Hintergrundwissen "Manie"

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Der Begriff "Manie" ist vom griechischen Wort "mania" abgeleitet, was auf der einen Seite für Begeisterung, auf der anderen Seite aber auch für Raserei steht. Menschen mit einer Manie sind folglich übertrieben stark begeistert - aber auch nicht selten schwer erregt.

 

Eine Manie ist eine psychische Störung (Krankheit) und gehört zu den affektiven Psychosen, die häufig verkannt und als Charakterzug abgetan werden. In Wirklichkeit handelt es sich um eine krankhafte Verstimmung, selbst wenn diese vom Betroffenen selbst nicht als solche wahrgenommen wird. Affektive Psychosen sind relativ häufige Krankheiten. Melancholische Phasen sind jedoch häufiger als manische.

 

Das Erscheinungsbild einer Manie bzw. einer manischen Phase ist durch gehobene Stimmung, gesteigerten Antrieb und Ideenflucht gekennzeichnet. Sie ist damit eine Art Gegenstück zur Melancholie. Obgleich man unter gehobener Stimmung zumeist Heiterkeit versteht, trifft dies nur auf einen Teil der Betroffenen zu. Es gibt Maniker, die ausgelassen, fröhlich und witzig sind. Sie sind "gut drauf", ihre Heiterkeit und ihre Scherze sind ansteckend und mitreißend. Sie können Menschen sehr gut belustigen, aufmuntern und motivieren. Ebenso viele Maniker sind jedoch genau anders herum: Sie sind überwiegend gereizt, anspruchsvoll, streitsüchtig und aggressiv. In allen Fällen besteht ein Überschuss an Affektivität: Ein erhöhtes Gefühls- und Gemütsleben in Bezug auf Affekte, Emotionen, Stimmungen und Triebhaftigkeit, welches eine überhöhte Gefühlsansprechbarkeit und einen gesteigerten Antrieb umfasst.

 

Ihre Antriebssteigerung zeigt sich in erhöhter Aktivität, starkem Bewegungsdrang und unermüdlicher Betriebsamkeit. Für die Ausübung mancher beruflicher Tätigkeiten kann dies recht nützlich sein, schließlich leisten manische Menschen vielmehr als andere. Darüber hinaus haben sie kreative neue Ideen, machen visionäre Verbesserungsvorschläge und schmieden große Pläne, die ihrer Meinung nach ebenso logisch und einfach sind wie die eigene Fähigkeit, Probleme einfach und locker lösen zu können.

Für ihre Umgebung sind manische Menschen auf Dauer aber sehr anstrengend. Sie brauchen Entfaltungsraum, ständige Kommunikation und Beachtung und stellen gewisse Ansprüche. Nicht selten zeigen sich Maniker enthemmt. Ihr Schamgefühl ist deutlich reduziert. So erzählen sie z.B. derbe Witze und/oder zeigen sich in sexueller Hinsicht aufdringlicher und anzüglicher - zumindest verbal. Bei anderen äußert sich die Enthemmung durch das Spielen kleiner Streiche, die in der Regel recht harmlos sind.

 

Typisch für eine bestimmte Form der Manie (verworrene Manie) ist die Ideenflucht, die bei der geordneten Manie fehlt. Verworrene Maniker reden viel und teilweise ohne Pausen. Sie haben immer wieder neue Einfälle und kreative Gedankenverknüpfungen, die anderen Menschen teilweise lustig, teilweise fragwürdig anmuten. Auch springen sie gerne von einem Themazum anderen, verlieren sich im Unwesentlichen und sind teilweise außerstande, einen längeren Gedankengang zu Ende zu führen. An Stelle des Rededrangs zeigen manche Maniker einen Schreibdrang.

 

Die Denkfähigkeit von Manikern ist in Takt, das Bewusstsein klar. Da bei einer Manie aber das Selbstbewusstsein ins Maßlose gesteigert sein kann, sind Realitätsverlust und Größenwahn (Megalomanie) ebenfalls möglich. Auch andere Wahnvorstellungen, die als „Realität“ verteidigt und ausgebaut werden, kommen vor. 

 

Die Inhalte des ideenflüchtigen Denkens stehen in einem Zusammenhang mit gesteigerter Betriebsamkeit und Selbstüberschätzung. Maniker halten sich selbst für hochintelligent. Oft geben sie vor, alle Probleme - auch die anderer - lösen zu können. Sie reden z.B. von revolutionären Erfindungen, neuen Weltanschauungen, politischen Erneuerungen, großen finanziellen Unternehmungen, Geschäftsgründungen und sehr weit gespannten Plänen. Das Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit und Unermüdlichkeit strebt nach Änderung und Expansion. Daher spricht man in derartigen Fällen, in denen die besagte Symptomatik vorliegt, auch von einer expansiven Form der Manie. Diese ist jedoch von sogenanntem Größenwahn zu unterscheiden.

 

Da manische Menschen keine Einsichtsfähigkeit in Bezug auf ihre krankhafte Störung haben, neigen sie dazu, ihre Ideen - wozu die abstrusesten Größenideen zählen können - in die Tat umzusetzen. Dies kann sich in Kaufhandlungen und Vertragshandlungen äußern, welche die eigentlichen (auch finanziellen) Möglichkeiten bei weitem übersteigen. Entsprechend entstehen dann Schulden oder andere (z.B. vertragliche) Verpflichtungen, die nicht eingehalten werden können.

 

Dabei ist der Maniker unfähig, die eigene Schuld und Versündigung zu empfinden bzw. sein Verhalten als solches zu erleben. Wird er einer Tat, deren Auswirkungen ihm nicht bewusst sind, beschuldigt, fühlt er sich unrechtmäßig behandelt, gegängelt und drangsaliert, ebenso wenn Forderungen (z.B. Zahlungsaufforderungen, Rückforderungen etc.) von Gläubigern gestellt werden.

 

Erst nach Abklingen der Manie bzw. einer manischen Phase stellt sich die Einsicht (in die Krankheit) und die damit verbundene Fähigkeit zur Selbstkritik langsam wieder ein. Mit der Einsicht kehren aber auch jene Alltagsängste wieder in das Bewusstsein zurück, die dem Maniker zuvor verborgen blieben, da seine Stimmung überhöht war. Mit dieser überhöhten Stimmung ist der Maniker dem gesunden Menschen überlegen. Sie haben ein angenehm übersteigertes Selbstwertgefühl, fühlen sich kraftvoll, gesund und leistungsfähig. Das Problem: Übertriebenes, unüberlegtes und unangemessenes Verhalten werden häufig als Charakterzug verkannt. Daher erfolgt in den seltensten Fällen eine Diagnose und Behandlung. Eine Diagnosestellung wäre jedoch sehr sinnvoll - allein im Hinblick auf die Lithium-Prophylaxe.

 

Schizoaffektive Psychose
In manchen Phasen der Manie können paranoide, halluzinatorische und katatone Symptome beobachtet werden. Dann kocht der Maniker praktisch über, allerdings nur kurzfristig. Bleiben diese Symptome lang andauernd bestehen, so liegt ggf. eine schizoaffektive Psychose vor.