Hintergrundwissen "Stolz & Hochmut"

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Was ist Stolz? Was ist Hochmut?
Stolz ist man auf eine Leistung und aufgrund der entsprechenden Anerkennung. Hochmütig ist man, wenn die Leistung fehlt und/oder die Anerkennung ausbleibt.
Letzteres hat fatale Folgen für die eigene Person und die Umwelt. Während Stolz positiv ist, wirkt sich Hochmut negativ aus. Hochmut (Superbia) ist die erste der sieben Todsünden und weit verbreitet. Mit Mut hat das jedoch weniger zu tun.
Der Wortstamm leitet sich von „Muat“ ab, das noch immer im heutigen Wort „Gemüt“ steckt.


Beispiele und Verhalten
Manche Menschen verhalten sich so, als seien sie besser als der Rest der Welt?
Sie geben sich anderen gegenüber herablassend bzw. von oben herab und geben wenig auf die Meinungen anderer. Mit Widersprüchen oder Widerständen wissen sie nur schwer umzugehen. Es fehlt ihnen an Ambiguitätstoleranz bzw. der Fähigkeit, mit Widersprüchen locker und freundlich umzugehen. Sie halten sich für den "Nabel der Welt". 


Viele Menschen bekommen Hochmut häufig im Alltag zu spüren z.B. in Form eines "hochnäsigen" Mitarbeiters, der seine Kollegen nur selten eines Blickes würdigt und sein Umfeld nur sporadisch grüßt. Die Herzlichkeit fehlt dabei. Die Kommunikation ist recht einseitig. Man sieht ihm an, dass er es nicht wirklich ernst meint bzw. es ihm eher lästig fällt. Kleine Gefälligkeiten für Kollegen zu übernehmen, fällt ihm schwer und auch mit einem Arbeitsauftrag, der seiner Auffassung nach unter seiner Würde ist, tut er sich schwer. Er wird fragen, warum ausgerechnet er diesen Job übernehmen soll oder ggf. kontern: "Ich bin doch nicht der..."


Was oder wer auch immer er ist. Er meint, besser zu sein und wünscht sich eine besondere und möglichst bessere Behandlung. Gute Freunde schafft man sich damit sicher nicht - und Anerkennung bleibt ebenso aus, zumindest solche, die echt ist.


Was steckt dahinter?

Warum sind manche Menschen so hochmütig und verhalten sich so arrogant?
Dahinter steckt zumeist a) eine Selbstbild-Fremdbild-Inkongruenz,

b) Soziale Inkompetenz und c) ein psychologisches Problem, sei es nun eine Persönlichkeitsstörung (z.B. Narzistische Persönlichkeitsstörung) oder eine psychische Krankheit (z.B. eine Psychose). Wie auch immer: Oft ist ein gestörtes Selbstbild und Selbstwertgefühl oder ein Mangel an Selbstvertrauen oder innere Leere der Grund. 


Hochmut, Arroganz oder Überheblichkeit sind gleich drei Begriffe für eine ungünstige Mixtur aus schlechtem Benehmen, mangelndem Respekt, Egoismus, Narzissmus und falschem Stolz. Zwar ist Stolz grundsätzlich nichts Verwerfliches - in der Psychologie wird jedoch zwischen der positiven (authentischen) Variante und der negativen, (anmaßenden) Form unterschieden.


Hinzu kommt die krankhafte Form, die auf einer Psychose basieren kann. Hier ist nicht die Psychologie, sondern eher die Psychiatrie zuständig. Man kann aber davon ausgehen, dass ein Arzt schon aus Prinzip nicht konsultiert wird, zum einen, weil die Selbstwahrnehmung eine andere ist und die Einsicht fehlt, zum anderen, weil sich der Betroffene selbst nicht schlecht bzw. krank fühlt. Das tun nur die anderen. 


Während echter Stolz mit gesundem Selbstvertrauen einhergeht und auf einer besonderen Fähigkeit oder erbrachten Leistung basiert, basiert falscher Stolz auf Selbstüberhöhung und Abgrenzung. Dabei handelt es sich um eine recht unangenehme Konstruktion, die bei den Betroffenen zu kognitiven Dissonanzen führt und immer kranker macht: Auf der einen Seite will er sich über andere erheben, auf der anderen Seite ist er von anderen abhängig - eine unerträgliche Situation und Kombination. Aber auch - den Hochmut selbst betreffend - sind hochmütige Menschen auf andere angewiesen: Sie brauchen andere, um sich ständig mit ihnen zu vergleichen, zu messen und sich über über sie erheben zu können.


Echter und berechtigter Stolz (z.B. auf messbare eigene Leistungen) führt zu Anerkennung und Freude sowie zu Glücksgefühlen. Falscher Stolz hingegen führt zu falscher und eingebildeter Freude (z.B. Schadenfreude), wobei das Gefühl trügerisch ist und zudem nur kurze Zeit anhält. Weil echte Anerkennung und Freude fehlt, schlägt der Charakter in Arroganz um. Arroganz wird als Waffe im ständigen Wettbewerb angewandt, wobei der Betroffene seinen Anspruch auf Überlegenheit jedoch immer wieder aufs Neue klar stellen muss um seine innere Leere zu füllen und sein Bedürfnis nach falscher Anerkennung zu befriedigen.

 

Dabei gibt es Persönlichkeiten, die ihren Hochmut bzw. ihre Größe, Stärke und Überlegenheit nur vorgeben und jene, die wirklich davon überzeugt sind, etwas Besseres zu sein. Insbesondere Letztere sind es, die nur schwer mit Niederlagen umgehen können und ggf. einen regelrechten Wahn entwickeln.


Wenn ihnen etwas misslingt oder sie mit Widersprüchen konfrontiert werden, begehren sie auf und wehren sich, dazu in einer Form, die unangenehm und manchmal geradewegs peinlich ist. Sie selbst merken das aber nicht. Sie spüren Aufbegehren gegen ihre Person, wittern Verschwörungen und bauen Feindbilder auf. Manchmal trachten sie danach, anderen zu schaden, denn Schuld sind immer die anderen.


Ausreden zur Selbstrechtfertigung sind an der Tagesordnung. Selbstwertdienliche Verzerrungen treten hier ebenso zutage wie das Wirkungsprinzip der kognitiven Dissonanzreduktion an sich. In vielen Fällen entsteht dadurch ein festgefahrenes falsches Selbstbild und sogar eine schwerwiegende Persönlichkeitsstörung.


Ursachen
Die Wurzeln für dieses Denken und Verhalten liegen zumeist im gesamten Sozialisationsprozess und reichen zurück bis in die Kindheit. Wer bereits als Kind nicht beachtet und angehört wurde, trachtet später um so mehr nach der Erfüllung vergangener Bedürfnisse. Das tut er um so mehr, wenn extra dafür ein bestimmter Bildungs- und Berufsweg eingeschlagen wurde - wie dies nicht selten der Fall ist.


Eigentlich handelt es sich um bemitleidenswerte Menschen, die ihr menschliches Grundbedürfnis nach Anerkennung nicht befriedigt wissen. Sie finden keine Resonanz und versuchen sich durch Selbsterhöhung und Selbstüberhöhung entsprechend zu schützen. Die klaffende Lücke in Bezug auf fehlende emotionalen Zuwendung versuchen sie durch Selbstüberhöhung zu füllen.

Brisantes Thema und großes Problem in Unternehmen
In Unternehmen sind solche Persönlichkeiten ein brisantes Thema:

Hochmütige Persönlichkeiten haben stets sich selbst und ihre eigene Karriere im Blick, nicht aber ihre Teams und das Wohl des Unternehmens. Für Kritik sind sie wenig offen, ihre Mitarbeiter fördern sie nicht ausreichend. Sie brauchen keine Analysen, kein ehrliches Feedback und keine Aufklärung und Beratung. Sie wissen alles selbst im Voraus (Vorurteile) und machen wider besseren Wissens ihr Ding.


Hochmütige Vorgesetzte können einen enormen Schaden anrichten - und wollen das auch, wenn zumeist auch völlig unbewusst. Die Macht des Unterbewusstseins ist sehr stark. Zusammen mit einem entwickelten Charakterzug, einer Persönlichkeitsstörung oder ein Krankheit wird hier eine Menge negativer Energie freigesetzt, die sich auf alle Beteiligten negativ auswirkt. Hochmütige Menschen sind daher extrem gefährlich.


Innerhalb einer Organisation wirken sie bewusst oder unbewusst wie eine zerstörerische Kraft, selbst wenn dies nicht bemerkt wird. Etwaige Probleme werden zumeist erst einmal ganz andere Ursachen zugeschrieben. In Wirklichkeit können diese Probleme jedoch allein von einer einzigen Person verursacht worden sein bzw. werden. Von Revier-Verhalten bis Mobbing, von ungünstiger Kommunikation bis hin zum Vergraulen von Kunden - alles ist denkbar und möglich - darüber hinaus ein wichtiger Erfahrungswert in der psychologisch fundierten Unternehmensberatung, auch wenn diese unangenehme Tatsache gerne verdrängt oder negiert wird. Zu erkennen ist dies jedoch u.a. an einer hohen Kranken- und Fluktuations-Rate sowie durch Tests, Checks und Analysen.


Gegenmaßnahmen in Unternehmen
Eine geeignete Gegenmaßnahme ist die Anwendung des ib reality view & proof concepts, welches derartige Persönlichkeiten bereits vor Einstellung bei ihrer Bewerbung aufspürt, indem entsprechende Verhaltensweisen sichtbar gemacht werden. Eine weitere Maßnahme nennt sich Workplace Arrogance Scale (WARS),

mit deren Hilfe Unternehmen derartige Persönlichkeiten in ihren Reihen identifizieren kann. Sie zeigen schlechtere Ergebnisse bei Intelligenz- und Persönlichkeitstests, besitzen weniger Kompetenz und Sozialkompetenz und ein geringeres Selbstvertrauen.

Mögliche Hilfe 
Besonders betroffen sind die Opfer von Hochmut: Sie finden sich bei Therapeuten ein. Die Hochmütigen selbst spüren keinen Leidens- oder Handlungsdruck. Selbst dann, wenn sich das soziale Umfeld von ihnen immer mehr abgrenzt, sich der Partner trennt oder es andere familiäre Probleme und Störungen gibt, glauben hochmütige Menschen immer noch, dass es nicht an ihnen selbst liegt. Schuld sind immer die anderen. Nur wenige sind dann irgendwann bestrebt, den wahren Gründen, die in ihrer eigenen Person liegen - auf die Spur zu kommen.

 

Doch "wach" zu werden, lohnt sich - und das für alle Beteiligten. Für den einzelnen Menschen ist das genau so wichtig wie für Unternehmen und ihre Unternehmenskultur im Inneren und nach außen: Kunden und Partner merken sehr schnell, welche Kultur vorherrscht: Wertschätzung, Demut und Lernorientierung oder Arroganz, Druck und Mobbing. Gute Stimmung in allen Teams oder stattdessen Unmut und schlechtes Verhalten im Team und gegenüber Kunden?


Auch private Aspekte sind wichtig: Ein harmonisches Familienleben, in dem jeder ein offenes Ohr findet, ist sicher angenehmer als Streit, Zank und Trennung? Hinzu kommt die Gefahr, der sich stetig weiter verkrusteten Persönlichkeit, schließlich beeinflusst ein falsches Denken inklusive der daraus entstehenden Erfahrungen und Gefühle nicht nur das eigene Selbstbild, sondern auch das Bild, das wir uns von anderen machen und das andere von uns haben. (Fremdbild).


Falscher Stolz führt zu arrogant wirkendem Verhalten, das die Empathie immer weiter schmälert und Vorurteile fördert und ausbaut. Dadurch wird die eigene Welt immer kleiner, wobei die eigenen Möglichkeiten und Perspektiven immer geringer werden. Menschen mit gesundem Stolz sind dagegen zufriedener und glücklicher. Sie entwickeln weniger Vorurteile. Sie sind freundlicher, zuvorkommender, einfühlsamer und hilfsbereiter. Dadurch erhalten sie positives Feedback und Anerkennung, wodurch sich ein gesundes Selbstbewusstsein und ein gesunder Intellekt entwickeln kann. 


Umgang mit hochmütigen Menschen
Wie kann man nun aber mit hochmütigen Menschen umgehen? Das hängt davon ab, um welche Person es sich handelt und welche Rolle sie spielt. Handelt es sich um einen Bewerber, so sollte man tunlichst absagen, handelt es sich um einen Bekannten, so sollte man ihm vorsichtig und dezent darauf hinweisen, wie er rüberkommt und welche Gefahr hier besteht. Ebenso könnte man ihn fragen, wodurch er so geworden ist. Der eine geht in sich und erzählt, der andere streitet ab und negiert, der andere wendet sich von einem ab und sieht einen als Feind, ein anderer findet für sein Verhalten immer wieder Ausreden. Egal, was andere tun: Es kann falsch sein und negativ zurückkommen - ähnlich wie bei Menschen mit einem Wahn, an dem die vehement festklammern, schließlich sind sie von ihrer eigenen (wenn auch falschen) Realität vollends überzeugt. Nur ein Profi kann hier helfen - und nur dann, wenn der Betroffene offen für Feedback und Veränderung und entsprechende Einsicht vorhanden ist.


Zitate
Im Zusammenhang mit Hochmut gibt es unzählige Weisheiten und Zitate, teilweise sogar aus der Bibel: "Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall." oder "Dummheit und Stolz wächst aus einem Holz!"