Hintergrundwissen "Emotionale Intelligenz"

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Begriff/Definition
Emotionale Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle (Emotionen) korrekt wahrzunehmen, auszudrücken, zu verstehen, zu handhaben und zu beeinflussen. Anders ausgedrückt, bezeichnet emotionale Intelligenz die Klugheit der Gefühle – sowohl in Bezug auf die eigene Person als auch auf andere Menschen.

Abgrenzung zum Begriff der Intelligenz

Der Begriff der Emotionalen Intelligenz erweitert die klassische Vorstellung von „Intelligenz“, die lediglich mathematische und sprachliche Fähigkeiten als Voraussetzung für den Erfolg im Leben betrachtet, die überlebensnotwendige menschliche Fähigkeit , sich in bestimmten Situationen und andere Menschen einfühlen zu können, jedoch völlig außer Acht lässt.

Entwicklung
Der 1990 eingeführte Begriff der emotionalen Intelligenz entspringt John D. Mayer (University of New Hampshire) und Peter Salovey (Yale University) und ist spätestens seit den nachfolgenden Veröffentlichungen von Daniel Goleman bekannt. Das Konzept basiert auf der Theorie der multiplen Intelligenzen von Howard Gardner, wobei der der eigentliche Kerngedanke bereits von Edward Lee Thorndike und David Wechsler als „Soziale Intelligenz“ formuliert wurde.

 

Bereits Edward Lee Thorndike stellte bereits 1920 fest, dass selbst der fachlich beste Mechaniker als erfolgreicher Vorarbeiter scheitert, wenn es ihm an sozialer Intelligenz fehlt. Daher steht Emotionale Intelligenz in einem starken Zusammenhang mit Erfolg im Privat-, Berufs- oder Geschäftsleben.

 

Emotionale Intelligenz im Berufsleben
Was in der althergebrachten klassischen Personalauswahl bei vielen Personalentscheidern - sowohl vom Verständnis, als auch seitens entsprechender eignungsdiagnostischer Verfahren - noch nicht vollends angekommen ist, ist heute psychologisches Grundlagenwissen. Die erfolgreiche Berufsausübung von Mitarbeitern beruht natürlich nicht allein auf ihrer Fachkompetenz und erst recht nicht auf Basis von Abschlüssen und Zeugnissen. Vielmehr basiert erfolgreiches Handeln auf einer hohen emotionalen Intelligenz.

 

Bei der Besetzung leitender Positionen spielt Emotionale Intelligenz sogar eine weitaus bedeutendere Rolle, sogar bedeutender als das, was mit einem klassischen Intelligenztest gemessen wird: Der Intelligenzquotient. Emotionale Intelligenz hat eine mindestens doppelt so hohe Bedeutung. Je höher die berufliche Position ist, desto wichtiger ist es, sich in bestimmte Situationen und andere Menschen einfühlen zu können, andere zu verstehen, zu handhaben und positiv zu beeinflussen.

 

Emotionale Intelligenz ist eine Kombination erlernbarer Einzelfähigkeiten, die Mitarbeitern und Führungskräften enome Vorteile bietet und die üblichen möglichen Probleme deutlich minimiert und viel besser beheben lässt.

 

Messung
Die Messung der Emotionalen Intelligenz mittels Testung wird (nach Salovey und Mayer) in vier Bereiche gegliedert:

 

- Wahrnehmung von Emotionen
- Nutzung von Emotionen
- Verstehen von Emotionen
- Beeinflussung von Emotionen

Entstehung, Förderung, Minderung und Herabsetzung
emotionaler Intelligenz

Emotionale Intelligenz ist nicht nur Anlagen bedingt, sondern lernbar. Emotionale Intelligenz lernen wir im Leben - und das beginnt bereits im frühen Kindesalter und verläuft über Erziehung, Schule, Partnerschaften usw. stets im direkten Zusammenwirken mit anderen Menschen. Wie wir aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaften wissen, entstehen beim Lernen (z.B. im direkten Kontakt mit anderen Menschen) neue Nervenverbindungen. Je mehr wir lernen, desto mehr Nervenverbindungen entwickeln sich. Umgekehrt wirkt dies ebenfalls: Wenn wir nicht gefordert werden und es uns bequem machen, bauen wir Nervenverbindungen ab. Wir stumpfen regelrecht ab, wenn wir nicht gefordert sind. Hier: Durch soziale Interaktion - das Zusammenspiel mit anderen.

 

Gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere in Sachen Erziehung, Schule, Konsumverhalten, Personalauswahl und Recht behindern oder mindern die Entwicklung Emotionaler Intelligenz. Dazu gehört auch der Umgang mit Alltags- und Unterhaltungselektronik. Wenn Menschen zu viel Zeit mit elektronischen Geräten verbringen, verlernen sie das Erkennen von Emotionen. Sie stumpfen emotional regelrecht ab (Studie der University of California).

 

Um Emotionale Intelligenz entwickeln und aufrechterhalten zu können, ist permanente Interaktion und objektives Feedback nötig. Unser Gehirn lernt ein Leben lang und baut dadurch laufend neue Nervenverbindungen auf und ab. Mit entsprechenden Lernanreizen (z.B. persönlicher Umgang mit Menschen) werden Nervenverbindungen (hier in Bezug auf emotionale Intelligenz) aufgebaut, ohne derartige Herausforderung entsprechend abgebaut, weshalb Menschen soziale und emotionale Fähigkeiten, wie etwa das richtige Deuten von visuellen emotionalen Reaktionen, geradewegs verlernen können.

Die menschliche Mimik ist der wichtigste Übermittler von Emotionen, weshalb das menschliche Gehirn seine Umgebung laufend nach Gesichtern abscannt. In elekronischen Kommunikationsformen (z.B. SMS, E-Mail-Korrespondenz) und in elektronischen Spielen fehlen derartige Informationen. „Emoticons“ stellen keinen adäquaten Ersatz für sichtbare Gefühlsregungen dar, weil sie die Vielfalt der Mimik nicht abbilden können. Face-to-Face-Kommunikation ist also wichtig, um soziale und emotionale Fähigkeiten zu entwickeln und aufrechtzubehalten.

Die 5 Merkmale Emotionaler Intelligenz

nach Daniel Goleman


1. Selbstwahrnehmung - Die eigenen Emotionen kennen
Selbstwahrnehmung ist die Fähigkeit eines Menschen, seine Stimmungen, Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen, verstehen und zu akzeptieren. Diese Fähigkeit ist entscheidend, um das eigene Verhalten, die eigenen Antriebe und Beweggründe für sein Verhalten zu verstehen und auch, um die  Wirkung des eigenen Handelns auf andere Menschen objektiv einschätzen zu können. Im Alltag ist das selten der Fall. Dazu bezieht sich auch auf das Verständnis eigener Emotionen: Tatsächlich fühlen sich viele Menschen ihren Gefühlen geradewegs ausgeliefert, lehnen sie ab, bekämpfen oder vermeiden sie. Im Alltag werden eigene Gefühle übergangen und unterdrückt. Besser ist es aber, sich der Realität und der vorliegenden Fakten bewusst zu sein, damit man seine Gefühle aktiv steuern kann. Dies erfordert Kenntnisse der eigenen Persönlichkeit, Wissen über Gefühle und das richtige Verständnis.

 

2. Selbstregulierung - Emotionen beeinflussen
Selbstregulierung bezieht sich auf angemessenes Handeln in Bezug auf sich selbst und andere. Selbstregulierung bedeutet, seine Gefühle so handhaben, dass sie der entsprechenden Situation und dem Umfeld gegenüber angemessen sind. Dazu zählt u.a. die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen und negative Gefühle der Gereiztheit, Enttäuschung, Angst oder Kränkung abzuschwächen und positive Gefühle zu fördern und zu verstärken. Dies hilft bei der Überwindung von Rückschlägen oder belastenden Situationen, dient aber auch der Aufrechterhaltung der eigenen und fremden Motivation und Leistungsfähigkeit.

 

3. Empathie - Einfühlungsvermögen
Empathie ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, deren Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle wahrzunehmen und adäquat (einfühlend/einfühlsam) darauf zu reagieren. Empathie ist zugleich die Fähigkeit, aufgrund derer sich eine Person gedanklich in die Rolle des Gegenübers hinein versetzen - und Bedürfnisse, Erwartungen und Normen aus der Perspektive des Interaktionspartners betrachten kann. Empathie ist - näher betrachtet - die Fähigkeit, Gefühle und Erwartungen anderer an sich wahrzunehmen und zu verstehen, mit anderen zu kooperieren, selbstständig alternative Lösungen vorzuschlagen und die Konsequenzen aus eigenem und fremden Handeln zu ziehen.

 

Empathie ist zugleich das Fundament für den erfolgreichen Aufbau und die Aufrechterhaltung zwischenmenschliche Beziehungen und echter Partnerschaften. Ein empathischer Mensch erkennt die oft versteckten und für viele Menschen nicht erkennbaren Signale anderer viel führer oder überhaupt und erkennt, was andere brauchen oder wollen. Im Berufsleben spielt diese Fähigkeit eine wichtige Schlüsselrolle für das Erkennen der Bedürfnisse von Kunden, Mitarbeitern und Teamkollegen und die darauf basierende Entscheidungen und Handlungen. Dazu zählt die Befriedigung von Wünschen und Bedürfnissen von Kunden, Mitarbeitern und Teamkollegen ebenso wie die rechtzeitige Erkennung und Behebung möglicher Konflikte.

4. Motivation & Motivierung - Umsetzung emotionaler Intelligenz in die Tat
Hier geht es darum, Emotionen so zu beeinflussen, dass sie bei der Erreichung von Zielen helfen. Dazu gehören Eigenmotivation und Selbstmotivierung wie die Motivation und entsprechende Motivierung anderer. Zum einen benötigt man die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren, zum anderen die Fähigkeit andere grundsätzlich oder für konkrete Dinge zu motivieren oder zu begeistern. Über die Einfühlung in die Bedürfnisse und Beweggründe (Motive) anderer sind emotional intelligente Menschen in der Lage, konkrete Motivationsanreize und Erfolgserlebnisse zu schaffen. Dies setzt zugleich voraus, dass jemand in der Lage ist, kurzfristige (emotionale) Vorteile und Verlockungen hinauszuschieben, impulsive Reaktionen zu unterdrücken und dadurch längerfristige Perspektiven zu schaffen.

5. Sozialkompetenz/Soziale Kompetenz - Umgang mit Beziehungen
Soziale Kompetenz oder Sozialkompetenz ist die Fähigkeit, soziale Beziehungen zu gestalten und bezeichnet die Gesamtheit von Fertigkeiten, die für die Gestaltung des sozialen Zusammenlebens nützlich oder sogar notwendig sein können. Die Gefühle anderer Menschen - und wie man damit umgeht - spielt dabei eine entscheidende Rolle. Soziale Kompetenz ist die Grundlage für eine reibungslose Zusammenarbeit im Privat-, Berufs- und Geschäftsleben. Soziale Kompetenz ist ebenso die Voraussetzung für Beliebtheit, Wertschätzung und Integration in eine Gemeinschaft und darüber hinaus die wichtigste Leadership-Grundlage und zugleich das wichtigste Leadership-Qualitätsmerkmal. Sozialkompetenz bezieht sich auf die Gesamtheit individueller sozialer Kompetenzen. Das sind die Einstellungen und Fähigkeiten, die dazu dienen... (Detail-Infos)

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