung, Selbstüberheblichkeit, Anmaßung und Amtsmissbrauch zum Zwecke der Befriedigung eigener Weltanschauungen, Ideologien und Bedürfnisse sind ein Zeichen dafür, dass Dekadenz auch heute wieder in der Politik Einzug gefunden hat. Die Zeiten des Adenauer-Understatements sind spätestens mit der Beendigung der Regierungszeit Helmut Kohls vorbei.

 

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands begann auch in der Politik die Phase der politischen Dekadenz, die im Jahre 2015 ihren Höhepunkt fand, als Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrer Politik der Definition ihrer persönlichen Werte als staatlichen Wert, der Aushebelung der Grenz-Regeln sowie der Einladung der islamischen Welt zum Zwecke der Einwanderung scheinbar vorsätzlich vergaß, dass die Zeiten des Absolutismus sowie der SED-Diktatur doch eigentlich vorbei sein. Dass die Zeit des Understatements sowie einer gelebten Demokratie vorbei sind, zeigt auch Vizekanzler Sigmar Gabriel, der das gegen absolutistisches Streben aufbegehrende Volk mit herrisch-selbstüberschätzendem Auftreten 2015 als "Pack" und "Pöbel" bezeichnete.

 

Über den Effekt des sozialen Einflusses schlossen sich andere an: Der einfache Bürger, der in einer Demokratie seine Politiker eigentlich zu seiner Vertretung entsendet hatte, mutiert in den Augen der neuen Obrigkeit nun zur "Ratte", der es freistehe, aus Deutschland auszuwandern, wenn es ihm nicht passe.

 

Über die Köpfe der meisten Bürger hinweg, werden Gesetze ausgehebelt und neue Normen dirigiert: Absolutistisch anmutend, in psychiatrischer Hinsicht teilweise einem Wahn gleichend und selbst für das Ausland erschreckend "masochistisch", "selbstzerstörerisch" und schlichtweg "irrsinnig". Derartige Maßnahmen der neuen selbst in eine Art "Adelsstand" erhobenen Führer-Kaste stoßen im Volk auf bürgerlichen Widerstand, der mit allen Mitteln unterdrückt und bekämpft werden soll.

 

Derartige Maßnahmen stoßen aber eben auch auf - über Jahre hinweg sozialisierte - Dekadenz, die sich hier in zwei Resultaten zeigt:

Erstens in Form des passiven Aussitzens und Resignierens, was man allein anhand der Wahlbeteiligung der letzten Jahre sieht und zweitens in Form heroischen selbstüberschätzenden Mitlaufens jener, die sich das selbst aufgrund ihrer sozialen Position sowie ihrer wirtschaftlichen und örtlichen Lage leisten können und sich das daher - wenig empathisch und auf dem Rücken anderer - leisten wollen - ähnlich wie man sich einfach zwischendurch einen tollen Urlaub gönnt oder ein neues Auto leistet.

 

Die Funktion, die im Jahre 1789 beim Sturm der aufbegehrenden wütenden Bürger auf die Bastille noch die Schweizer Garde hatte, übernehmen jetzt medial inszenierte und verbreitete persuasive Wortbelegungsmaßnahmen zur rhetorisch-psychologischen Randziehung und moralisch-rechtlichen Ausgrenzung.  

 

Auch früher gab es "Caesaren", die zum Zwecke der Umsetzung ihrer Visionen ganze Städte niederbrannten, um darauf ihre Vorstellungen von einer neue Welt zu errichten, da alles bestehende in ihren Augen primitiv und langweilig war. Im Übrigen gingen sie davon aus, sich das leisten zu können und andere das für sie bezahlen, notfalls über Steuererhöhung und Zwangsarbeit.  

 

Schon damals wurde Dekadenz dadurch offensichtlich, dass die Führung die Bodenhaftung verlor und sich auf Kosten der Allgemeinheit persönlich auslebte. Das Schlimme an derartiger Dekadenz ist, dass der Dekadente selbst sein dekadentes Denken und Handeln selbst gar nicht als "dekadent", sondern als völlig "normal" wahrnimmt. Hier wirken folglich Formen des Wahns, die mit einer Störungen des Selbst- und Fremdbildes, mit Verzerrungen der Wahrnehmung (insbesondere mit Wahrnehmungsfehlern und ggf. Wahrnehmungsstörungen) sowie mit Realitätsverlust einhergehen.

 

 

Dekadenz und "Klüngelwirtschaft"
Im politischen Sinne steht Dekadenz auch in Verbindung mit dem Begriff sogenannter "Klüngelwirtschaft", die entsteht, wenn sich bestehende Parteien zu stark etablieren und zu wenig erneuern. Es kommt dann zu einer übertriebenen Selbstsicherheit der Politiker, ja sogar zu einer regelrechten Selbstherrlichkeit, die mit Verlust von Realitätssinn und Missachtung der Bürger einhergeht.

 

Insofern wirkt hier der Effekt des sozialen Einflusses im Internen. Durch feste Strukturen und Allianzen kommt es verkrusteten, sehr ähnlichen Strukturen und damit zu einer Art "Klüngel- "bzw. "Vetternwirtschaft", bei der sich die Verbündeten in ihrer "Clique" auf eine ganz besondere spezielle Art sozialisieren: Ein eigenständiger gruppeninterner Sozialisationsprozess, der sich im Laufe der Zeit immer weiter von der normalen Wahrnehmung und vom normalen Sozialisationsprozess entfernt.

 

Einfach ausgedrückt, bedeutet dies: Die Mitglieder dieser elitären "Gruppe" lösen sich von der eigentlichen Gesellschaft, deren Teil und deren "Leader" sie eigentlich sind, völlig ab. Ihre Wahrnehmung und Lagebeurteilung stimmt nicht mit jener Lagebeurteilung überein, welche im gesamtgesellschaftlichen Kontext logisch und folgerichtig wäre. Dieses Desaster betrifft dann auch die entsprechenden Entscheidungen und Entscheidungswege.

 

Das führte in der Geschichte u.a. dazu, dass z.B. frühere Herrscher ihrem Volk bei Hungersnot empfahlen, statt Brot eben Kuchen oder Gebäck zu essen. Ebenfalls führte dies dazu, dass in einer misslichen Lage der Zerstörung und des staatlichen Niedergangs der "totale Krieg" proklamiert wurde und im Zuge dieser geistigen Dekadenz, die auch mit Hochmut und Übermut beschrieben werden könnte, sogar ein großer Teil des indoktrinierten Volkes derartigen Vorschlägen begeistert zustimmt, ja sogar lauthals zujubelt.

 

 

Dekadenz und Wirtschaft
Besonders positive wirtschaftliche Verhältnisse und besonderer Wohlstand waren stets die Auslöser für die Degeneration einer jeden Gesellschaft und ihrer Kultur. Nur über besonderen Wohlstand und die Unbekümmertheit der Wohlhabenden kann sich Dekadenz überhaupt erst entwickeln. Arme Menschen können sich Dekadenz schlichtweg einfach gar nicht leisten, da sie mit anderen Dingen (z.B. echten Sorgen) beschäftigt - und dadurch ausgelastet - sind.


Im wirtschaftlichen Sinne bezieht sich Dekadenz auch auf den unbändigen Konsum sowie dem Streben nach dem immer Neuen. Durch Konsum ist der einzelne Bürger derart abgelenkt, dass er selbst die unvorteilhaftesten politischen Entscheidungen und Entwicklungen nur wenig mitbekommt, ja sogar toleriert und schließlich akzeptiert.

 

Dekadenz lässt sich auch in betriebswirtschaftlichen Denk- und Verhaltensmustern erkennen:

 

Wenn Milliarden- oder Millionen-Verluste öffentlich als "Peanuts" dargestellt werden, wenn kein "Chef", sondern ein "HRM-Manager" mit Hilfe weltfremder theoretischer Entscheidungsmuster in Form impliziter Persönlichkeitstheorien und wenig praxisorientierter, ja sogar realitätsferner Qualifikationsprofile über Einstellungsprozesse entscheidet, wenn Führungskräfte mit bestimmten Titeln geködert bzw. motiviert werden sollen, wenn sich eine Unternehmenskultur des Mobbens (Mobbing) herausbildet, wenn aufgrund Überheblichkeit und Selbstherrlichkeit enorme unternehmerische Fehlentscheidungen getroffen werden, aufgrund derer nachfolgend viele Mitarbeiter entlassen und andere dafür eingestellt werden usw.

 

 

Dekadenz und Gesellschaft

Gesellschaftlich steht Dekadenz für das Abkommen von alten Werten, das Entstehen völlig neuer (teilweise surrealer) Werte, für Individualismus ("Sei einfach Du selbst", "Tu, was Du willst") sowie das individuelle Leben an der Oberfläche (Konsum, Eitelkeit, Party, Urlaub, das neuste Handy usw.), das Sinken von Moral und von sozialer Kompetenzen (bis hin zur sozialen Inkompetenz) sowie das Steigen von Naivität und "Heile Welt Denken" bis hin zu naiv-aggressiven Persönlichkeitsstrukturen und einer Art der naiven "Volksverdummung".

 

 

Dekadenz und Psychologie
Laut Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse und Grundsteinleger der modernen Psychologie ist der Verlust des Schamgefühls das erste Zeichen von Schwachsinn. Heute würden wir von schwerwiegenden "Persönlichkeitsstörungen" sprechen, die mit Dekadenz teilweise in Verbindung stehen. Deutlich wird der dekadente Sittenverfall heute unter anderem am Beispiel des Cristopher Street Day und in den Auswüchsen der Gender-Ideologie. Mittlerweile kann Dekadenz sogar als eigenständige Persönlichkeitsstörung erachtet werden. Näheres dazu nachfolgend.

 


Dekadenz und Selbsterkenntnis

Das Gefährliche an Dekadenz ist, dass derartige Entwicklungen nur wenige Menschen registrieren - allein deshalb, weil dekadente Strukturen unser Leben und alle Lebensbereiche vereinnahmen. Hinzu kommt der extrem stark wirkende Effekt des sozialen Einflusses sowie der stetige Prozess der Sozialisation. Dennoch gibt es Menschen, denen Dekadenz (zumindest intuitiv) auffällt: Hier ein Song, der das intuitive Erkennen der Thematik im Jahre 2015 zumindest ansatzweise erkennen lässt: Glasperlenspiel - Geiles Leben (YouTube)

Dekadenz aktuell 

Wer glaubt, dass sich Dekadenz nur in bestimmten Zeiten entwickelt hat, der täuscht sich. Dekadenz entwickelt sich zyklisch vom Aufblühen einer Kultur oder eines Staatsgebildes über den langsamen Niedergang dieser Kultur bis zum Untergang der Kultur bzw. des Staates. Im Deutschland des Jahres 2015 stecken wir gerade in der Phase des Niederganges. Die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen steuern geradewegs auf den (scheinbar gewollten) Untergang zu.

 

Während ein solcher Untergang in der Regel unbewusst über den normalen Zivilisationsprozess erfolgt, sind seit einigen Jahren einige Politiker bestrebt, den Untergang der Kultur und damit des Staates - so wie er bislang bestand - sogar bewusst bzw. vorsätzlich herbeizuführen, weil sie sich davon eine angeblich "neue und bessere Welt" versprechen. Diese neue und vermeintlich bessere Welt soll im ersten Schritt über ein neues vereinigtes Europa sowie die Vision der angestrebten Völker- und Rassenvermischung erfolgen, eine längst gefahrene Ideologie, die beim "einfachen Volk" bzw. den angeblich "unmündigen" Bürgern jedoch noch nicht in den Köpfen angekommen ist, natürlich auch, da die Umsetzung dieser neuen Ideologie mit einem enormen politisch-medialen Propaganda-Aufwand einhergeht, den man die Rezipienten selbst auch noch zwangsfinanzieren lässt. 

 

Was vom ersten Eindruck her auf einen gesunden Menschen "krank" und damit unglaublich schrill wirkt, ist letztendlich nichts als das Produkt der Degeneration einer herrschenden Oberklasse, die sich mit Nachdruck auf das gesamte Volk übertragen soll. Ein ähnliches Ansinnen gab es bereits vor 1945 in der Vision des Dritten Reiches und seiner speziellen Rassentheorie. Die Bezeichnung "4. Reich" ist aktuell zwar noch nicht vollständig ausgeprägt, doch sie trifft das neue totalitaristische System, welches unter dem Deckmantel der vermeintlichen "Demokratie" auftritt, auf den Punkt. 

 

Während damals ein "Übermensch" mit hohem IQ "gezüchtet" werden sollte, soll nun ein Typ Mensch ohne nationalstaatliches Integritätsdenken und mit niedrigerem IQ gezüchtet werden: Nicht weil dieses persuasiv umworbene und in Umsetzung befindliche Gesamtkonzept gemäß offizieller Nennung angeblich den vermeintlichen "Frieden der Völker" bringen soll, sondern weil dekadente Menschen sich so etwas im Rahmen ihrer "dekadenten Störung" ausdenken und andere degenerierte Wohlstandsmenschen derartige Visionen gutheißen bzw. (Zitat: "toll" finden).

 

Dazu sollte man wissen, dass Dekadenz mit einer Zunahme und Ausbreitung schwerwiegender Persönlichkeitsstörungen sowie mit einer steigenden Zahl psychischer Erkrankungen einhergeht, woran degenerierende Entwicklungen in Staat und Gesellschaft zugleich erkannt werden können. In aktuellen Zeiten kann eine deutliche Degenerierung unserer Gesellschaft in Richtung Dekadenz festgestellt werden. Teilweise hat es den Anschein als seien sich nicht wenige Menschen ihrer Demokratie, ihrer Sicherheit und ihres Wohlstands überdrüssig. Diese Menschen streben nach Veränderung in Richtung Rückgang bzw. Rückschritt. Leider ein ganz normaler soziokultureller Prozess, der sich wiederholt.

Dekadenz als Gesellschafts- und Persönlichkeitsstörung

Die gesellschaftliche Entwicklung der oben beschriebenen "Dekadenz" steht in einem Kontext mit individueller Dekadenz in Form dekadenter Denk- und Handlungsmuster (Wahrnehmung, Denken, Verhalten); schließlich gibt es ein Zusammenspiel von Individuen und Gesellschaft sowie eine entsprechende Wechselwirkung.

 

Die Einflussnahme der Gesellschaft bzw. von sozialer Gruppen auf den Einzelnen kennen wir in der Psychologie (Sozialpsychologie) bereits vom Effekt des sozialen Einflusses oder z.B. vom Effekt der Pluralistischen Ignoranz.

 

Dekadenz wird über dekadente Denk- und Handlungsmuster von der Gesellschaft auf den Einzelnen - sowie vom Individuum wiederum auf das Kollektiv - übertragen.

Durch die Übertragung dekadenter Denk- und Handlungsmuster bilden sich Persönlichkeitsstörungen heraus, die sich von den Individuen wiederum auf das Kollektiv bzw. die Gesellschaft übertragen und somit eine Art kollektiver Störung bilden.

 

Bei der Herausbildung dieser Störungen in Abhängigkeit von entsprechenden Umwelteinflüssen (hier: Gesellschaftsfaktoren / gesellschaftliche Veränderungen) gibt es - eben durch die entsprechenden Gesellschaftseinflüsse - enorme Überschneidungen, so dass sich - aus dem individualpsychologischen Kontext herausgelöst - unabhängig von individuellen Persönlichkeitsstörungen eine regelrechte Gesellschaftsstörung herausbildet, die auf Dekadenz basiert und daher an dieser Stelle die vereinfachte pragmatische Namensbezeichnung "Dekadente Störung" erhält.

 

Im Rückblick auf die Geschichte wirken hier unterschiedliche Persönlichkeitsstörung in einer Art Kombination. Herauszuheben sind insbesondere die naiv-aggressive Persönlichkeitsstörung sowie die masochistische (selbstzerstörerische) Persönlichkeitsstörung, die beide auf Narzissmus bzw. der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung basieren.


Beide Störungen sind besonders typische Produkte gesellschaftlicher Veränderungen, jedoch mit einem prägnanten Unterschied: Während angesichts der Wechselwirkung von Anlagen, Umwelt und Selbststeuerung bei der naiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung insbesondere Umwelteinflüsse eine größere Rolle spielen, scheinen es bei der masochistischen Persönlichkeitsstörung überwiegend Ich-Faktoren zu sein, die lediglich von der Umwelt zugelassen, angeregt und gefördert werden.

 

Zeitfenster und Intensität der Übertragung auf das Individuum hängen ab von der individuell spezifischen Persönlichkeitsstruktur (bzw. Persönlichkeitsstabilität / Persönlichkeitsstärke) sowie von der Einbindung des Einzelnen in bestimmte Gruppen, natürlich auch von der Abhängigkeit des Einzelnen von einer Gruppe.


Hier spielt jedoch nicht nur die tatsächliche Abhängigkeit eine Rolle: Es reicht bereits das Gefühl von Abhängigkeit, ebenso die Bereitschaft, Gruppennormen zu übernehmen. In dieser Hinsicht spielt auch Kommunikation (z.B. persuasive Kommunikation und ihre Wirkung) eine wichtige Rolle.

 

Ebenso richten sich Zeitfenster und Intensität der Übertragung vom Individuum auf Gruppen - und nachfolgend auf das gesellschaftliche Kollektiv - nach der Stabilität der einzelnen Gruppen und der Gesellschaft und ihren Normen. Auch hier spielt die Disposition der Gesellschaft (z.B. für Botschaften von Individuen) sowie entsprechende Kommunikation eine entscheidende Rolle, wobei folgendes zu berücksichtigen ist:

Es ist davon auszugehen, dass sich Botschaften prominenter und ggf. anerkannter Persönlichkeiten stärker auf das Kollektiv übertragen als individuelle Einzelbotschaften unbekannter Menschen mit eher niedrigem sozialen Status. Statushöheren Personen übernehmen somit eine besonders wichtige Rolle bei der Übertragung gestörter Denk- und Handlungsmuster auf die Gesellschaft.

 

Im Zuge der Übertragung kann es zu Stockungen (Blockaden) kommen. Im Zuge derartiger Blockaden können sich wiederum unterschiedliche Fronten bilden, die Unverständnis füreinander zeigen. Es können sich regelrechte Feindbilder herausbilden, die - wie die Geschichte zeigt - sogar zu Bürgerkriegen und/oder gesellschaftlichen Umstürzen führen können. Selbst innerhalb von Umsturzbewegungen kann es zu weiteren Aufsplitterungen und Konflikten kommen.

 

Ein typisches Beispiel für eine solche Gesamtentwicklung spiegelt die Zeit der französischen Revolution von der immer überzogeneren Dekadenz des Hochadels über den Aufstand der Bürger bis hin zur Dekadenz und Aufsplitterung innerhalb der Revolutionsbewegung selbst. 


Im Kontext mit Dekadenz als übertragbare Persönlichkeitsstörung wird zugleich auf das Phänomen des induzierten bzw. symbiotischen Wahns verwiesen.

Weitere Infos im Zusammenhang

Collapse of Complex Societies by Dr. Joseph Tainter
The collapse of complex societies of the past can inform the present on the risks of collapse. Dr. Joseph Tainter, author of the book The Collapse of Complex societies, and featured in Leonardo Dicaprio's film The Eleventh Hour, details the factors that led to the collapse of past civilizations including the Roman Empire.
YouTube-Video-Vortrag

 

Dekadenz - Abendland am Abrund
YouTube-Video

 

Dekadenz - Abendland am Abgrund
YouTube-Video

 

Phänomen "Gereration Weichei"
Dokumentation über eine Gereration von Muttersöhnchen
und Übereltern
Ein Sozialexperiment, bei dem die Folgen noch nicht absehbar sind
3Sat / YouTube

 

Richard David Precht bei Anne Will über Hartz4

und spätrömische Dekadenz der Gesellschaft
Anne Will / YouTube

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